Schaulustige bei der Staustufe Ranshofen in Braunau am Inn
APA/Manfred Fesl
Hochwasser in Österreich

Alarmbereitschaft in vielen Regionen erhöht

Starke Niederschläge haben am Wochenende in mehreren Bundesländern zu Hochwasser geführt. Besonders die Innenstädte von Hallein in Salzburg und Kufstein in Tirol standen unter Wasser, in Wien meldete die Feuerwehr bis Sonntagmittag mehr als 1.200 Einsätze. In Neuhofen an der Ybbs und Ferschnitz (beides NÖ) wurde der Zivilschutzalarm ausgelöst – am späten Nachmittag dann auch in Mittersill (Salzburg).

In Tirol hat der heftige Regen am Sonntag die Einsatzkräfte weiterhin stark gefordert. Zahlreiche Murenabgänge, überflutete Keller und Tiefgaragen waren die Folge der heftigen Niederschläge. Es gab keine Verletzten. Besonders betroffen war die Stadt Kufstein, der dortige Zivilschutzalarm wurde aber in der Früh aufgehoben. Das Land sicherte den Betroffenen indes finanzielle Unterstützung aus dem Katastrophenfonds zu.

In den besonders betroffenen Gebieten im Unterland haben die Niederschlagsmengen von 70 bis 120 Millimeter mit Spitzen bis zu 170 Millimeter zu einer Hochwasserentwicklung mit Scheiteln über denen eines 30-jährlichen Hochwassers geführt. Für Sonntag wurden weitere Regenmengen von bis zu 40 Millimeter prognostiziert, eine Entspannung war laut ZAMG erst Sonntagnachmittag zu erwarten. Die Bevölkerung wurde daher weiter aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen – mehr dazu in tirol.ORF.at.

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Feuerwehreinsatzkräfte in Kufstein
APA/Zeitungsfoto.at/Daniel Liebl
Am Samstagabend wurde in der Stadt Kufstein Zivilschutzalarm ausgelöst – inzwischen aber wieder aufgehoben.
Feuerwehreinsatzkräfte in Kufstein
APA/Zeitungsfoto.at/Daniel Liebl
Die anhaltend starken Regenfälle im Unterland ließen die Pegelstände steigen.
Feuerwehreinsatzkräfte in Kufstein
APA/Zeitungsfoto.at/Daniel Liebl
Die Bevölkerung wurde aufgefordert in den Häusern zu bleiben.
Feuerwehreinsatzkräfte in Kufstein
APA/Zeitungsfoto.at/Daniel Liebl
Keinesfalls sollten Keller und Tiefgaragen aufgesucht werden.
Feuerwehreinsatzkräfte in Kufstein
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Die Felbertauernstraße musste auf Grund akuter Murengefahr gesperrt werden.

„Die Innenstadt steht in einer Form unter Wasser, wie wir es noch nie erlebt haben“, berichtete Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel. An Aufräumarbeiten sei noch nicht zu denken. Die Feuerwehren seien damit beschäftigt, die Bäche auszupumpen und Verklausungen zu beseitigen. Vor allem die Innenstadt war stark betroffen – Straßen, Keller und Garagen standen unter Wasser. Ein Katastrophenzug war im Einsatz. Die Menschen wurden aufgerufen, nicht in die Stadt zu kommen.

Zivilschutzalarm in Mittersill

In Mittersill (Salzburg) spitzte sich die Hochwassersituation Sonntagabend erneut zu – die Salzach führt nach starkem Regen wieder mehr Wasser und auch die Pegelstände der Rückhaltebecken sind wieder angestiegen. Die Bezirkshauptmannschaft Zell am See sprach daraufhin Zivilschutzalarm aus – die Bevölkerung wird aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, Tiefgaragen und Keller nicht zu betreten und sich auch von den Dämmen der Fließgewässer fernzuhalten. Die Wasserstände in Mittersill sind außergewöhnlich – hier spricht man von einem 50-jährigen Hochwasser – mehr dazu in salzburg.ORF.at

Hoher Pegelstand: Hubbrücke in Mittersill wurde gehoben

In Mittersill (Pinzgau) wurde Samstagabend entschieden, die Hubbrücke zu heben, damit die Hochwasser führende Salzach kontrolliert unter der gehobenen Brücke durchlaufen kann.

