Oper in Sydney
APA/AFP/Saeed Khan
„Schlimmste Situation“

Lockdown-Ende in Sydney wackelt

Australiens Großstadt Sydney sperrt weiter zu. Der bereits seit Wochen geltende Lockdown wurde am Samstag erneut verschärft. Es sei „die schlimmste Situation, in der sich Australien seit Beginn der Covid-19-Pandemie befindet“, so die Regierungschefin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian. Ungewiss ist, ob der Lockdown wie geplant Ende August aufgehoben wird.

„Das ist buchstäblich ein Krieg, und wir wissen, dass wir uns seit einiger Zeit in einem Krieg befinden, aber nie in diesem Ausmaß“, sagte sie am Samstag vor Journalisten und Journalistinnen. Die kommenden Monate würden „sehr schwierig“ werden. Zuvor war bekanntgeworden, dass in New South Wales an einem Tag 466 Coronavirus-Fälle und vier Todesfälle registriert wurden.

Die Zahl der Fälle und der Todesfälle in Australien ist im Vergleich zu einigen der schlimmsten Ausbrüche weltweit, darunter in den USA und im Vereinigten Königreich, relativ gering. Trotzdem zeigte sich die Regierungschefin selbstkritisch: „Eine Zeit lang haben wir gedacht, dass Australien anders ist als andere Weltregionen, aber das ist nicht der Fall.“

Menschen am Zentralbahnhof in Sydney
Reuters/Loren Elliott
Australien ist im Gegensatz zu vielen anderen Staaten gut durch die Pandemie gekommen

Australien hatte die Coronavirus-Pandemie zuvor mit der Schließung seiner Grenzen, der schnellen Verhängung von Lockdowns bei bekannten Fällen und intensiver Kontaktverfolgung lange weitgehend eindämmen können. In den vergangenen Monaten stieg jedoch aufgrund der hochansteckenden Delta-Variante die Zahl der Infektionen. Zugleich ist die Impfrate in Australien sehr niedrig.

Strafen deutlich erhöht

Die mehr als fünf Millionen Einwohner und Einwohnerinnen in Sydney dürfen nun ihre Wohnungen nur noch verlassen, um Sport zu treiben und zur Arbeit oder einkaufen zu gehen, wie am Samstag offiziell mitgeteilt wurde. Auch die Regelungen zum Verlassen der Stadt wurden verschärft, um eine Ausbreitung zu verhindern. Der Lockdown wurde am Samstag auf den gesamten Bundesstaat New South Wales ausgeweitet.

Doch in der Bevölkerung regt sich auch Protest gegen die rigorosen Maßnahmen. Neben der nur langsam anlaufenden Impfkampagne kommen auch mehr und mehr Zweifel an der Strategie der Regierung in Canberra auf, die anders als europäische Länder darauf abzielt, keinerlei Ansteckungen mit dem Virus mehr zu haben.

Leere Straße in Sydney
APA/AFP/Saeed Khan
Ob der Lockdown wie geplant am 28. August aufgehoben wird, ist unklar

Am Samstag wurden zudem die Bußgelder für Verstöße gegen die Regeln erhöht. Die Polizei des Bundesstaates New South Wales wird Geldstrafen von bis zu 5.000 Australischen Dollar (3.100 Euro) gegen jede Person verhängen, die gegen die Anordnungen verstößt oder die Behörden anlügt, sagte Berejiklian. Zuvor war die Verletzung von Quarantäneanordnungen mit einer Geldstrafe von 1.000 Australischen Dollar belegt worden.

Milliardenkosten wegen Schließung

Es wird immer unwahrscheinlicher, dass Sydney seinen neunwöchigen Lockdown wie geplant am 28. August beenden wird. Die Behörden hatten über eine Lockerung der Beschränkungen gesprochen, wenn sich genügend Menschen impfen lassen und die Fallzahlen zurückgehen. „Wir werden das überstehen, aber September und Oktober werden sehr schwierig werden“, sagte Berejiklian.

Der Vorsitzende des australischen Einzelhandelsverbands, Paul Zahra, sagte, die landesweite Schließung werde für viele Regionalstädte ein Schock sein und könnte die Wirtschaft Milliarden Australische Dollar pro Woche kosten.