Zerstörtes Gebäude
EBU/HTRTNH
Stärke 7,2

Zahlreiche Tote bei Beben in Haiti

Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,2 hat Samstagfrüh (Ortszeit) den Karibikstaat Haiti erschüttert. Das Ausmaß der Zerstörung blieb lange unklar, mittlerweile meldeten die Behörden aber mindestens 29 Todesopfer. Zahlreiche Verletzte und große Zerstörung wird befürchtet. Ministerpräsident Ariel Henry rief einen dreißigtägigen Notstand aus.

Das Beben ereignete sich am Vormittag einige Kilometer von der südlichen Gemeinde Saint-Louis-du-Sud und etwa 125 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince in einer Tiefe von rund zehn Kilometern. Vor allem im Süden des Landes dürfte die Zerstörung erheblich sein. Es kam auch zu mehreren Nachbeben mit Stärken bis zu 5,2.

Der Nationale Wetterdienst der USA (NOAA) hatte nach dem aktuellen Beben zunächst eine Tsunami-Warnung herausgegeben, diese aber kurze Zeit später wieder aufgehoben. Er riet den Menschen aber, weiterhin vorsichtig zu bleiben. Die US-Behörde USGS rief mit Blick auf mögliche Todesopfer die Alarmstufe Rot aus: Das bedeutet, dass eine hohe Opferzahl möglich ist. US-Präsident Joe Biden wurde informiert, kündigte schnelle Hilfe an und ernannte eine Krisenkoordinatorin.

Erinnerungen an 2010

Die Behörde zog außerdem Parallelen zu dem Beben von 2010. Dieses habe sich nur rund 75 Kilometer östlich auf derselben Halbinsel ereignet. Das Beben hatte mehr als 200.000 Menschenleben gefordert. Haiti laboriert nach wie vor an den Folgen, das Land gilt als höchst instabil. Erst kürzlich war der Präsident Jovenel Moise in seiner Residenz von einer schwer bewaffneten Kommandotruppe überfallen und erschossen worden.

Zerstörtes Gebäude auf Haiti
EBU/HTRTNH
Bilder zeigten schwere Schäden

Welche Zerstörung das aktuelle Beben angerichtet hat, war zunächst noch weitgehend offen. Viele Häuser seien zerstört worden, wie auch auf Fotos und Videos in den Sozialen Netzwerken zu sehen war. Ganze Häuserteile und Mauern stürzten ein. Die US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (USAID) schrieb auf Twitter, dass Fachleute für Katastrophen vor Ort seien, um die Schäden zu beurteilen.

Ein Augenzeuge aus Les Cayes im Südwesten, einer der größten Städte des Landes, berichtete „Haiti Press Network“ von eingestürzten Häusern und Hotels und dass Menschen unter den Trümmern begraben worden seien. Die Zeitung „Diario Libre“ aus der benachbarten Dominikanischen Republik veröffentlichte ein Video des mutmaßlichen Moments, in dem die Erde in Haiti am Samstagmorgen bebte.

Schleppender Wiederaufbau

Im Zentrum des Erdbebens von 2010 mit ähnlicher Stärke lag damals Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. Die Schäden durch das Beben wurden auf acht Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) geschätzt. Der Wiederaufbau kam auch durch die politische Instabilität nur schleppend in Gang. Der bitterarme Karibikstaat Haiti wird immer wieder von schweren Beben heimgesucht.