Aufräumen in Hallein

In Hallein in Salzburg haben nach der Überflutung der Altstadt die Aufräumarbeiten begonnen. Der Zivilschutzalarm in der Tennengauer Bezirkshauptstadt wurde mittlerweile aufgehoben. Samstagabend trat der Kothbach über die Ufer und überflutete weite Teile des Stadtzentrums – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

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 Aufräumungsarbeiten am in Hallein
APA/Daniel Scharinger
Nachdem die Wassermassen aus dem Kothbach am Samstagabend die Stadt Hallein überflutet hatten, waren am Sonntag die Einsatzkräfte mit Aufräumarbeiten beschäftigt
Zerstörtes Geländer bei einem Fluss in Hallein
APA/Barbara Gindl
Der Kothbach zog sich zwar in den Bachlauf zurück, doch in den Straßen der Keltenstadt hinterließ er Schlamm und Verwüstung
Aufräumungsarbeiten in Hallein
APA/Daniel Scharinger
Feuerwehrleute und Freiwillige schaufelten Schlamm, Äste und Schwemmgut aus den Eingängen der Häuser in den betroffenen Straßen
Hochwasser Stadt Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
Der Pegelstand der Salzach in der Salzburger Altstadt betrug Sonntagvormitag 6,5 Meter (Alarmstufe 2)
Hochwasser in Schärding
APA/Daniel Scharinger
Auch der mobile Hochwasserschutz in Schärding wurde aktiviert
Hochwasser in Braunau am Inn
APA/Daniel Scharinger
Steyr, Schärding und der Bezirk Braunau rüsteten sich für Hochwasser, mit dem durch das schnelle Ansteigen des Pegels in der Salzach auch im Inn zu rechnen war

Bei den Wassermassen, die durch die Halleiner Altstadt schossen, wurden mehrere Häuser, Autos und Geschäftsflächen geflutet. Das Land Salzburg fordert die Bevölkerung auch am Sonntag auf, weiterhin in den Häusern zu bleiben, auch Kellerräume und Tiefgaragen sollten gemieden werden. Die Behörde appelliert an die Bevölkerung, sich von Dämmen und Fließgewässern fernzuhalten.

Halleiner Innenstadt überflutet

In Hallein in Salzburg haben die Fluten die Innenstadt verwüstet. Ein Handyvideo aus dem Ort zeigt die unglaubliche Wucht des Wassers – und wie gefährlich es werden kann, wenn man hineingerät.

Trotz der dramatischen Szenen in der Halleiner Altstadt und den reißenden Wassermassen, die auch durch Häuser geflossen waren, konnten alle Personen in Sicherheit gebracht werden.

Kothbach überflutet Stadtzentrum von Hallein

Trinkwasser in Kuchl verunreinigt

Auch andere Salzburger Gemeinden stehen im Hochwassereinsatz. In Kuchl (Tennengau) ist das Trinkwasser wegen des Hochwassers seit Sonntagfrüh verunreinigt. Laut derzeitigem Stand könnten Muren das Trinkwasser verunreinigt haben, sagte Stefan Vötter vom Zivilschutz. Der Grund und das Ausmaß der Verschmutzung sind noch nicht bekannt. Der Hochbehälter der Gemeinde wird aktuell ausgelassen und dann mit frischem Wasser befüllt. Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) hofft, dass ab Montag wieder eine gewohnte Wasserversorgung möglich ist.

Seit Samstagabend kämpfen die Einsatzkräfte gegen die Wassermassen nach dem Starkregen – Dutzende Bäche und Flüsse sind über die Ufer getreten. Im Oberpinzgau hat sich die Situation am Sonntag rund um Bramberg erneut zugespitzt. 2.500 Feuerwehrleute waren bisher im Einsatz.

Bahnstrecken gesperrt

Aufgrund der Hochwassersituation haben die ÖBB zwei Streckenabschnitte gesperrt. Zwischen Golling und Werfen sowie zwischen Schwarzach Sankt Veit und Saalfelden gibt es derzeit keinen Zugsverkehr. Die Gleisanlagen stehen teilweise unter Wasser, berichteten die ÖBB in einer Aussendung. Die Pinzgauer Lokalbahn verkehrt momentan nur zwischen Zell am See und Piesendorf. Weiter nach Krimml wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Auch auf den ÖBB-Strecken wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Erst nach dem Absinken der Pegel können die Abschnitte auf Schäden überprüft werden. Deshalb könnten über die Dauer der Streckenunterbrechung noch keine Angaben gemacht werden.

