Über 230.000 bei Protesten in Frankreich

In Frankreich sind wieder mehr als 200.000 Menschen gegen strengere Coronavirus-Regeln und die Impfpflicht für Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeheimen auf die Straßen gegangen. Das Innenministerium berichtete gestern von etwa 237.000 Teilnehmern – die bisher größte Kundgebung seit Beginn der neuen Massenproteste im vergangenen Monat. Kundgebungen gab es wieder in der Hauptstadt Paris, aber auch in zahlreichen anderen Städten.

Demonstranten in Marseille
AP/Daniel Cole

In Paris waren nach offiziellen Angaben 17.000 Demonstrierende unterwegs. Ein Schwerpunkt der Proteste lag dieses Mal im Süden. Nach Informationen des Radiosenders France Info nahmen in der Region Provence-Alpes-Cote d’Azur bis zu 37.000 Menschen an Kundgebungen teil. Die Demonstrationen verliefen nach ersten Berichten weitgehend friedlich. Zu Spannungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten kam es in Lyon, der drittgrößten Stadt des Landes.

Am Donnerstag hatte Frankreichs Verfassungsrat die umstrittene Impfpflicht für das Personal im Gesundheitswesen sowie den Gesundheitspass gebilligt, der Aufschluss über einen Negativtest oder eine Impfung gibt. Beides soll helfen, die Coronavirus-Pandemie in Grenzen zu halten. Proteste gab es somit bereits das vierte Wochenende in Folge. Vor einer Woche hatten die Behörden landesweit schon einmal mehr als 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt.

Angesichts der landesweiten Proteste hat die Regierung einige vorgesehene Maßnahmen wieder gelockert. Wie Gesundheitsminister Olivier Veran in einem am Abend veröffentlichten Interview der Zeitung „Le Parisien“ ankündigte, sollen negative Tests nun 72 Stunden gültig sein – statt der bisher vorgesehenen 48 Stunden. Außerdem sollen neben Antigen- und Schnelltests auch Selbsttests unter medizinischer Aufsicht anerkannt werden.

Proteste auch in Italien

Unterdessen kam es auch in Italien zu Protesten, da die italienische Regierung die Coronavirus-Regelungen usgeweitet hat. In mehreren Städten Italiens kam es zu Kundgebungen. Proteste mit Tausenden Teilnehmern und Teilnehmerinnen gab es unter anderem in Rom, Mailand, Turin, Bologna und Neapel.

Die Demonstranten auf den Plätzen beschimpften Premier Mario Draghi. Seine Regierung hatte am Donnerstag eine Regelung gebilligt, wonach der CoV-Gesundheitspass für Passagiere in öffentlichen Verkehrsmitteln ab 1. September obligatorisch wird. Das gilt für Inlandsflüge, Züge, Fernbussen und einige Fährverbindungen. Auch müssen Lehrer an Schulen sowie Lehrende und Studierende an Hochschulen den Pass vorweisen.

Seit Freitag ist in Italien für Restaurantbesuche im Innenbereich, in Kinos, Theater, Museen, Fitnessstudios und Schwimmbädern ein Impfnachweis, ein 48 Stunden lang gültiger negativer CoV-Test oder ein Genesungsnachweis notwendig. Gastronomen beklagten Probleme mit der Kontrolle des QR-Codes des „Grünen Passes“. Sie warnten vor negativen Folgen für den Tourismus.