Warnung vor Überlastung des Gesundheitssystems in Japan

Der wichtigste Coronavirus-Berater der japanischen Regierung hat angesichts der rasant gestiegenen Infektionszahlen vor einer Überlastung des Gesundheitssystems gewarnt. „Wenn das Krisenbewusstsein nicht geteilt wird, wird der Druck auf das Gesundheitssystem früher oder später noch gravierender“, warnte der Mediziner Shigeru Omi heute.

Landesweit wuchs die Zahl der Neuinfektionen infolge der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante erstmals binnen eines Tages über die Marke von 9.000 Fällen auf insgesamt 9.576. „Außer Impfungen gibt es nicht viele andere Faktoren, die Infektionen zu senken“, sagte Omi.

Impfappell an jüngere Bürger und Bürgerinnen

Viele Bürger und Bürgerinnen hätten sich inzwischen an die Coronavirus-Lage gewöhnt, was zum Anstieg der Infektionen beitrage. Andere Faktoren seien neben der Delta-Variante des Virus die Ferienzeit sowie die Olympischen Spiele.

Tokios Gouverneurin Yuriko Koike rief die jüngeren Bürger und Bürgerinnen auf, sich impfen zu lassen, zu Hause zu bleiben und die Coronavirus-Maßnahmen zu befolgen. Die Aktivitäten junger Menschen seien der Schlüssel, um die Infektionen einzudämmen.

Gewöhnungseffekt setzt sein

Der Anstieg der Infektionen habe nichts mit Olympia zu tun, sagte Koike. Der japanische Psychologieprofessor Harada Takayuki von der Universität Tsukuba erklärte gegenüber dem japanischen Fernsehsender NHK, dass im Zuge der fröhlichen Olympiastimmung und der Erfolge der japanischen Athletinnen und Athleten viele Menschen das Coronavirus nicht mehr so ernst nähmen.

Sie sähen, dass es scheinbar kein Problem ist, dass Menschen aus aller Welt zu den Spielen kommen und würden nun glauben, CoV sei „keine große Sache“. Angesichts des nunmehr vierten Notstands für Tokio setze ein Gewöhnungseffekt ein, die Wirkung der Coronavirus-Maßnahmen schwinde.

Gerade jüngeren Japanern und Japanerinnen wird vorgeworfen, nachts nach Schließung der Restaurants, die keinen Alkohol servieren dürfen, noch auf den Straßen unterwegs zu sein und dort zu trinken.