Privater Swimming Pool
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Abkühlen bei Fremden

„Airbnb für Pools“ als Trend in USA

Die sommerliche Hitze in Teilen Europas und der USA und die Tatsache, dass die CoV-Pandemie noch lange nicht überwunden ist – beides zusammen ergibt offenbar die ideale Kombination für ein recht neues Service: Swimply, Swimmy und andere Apps sind quasi das „Airbnb für Pools“. Private Pools können so auf Stundenbasis angemietet werden.

Rund 13.000 Poolbesitzerinnen und -besitzer in den USA bieten ihr Schwimmbad inklusive jeweiliger Infrastruktur (von Dusche über Liegestühle bis hin zu Griller oder Soundanlage) mittlerweile allein via die App Swimply an. Dazu gibt es den europäischen Konkurrenten Swimmy, der seit dem Frühjahr auch in einer Handvoll US-Staaten zur Verfügung steht, und ein paar andere Anbieter. Sie verdienen – ganz nach dem Muster von Airbnb – mit dem Vermitteln von Pools. Abgerechnet wird nach Stunden, wobei viele Vermieter eine Minimalzeit von zwei Stunden verlangen.

Wer einen gemütlichen und erfrischenden Nachmittag im Kreise von Familie oder Freunden verbringen will, kann das in vielen Regionen der USA und ein paar europäischen Ländern nun machen – und zwar ohne Gedränge, Lärm und Nähe anderer Menschen, wie das am Strand oder in öffentlichen Bädern zwangsläufig oft der Fall ist.

Familie badet in privatem Pool
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Von edel bis eher traurig reicht die Bandbreite an Pools

Große Bandbreite bei Angebot und Preisen

Die Vermieter können ganz ähnlich wie bei Airbnb Fotos von ihrem Pool und der dazu verfügbaren Infrastruktur posten und einen Preis festlegen. Häufig wird eine Mindestnutzungsdauer angegeben. Dazu kommen weitere Hinweise – etwa, dass der Pool auf Wunsch geheizt werden kann oder dass Babys nur mit Schwimmwindel in den Pool dürfen. Die Preise bewegen sich in den USA großteils zwischen 35 und 50 Dollar (30 bis 43 Euro) pro Stunde – sie können aber bei luxuriöseren Anwesen oder bei freiem Blick auf Downtown Los Angeles auf 100 Dollar klettern. Deutlich niedriger im Schnitt sind die Preise via Swimmy – besonders in Europa (in Österreich gibt es das Service derzeit nicht).

Das Ehepaar Battan, dessen Haus mit Pool außerhalb von Portland, Oregon, liegt, erzählte dem „Wall Street Journal“ („WSJ“), dass sie im September des Vorjahres begannen, ihren Pool zu vermieten, der zuvor jahrelang ungenutzt war, weil die Kinder ausgezogen waren. In den ersten zwei Stunden, in denen der Pool auf der App online war, wurde es dreimal gebucht. In weniger als einem Jahr hätten sie rund 2.700 Buchungen gehabt, so die Battans. Und sie schätzen, dass sie rund 110.000 Dollar einnahmen, das seien in etwa die Kosten für die Errichtung des Pools gewesen. Jedenfalls aber sollte es die in der Pandemie in den USA stark gestiegenen Kosten für Poolchemikalien abdecken.

Win-Win-Win in Pandemie

Das Unternehmen Swimply selbst gab laut „WSJ“ an, dass es bisher insgesamt etwa 122.000 Buchungen seit dem Start im Vorjahr abgewickelt habe. Das Geschäft sei schon vor der Pandemie gut angelaufen, habe aber durch die Gesundheitskrise und das längere Schließen öffentlicher Bäder stark an Tempo gewonnen. Viele – aufseiten der Vermieter – hätten eine zusätzliche Einkommensquelle gesucht. Umgekehrt sei es für viele Mieterinnen und Mieter eine Gelegenheit, sich nach den Lockdowns CoV-technisch relativ sicher treffen zu können und miteinander Spaß zu haben, so der Mitgründer und Firmenchef Bunim Laskim.

Swimply zufolge verdienen Vermieter durchschnittlich 5 bis 10.000 Dollar im Monat. Allerdings muss man den Pool die Hälfte des Monats den ganzen Nachmittag vermieten (können), um bei einem Stundenpreis von 50 Dollar auf 5.000 Dollar Umsatz zu kommen. Das Unternehmen selbst hebt von den Vermietern 15 Prozent und zehn Prozent von den Mietern als Servicegebühr ein.

Screenshot https://swimply.com/
www.https://swimply.com/
Die lokale Flucht aus dem Alltag versprechen Swimply und andere Plattformen

Oft Familien aus derselben Stadt

Laut dem Unternehmen sind es meist Familien aus derselben Stadt oder demselben Ort, die einen Pool mieten. Im Schnitt bestehe eine Gruppe aus fünf bis sieben Personen. Viele Vermieter pflegen und servicieren Pool, Garderoben und Ähnliches selbst, was durchaus Aufwand bedeutet. Sollte sich das Poolmieten durchsetzen, könnte aber auch hier, ähnlich wie bei privat kurzfristig vermieteten Wohnungen, eine Serviceindustrie entstehen, die diese Arbeiten übernimmt. Das umso mehr, als es in den USA seit Jahrzehnten viel verbreiteter ist als in Europa, die Pflege von Pools oder Gärten an Dienstleister auszulagern.

Eine Versicherung wird von den Plattformen bereitgestellt. Das Gros der Vermieter bleibt aber zu Hause, während der Pool vermietet ist, um das Risiko von (mutwilligen) Beschädigungen, aber auch gefährlichem Verhalten – etwa nach Alkoholkonsum von Jugendlichen im Pool – zu minimieren.

Sollten die Plattformen – Swimmy wurde 2017 gegründet, Swimply 2018 – sich dauerhaft etablieren, droht ihnen wohl ähnlich wie Airbnb und anderen Anbietern auf dem Wohnungsmarkt eine stärkere Regulierung durch die öffentliche Hand. Der Bundesstaat Wisconsin kündigte laut „USA Today“ im Frühjahr bereits an, auf diesen Plattformen angebotene Pools künftig wie öffentliche Bäder zu behandeln. Das hieße, dass die Besitzer sich eine Lizenz besorgen müssten.