Heute begeht Belgien seinen Nationalfeiertag, der die Unabhängigkeit von den Niederlanden nach der Belgischen Revolution feiert. Nicht fehlen darf die Teilnahme der Königsfamilie am Te Deum in der St.-Gudula-Kathedrale in Brüssel, die Militärparade vor dem Stadtschloss und ein abendliches Feuerwerk. Auch dieses Mal sind die Feierlichkeiten wegen der Pandemie eingeschränkt worden. Zudem fehlt heuer eine traditionelle Zutat: der Wolkenbruch, der üblicherweise immer dann niederkommt, wenn die Militärparade beginnt. Der Regen ist derart typisch am Nationalfeiertag, dass er zum geflügelten Wort wurde: „la drache nationale“.
Dieses Mal ist man freilich besonders froh, dass der Regen ausbleibt. Belgien war wie die Niederlande und Deutschland stark betroffen von den Hochwassern der vergangenen Woche. Gestern gab es einen Staatstrauertag, das ganze Land legte eine Schweigeminute ein. In Belgien liegt die Zahl der Unwettertoten nach offiziellen Angaben bei mindestens 31.
Österreichisch, niederländisch, belgisch
Am 21. Juli erinnert Belgien mit zahllosen Feiern im ganzen Land an die Befreiung von der niederländischen Herrschaft. Nach den napoleonischen Kriegen wurde auf dem Wiener Kongress 1814/1815 die Neuordnung Europas beschlossen und dabei auch das Vereinigte Königreich der Niederlande gegründet. Dazu gehörten damals Holland, Luxemburg sowie das bis dahin österreichische Belgien. Inspiriert von den Freiheitsbestrebungen anderer Länder gärte es in der Folge auch in der belgischen Bevölkerung.
Startschuss für die Revolution war eine Opernaufführung im August 1830 in der Brüsseler La Monnaie/De Munt. Das patriotische Stück „Die Stumme von Portici“, in dem es um eine Revolte in Neapel geht, war Anlass für ein Überkochen der Stimmung gegen die Fremdherrschaft, die sogar zugegen war: Der niederländische König Wilhelm I. saß in der Königsloge des Opernhauses. Die Zuschauerinnen und Zuschauer strömten ins Freie, fanden sich zu einer spontanen Demonstration zusammen und stürmten öffentliche Gebäude. Die königlichen Truppen versuchten gewaltsam, Brüssel zu halten, doch es war zu spät. Am 18. November 1830 erklärte sich Belgien für unabhängig. Der eigentliche Nationalfeiertag wurde später auf das Datum der Thronbesteigung des neuen Königs, Leopold I., im Jahr 1831 festgesetzt.