Neue Biodiversitätsstrategie soll bis Jahresende stehen

Mit der neuen Biodiversitätsstrategie soll der teilweise dramatische Verlust von Tier- und Pflanzenarten samt ihrem Lebensraum aufgehalten werden.

„Die Liste der gefährdeten Arten soll kürzer werden“, definierte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) ein Ziel bis 2030. Der Handlungsbedarf ist groß, in einem günstigen Zustand sind nur noch „18 Prozent der Lebensraumtypen und 14 Prozent der Arten“, erläuterte heute Stefan Schindler vom Umweltbundesamt bei einer Pressekonferenz.

Österreich zählt mit rund 68.000 Arten zu den artenreichsten Ländern Mitteleuropas. Fast 600 Tierarten und rund 150 Pflanzenarten kommen überdies nur hier vor. Aber ein Blick auf die Rote Liste der gefährdeten Arten zeigt, dass ungefähr 50 Prozent davon gefährdet sind, „bei den Amphibien sind es sogar 100“, so Schindler.

Den Artenschutz stärken soll die nationale Biodiversitätsstrategie, die alle zehn Jahre erneuert wird. Für die bis 2030 angelegte künftige Strategie erarbeitete das Umweltministerium gemeinsam mit dem Umweltbundesamt in den vergangenen Monaten einen Entwurf. Er soll nun von der Biodiversitätskommission behandelt und bis Ende des Jahres beschlossen werden.

Kommission berät über Entwurf

In der Kommission sind Vertreterinnen und Vertreter der relevanten Ministerien, der Bundesländer, Sozialpartner, NGOs und der Wissenschaft vertreten, wie die Vorsitzende Valerie Zacherl-Draxler erläuterte.

Das Gremium mit beratender Funktion tagt heute das erste Mal zu der neuen Strategie. Zudem soll über die Möglichkeit der schriftlichen Stellungnahme auch die übrige Öffentlichkeit eingebunden werden, so Zacherl-Draxler.

Drei Hauptpunkte sind in dem Entwurf bereits definiert. So soll ein Drittel der gefährdeten heimischen Arten und Lebensräume wieder in einen guten Zustand gebracht werden, 30 Prozent der Staatsfläche sollen unter Schutz gestellt werden, und die Biolandwirtschaft soll bis 2030 vom derzeit 26 Prozent auf einen Anteil von rund einem Drittel wachsen.

Kritik vom Koalitionspartner

Eine erste Reaktion gab es bereits vom Koalitionspartner ÖVP – und zwar in Form von Kritik des Umweltsprechers Johannes Schmuckenschlager. Er warf der Expertenkommission in einer Aussendung vor, dass diese Ergebnisse präsentiere, bevor die Biodiversitätskommission sich überhaupt beraten habe. „Ein breiter und konstruktiver Dialog sieht anders aus“, so sein Statement.

Wesentliche Grundlage für die Artenvielfalt in Österreich sei die „vielfältige und nachhaltige landwirtschaftliche Bewirtschaftung“. „Es ist ein Irrglaube seitens des von Ministerin Gewessler geführten Ressorts, dass die Nichtbewirtschaftung von beispielsweise Alm- oder Forstflächen für mehr Biodiversität sorgt“, so Schmuckenschlager.

Auch der WWF meldete sich zu Wort. Die Biodiversitätsstrategie enthalte zwar viele gute Ansätze, „sollte aber bis zum Beschluss noch deutlich verbessert werden. Denn die neue Strategie muss verbindlich und konkret sein, damit sie nicht wieder als Papiertiger endet“, so der WWF.

Eine Verbindlichkeit in der Form, dass die Strategie per Gesetz festgelegt wird, schloss die Vorsitzende der Biodiversitätskommission jedoch bereits aus.