Ein Schulkind mit einem negativen Antigen-Test
APA/Georg Hochmuth
Herbstsemester naht

Testpflicht für geimpfte Schüler soll fallen

In wenigen Wochen startet die Schule in ein neues Semester. Geht es nach der Regierung, soll voller Präsenzbetrieb stattfinden. Unter welchen Regeln dieser erfolgen wird, ist noch nicht umfassend klar – Details will ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann kommende Woche kommunizieren. Erste Punkte des Konzepts sind schon bekannt: Fallen soll offenbar auch die Testpflicht für geimpfte Schülerinnen und Schüler.

Denn angesichts steigender Infektionszahlen und stagnierender Impfbereitschaft werden Maßnahmen überlegt, die Impfbereitschaft zu erhöhen – vor allem unter den bisher erst zu einem Viertel geimpften Jugendlichen. „Ein junger Mensch, der geimpft in der Klasse sitzt, soll etwas davon haben. Privilegien für Geimpfte: Das ist generell Regierungslinie“, wurde Faßmann in einer „profil“-Vorausmeldung am Samstag zitiert.

Geimpfte würden damit also von den drei verpflichtenden Tests pro Schulwoche befreit. Zudem sei es denkbar, dass geimpfte Schülerinnen und Schüler keine Masken mehr tragen müssen. Diesen Punkt wolle er aber noch genauer abwägen, so Faßmann, bevor er kommende Woche seinen genauen Plan für das Herbstsemester darstellt. Den Bundesländern empfahl er laut „profil“, vor größeren Schulstandorten Impfboxen einzurichten.

Vielfach wohl Mischung als Antigen- und PCR-Tests

Die Eckpunkte des neuen Konzepts für einen sicheren Schulbetrieb sind schon skizziert: Neben den Begünstigungen für geimpfte Schülerinnen und Schüler sowie Impfappellen an Lehrpersonal und Eltern setzt er auf den verstärkten Einsatz von aussagekräftigen PCR-Tests, gegebenenfalls auch auf Luftfilter sowie Maskentragen. Zusätzlich sind ein Monitoring des Infektionsgeschehens an den Schulen und ein Frühwarnsystem geplant.

Eine Schülerin bei der Durchfführung eines Gurgel-Tests
APA/Herbert Neubauer
In Wien steht mit den „Gurgeltests“ ein flächendeckendes Testsystem zur Verfügung

Was das Testen betrifft, peile Faßmann eine „kritische Zahl“ an PCR-Tests an. In vielen Regionen außerhalb Wiens sei aber weiterhin mit einer Mischung aus Antigen- und PCR-Tests zu rechnen. Grund sind fehlende Laborkapazitäten. Bereits zuletzt sagte Faßmann, dass er einen Schichtbetrieb nicht wiederholen möchte. Auch flächendeckende Schulschließungen werde es nicht mehr geben, Homeschooling sei höchstens in Ausnahmefällen – bei hohen Infektionszahlen – auf lokaler Ebene denkbar.

FPÖ: „Impfdruck medizinisch fragwürdig und unethisch“

Die Opposition drängt die Regierung schon länger auf Konkretes: Die SPÖ ortete zuletzt bereits „Anzeichen, dass die Regierung den Sommer wieder verschläft.“ Die FPÖ übte in einer Aussendung am Samstag umgehend Kritik an Faßmann, dessen Strategie „für den Herbst schlimme Chaostage erahnen“ lasse.

Das angekündigte Privileg für geimpfte Schülerinnen und Schüler erhöhe „den Druck auf alle Eltern und deren Kinder, die bis heute nur mit Notzulassung verfügbare Corona-Impfung möglichst breitflächig unter die Kinder zu bringen“, wurde FPÖ-Chef Herbert Kickl zitiert. Und weiter: „Dieser Impfdruck auf Kinder und Jugendliche ist medizinisch äußerst fragwürdig und jedenfalls unethisch.“

NEOS fordert ganzheitliche Hilfe für Schüler im Herbst

Am Samstag forderte NEOS ein „ganzheitliches, gut abgestimmtes Konzept“, das neben der Infektionslage auch die körperlichen, seelischen und geistigen Folgen der Pandemie berücksichtigt. Es müsse alles dafür getan werden, damit die Schülerinnen und Schüler reibungslosen und ungestörten Unterricht erhalten können.

Die angekündigte Aufstockung der Posten in der Schulpsychologie um 20 Prozent sei nicht genug, immerhin gibt es derzeit nur 181 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen für 1,1 Mio. Schülerinnen und Schüler. Auch bei der Lernförderung gibt es aus NEOS-Sicht mehr Bedarf.

„Auch Schulveranstaltungen und Projektwochen müssen wieder möglich sein“, so Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre. Von der Regierung forderte sie eine aktivere Impfpolitik: „Je mehr Personen rund um die Kinder herum geimpft sind, desto sicherer sind die Kinder. Die Impfvorräte sind da.“ Für Eltern, die ihre Kinder impfen lassen möchten, soll es aus NEOS-Sicht niederschwellige Angebote etwa durch die Schulärztinnen und Schulärzte geben.

Extraförderstunden werden abgespeckt weitergeführt

Gegen Ende der Woche hieß es aus dem Bildungsministerium, dass es im nächsten Schuljahr erneut Zusatzförderstunden geben werde, um entstandene Leistungsdefizite abzufangen – jedoch in abgespeckter Form. Zuletzt gab es im Schnitt zwei Extraförderstunden pro Klasse. Im Schuljahr 2021/22 sind vom Bildungsministerium in neunten Schulstufen und Abschlussklassen 1,5 Wochenstunden pro Klasse vorgesehen. Die geplanten zwei Extrastunden an Volksschulen und 1,5 Stunden in übrigen Klassen sind vorerst im Wintersemester fix.

Aufgrund der anhaltenden Ausnahmesituation werde man die Fördermaßnahmen für Schülerinnen und Schüler mit Lernrückständen im kommenden Wintersemester fortführen, so Faßmann zuletzt. „Und wir werden auch darauf achten, dass es auch im darauffolgenden Sommersemester entsprechende Förderangebote geben wird“, kündigte er Pläne für eine Weiterführung an. „Die Verlängerung ist notwendig, weil gerade in der Primarstufe über Distance-Learning oft nicht der gewünschte Lernerfolg erzielt werden konnte.“

Lehrer rechnen mit „hohem Maß an Normalität“

Auch wenn im Herbst mit einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen zu rechnen ist, geht der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) von einem „hohen Maß an Normalität“ im kommenden Schuljahr aus. Der Umgang mit Infektionsfällen an Schulen bleibe zwar eine große Herausforderung, es gebe aber bessere Werkzeuge und mehr Erfahrung als vergangenen Herbst, und auch die Impfungen würden die Ausgangslage verbessern, sagte Kimberger zuletzt.