Szene aus Turandot im Steinbruch St. Margarethen
Esterhazy/Jerzy Bin
„Turandot“ in St. Margarethen

Schlaflose Nacht im Steinbruch

Nach der pandemiebedingten Pause im Vorjahr wird seit Mittwoch auch bei der Oper im Steinbruch wieder gespielt: Mit Giacomo Puccinis „Turandot“ setzt man in St. Margarethen auf einen der großen Klassiker. Der künstlerische Direktor Daniel Serafin kündigte ein „Game of Thrones“-Spektakel an – den Aufruf der legendärsten Arie des Werks – „Nessun dorma“ („Keiner schlafe“) – sollte das Publikum wohl kaum nötig haben.

Puccini, der in seinen früheren Werken überwiegend auf sentimentale Melodramen setzte, lässt es bei seiner letzten und unvollendet gebliebenen Oper brutal zugehen. Turandots Schwur, denjenigen zu heiraten, der ihre drei Rätsel lösen kann, und alle scheiternden Brautwerber hinrichten zu lassen, hat schon viele Opfer gefordert – trotzdem finden sich immer wieder Kandidaten, darunter auch Calaf, der sich als erfolgreich erweisen und daraufhin das Ratespiel umdrehen wird.

In St. Margarethen setzt das neunköpfige – rein männliche – Leading Team um Regisseur Thaddeus Strassberger und Bühnenbildner Paul Tate de Poo auf die Opulenz der Steinbruchkulisse. Mit einem Prinzessinnenpalast, einem zwölf Meter langen Boot, einem „Puzzle Stone“ als Haus des Kaisers und mit riesigen Projektionen (Videodesign: Media Apparat, Lichtdesign: Driscoll Otto) nutzen sie die Cinemascope-Bühne vor den Felswänden in ihrer Gänze genauso aus wie die einsetzende Dunkelheit im Laufe der Inszenierung.

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Szene aus Turandot im Steinbruch St. Margarethen
Esterhazy/Jerzy Bin
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Szene aus Turandot im Steinbruch St. Margarethen
Esterhazy/Jerzy Bin
Szene aus Turandot im Steinbruch St. Margarethen
Esterhazy/Jerzy Bin

Bei allem Spektakel sieht Strassberger in seiner Deutung des Werks aber doch auch den Bogen zur Realität – „im Märchen ist es extremer, aber die Liebe ist immer riskant“, so der Regisseur bei der Vorstellung seines Konzepts im Vorjahr. Für ihn sind auch die beiden gegensätzlichen Frauenfiguren der Oper – die brutale Turandot und die gute Liu – nicht nur obsolete Männerfantasien, sondern zwei mögliche Facetten der Weiblichkeit. So sieht er auch Calaf, der zwischen Liebe und Gefahr abwägen muss: „Bei ihm sitzen ein Engel und ein Teufel auf der Schulter.“

Dreifachbesetzung als Sicherheitsnetz

20 Protagonisten und Solisten erzählen die Geschichte auf der 7.000 Quadratmeter großen Bühne – in 150 handgefertigten Kostümen, die teilweise 15 bis 20 Kilo schwer sind und von Kostümnbildner Giuseppe Palella entworfen wurden. In ihren Rollen bereits erprobte Darsteller, aber auch Debütanten sind unter der Leitung des Dirigenten Giuseppe Finzi im Einsatz.

„Turandot“ im St. Margarethener Steinbruch

Um ein Jahr verschoben feiert heuer „Turandot“ im Steinbruch in St. Margarethen Premiere.

Für die Titelrolle wurde Martina Serafin – Schwester des künstlerischen Direktors Daniel Serafin – ausgewählt, die im Steinbruch bereits die Tosca gab. In anderen Vorstellungen wird Turandot von der polnisch-amerikanischen Sopranistin Ewa Plonka und der Amerikanerin Courtney Mills verkörpert. In der Rolle des Calaf sind Andrea Shin, Leonardo Caimi und Yinjia Gong zu erleben. Auch die anderen Rollen sind nicht nur doppelt, sondern sogar dreifach besetzt, zur Sicherheit in der Pandemie, so der künstlerische Direktor.

Ein Finale wie ein Feuerwerk

Selbst Puccini scheiterte bis zu seinem Tod daran, eine befriedigende musikalische Lösung für das Happy End zu finden. Sein Kollege Franco Alfano komponierte schließlich auf Grundlage der Skizzen ein fulminantes Finale. Für Regisseur Strassberger ist es ein stimmiges – denn „Kunst endet nicht mit dem Künstler“, sagte er bei einer Pressekonferenz. In St. Margarethen endet die Kunst seit vielen Jahren mit einem großen Feuerwerk – nach der Absage 2020 darf diese Tradition heuer wiederauferstehen.