Mehr als 5.000 Festnahmen in Kuba

Drei Tage nach Beginn der Demonstrationen gegen die Regierung in Kuba sind nach Angaben unabhängiger Journalisten inzwischen Tausende Menschen festgenommen worden. Unter den mehr als 5.000 Festgenommenen seien mehr als 120 Aktivisten und Journalisten, berichtete heute das Onlineportal 14ymedio, das Berichte aus der Bevölkerung zusammengetragen hatte.

Brutales Vorgehen

Dabei gingen die Sicherheitskräfte teils brutal vor, wie unter anderem in einem Video zu sehen ist, dessen Echtheit die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gestern bestätigte.

Das Video zeigt, wie Sicherheitskräfte in der Stadt Cardenas versuchen, durch den Vordereingang in eine Wohnung einzudringen, während drinnen eine Frau mit einem kleinen Kind im Arm „meine Kinder!“ und „warum macht ihr das?“ schreit. Dann kommt ein Beamter mit erhobener Pistole aus der anderen Richtung in die Wohnung.

Ein offenbar später aufgenommener Teil des Videos zeigt eine Blutlache auf dem Boden. Das Onlineportal CiberCuba berichtete, der Ehemann der Frau sei vor seiner Familie angeschossen, geschlagen und mitgenommen worden.

Staatsmedien berichten von Totem

Staatsmedien berichteten am Dienstag von einem Toten bei einer Demonstration am Montag in Havanna. Der 36 Jahre alte Vorbestrafte habe als Teil einer „organisierten Gruppe antisozialer und krimineller Elemente“ versucht, eine Polizeistation anzugreifen. Zu den Umständen seines Todes gab es keine Angaben.

Am Sonntag hatten Tausende Kubanerinnen und Kubaner in zahlreichen Städten für Freiheit, gegen Unterdrückung und Mangelwirtschaft demonstriert. Solche Proteste hatte es seit Jahrzehnten in dem Karibik-Staat nicht mehr gegeben.

Erste Zugeständnisse

Die Regierung machte erste Zugeständnisse. So dürfen Reisende Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel künftig zollfrei einführen, wie Ministerpräsident Manuel Marrero gestern (Ortszeit) in einer TV-Ansprache ankündigte.

Auch bisher geltende Mengenbegrenzungen fallen weg. Die neuen Regeln treten am Montag in Kraft und gelten zunächst bis Jahresende. Präsident Miguel Diaz-Canel kündigte eine „kritische Analyse“ der Probleme an. Marrero kündigte auch an, dass die Stromerzeugung verbessert und die Produktion von Medikamenten ausgebaut werden solle.