Pegelstände in Salzburg stabilisieren sich

Nachdem am Sonntagnachmittag die intensiven Regenschauer in Salzburg nachgelassen hatten, stabilisierten sich auch die Pegelstände an der Salzach. Wie der Hydrographische Landesdienst mitteilte, stieg der Pegel im Oberlauf von Wald bis Bruck nicht mehr weiter und auch zwischen Golling und Oberndorf sank seit Mittag der Wasserstand.

Die Saalach zeigte ebenfalls von Weißbach bis Siezenheim durchgehend eine rückläufige Tendenz. Doch laut Wetterprognose ist noch immer punktuell vom Wolfgangsee über Hintersee und Abtenau bis nach Lofer mit kräftigen Regenschauern zu rechnen. Erst in der Nacht auf Montag kommt es laut Prognose zu einer Wetterberuhigung.

Zivilschutzalarm im Bezirk Amstetten

In Neuhofen an der Ybbs und Ferschnitz (beides Bezirk Amstetten, NÖ) ist Sonntagmittag der Zivilschutzalarm ausgelöst worden. Wegen der extremen Niederschläge steigt nach Angaben der Landeswarnzentrale der Wasserstand der Bäche. Die Bevölkerung wird aufgefordert, höher gelegene Stockwerke aufzusuchen und Kellerräume unbedingt zu meiden – mehr dazu in noe.ORF.at.

Weil der Pegel der Donau steigt, rüsten sich die Gemeinden entlang der Donau gegen Überflutungen. Die Vorbereitungen für die Errichtung des mobilen Hochwasserschutzes laufen. Großflächige Überschwemmungen werden aber nicht erwartet. Die Bezirkshauptmannschaft Krems gab am Sonntag eine Hochwasserwarnung aus – mehr dazu in noe.ORF.at.

In der Bundeshauptstadt Wien selbst regnete es Samstagabend innerhalb einer Stunde 15 Liter pro Quadratmeter, so viel wie insgesamt in den vergangenen sieben Wochen zusammen, gab die Wiener Berufsfeuerwehr bekannt. Mehr als 1.200 Einsätze wurden bis Sonntagmittag absolviert, Entspannung ist vorerst nicht in Sicht – mehr dazu in wien.ORF.at.

Hochwasser und Murenabgänge in OÖ

In Oberösterreich haben die starken Regenfälle vor allem in Steyr und Schärding sowie im Steyrer Einzugsgebiet und im Salzkammergut Hochwasseralarme, Murenabgänge und überflutete Keller ausgelöst. Die B145 ist bei Traunkirchen unterbrochen, in Ach im Innviertel steigt die Salzach immer höher.

Der Hydrographische Dienst des Landes geht in seiner Prognose davon aus, dass der Pegel des Inn in Schärding maximal auf bis zu sieben Meter ansteigen kann, was auch der Höhe des Hochwasserschutzes entspricht. Beim Hochwasser 2013 ist der Inn in Schärding auf 10,57 Meter angestiegen – mehr dazu in ooe.ORF.at.

B24 in Steiermark gesperrt

Starkregen sorgte für Überflutungs- und Murengefahr auch quer durch die Steiermark. In der Obersteiermark etwa wurden zahlreiche Keller überflutet; die B24 musste gesperrt werden – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Auch in Vorarlberg musste die Feuerwehr wiederholt ausrücken, besonders betroffen war die Stadt Dornbirn. Im Bereich des Gechelbaches, der über die Ufer getreten ist, wurden zahlreiche Gebäude überflutet – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Im Seebachtal in der Gemeinde Mallnitz in Kärnten ereigneten sich am Samstagnachmittag mehrere Murenabgänge. Ein Hüttenwirtehepaar, das sich noch auf ihrer Hütte in 1.338 Metern Seehöhe befand, musste ausgeflogen werden – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Regierung sagt Hilfe zu

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sagten am Sonntag den Geschädigten des Hochwassers Hilfe aus dem Katastrophenfonds zu. „Die Bilder aus Teilen Österreichs und besonders aus Hallein oder dem Tiroler Unterland machen betroffen und schockiert. Wir werden als Bundesregierung alles in unserer Macht Stehende tun, um den Betroffenen vor Ort zu helfen“, sagte Kurz. Er dankte den „Einsatzkräften und allen freiwilligen Helfern für ihren Einsatz für unsere Mitbürger“.

Nach dem turbulenten Wochenende beruhigt sich das Wetter in der kommenden Woche allmählich. Die Höchsttemperaturen reichen von Montag bis Freitag jeweils an die 30 Grad heran. Lokale Schauer oder Gewitter sind aber auch in den nächsten Tagen möglich.