Sarajevo: Hauptpreis für heimischen Film „Große Freiheit“

Die österreichisch-deutsche Produktion „Große Freiheit“ des Tirolers Sebastian Meise hat gestern beim Sarajevo-Filmfestival den Hauptpreis für den besten Spielfilm erhalten. Der Wiener Schauspieler Georg Friedrich bekam zudem den Preis für den besten männlichen Darsteller. Der Streifen handelt von einen schwulen Mann, der im Nachkriegsdeutschland wegen seiner Homosexualität und dem Strafparagraphen 175 immer wieder ins Gefängnis muss.

Friedrich spielt den verurteilten Mörder Viktor, der im Gefängnis der Freund der Hauptfigur Hans (Franz Rogowski) wird. Regisseur und Kodrehbuchautor Meise erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „Es geht um Liebe generell. Da treffen sich zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch das System der Unterdrückung ist austauschbar.“

Bereits mehrfach ausgezeichnet

Jurypräsidentin Jasna Djurisic sagte bei der Preisverleihung im Nationaltheater von Sarajevo: „Hier gibt es nur Kampf, hier gibt es nur Männer, hier gibt es nur Liebe.“ Nach der Pressevorführung zwei Tage zuvor hatte Meise erklärt, der Film lenke das Augenmerk auf einen „blinden Fleck“ in der jüngsten deutschen Geschichte, dessen Wirkungen bis in die Gegenwart reichten.

Der Film hatte zuvor bereits bei den Filmfestspielen von Cannes den Jurypreis der Sektion „Un Certain Regard“ erhalten. Außerdem wurde „Große Freiheit“ am Donnerstag auch der Preis des Internationalen Verbands der Filmkunsttheater (CICAE) zuerkannt.

Mayer gratuliert

Grünen-Kunst- und -Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer gratulierte Regisseur Meise und Darsteller Friedrich zu den Auszeichnungen. „Mit der Rückkehr der Filmfestivals in diesem Sommer gewinnt die anspruchsvolle Filmkunst ihre wichtigste Bühne zurück. Von zentraler Bedeutung ist dies für die internationale Sichtbarkeit und Anerkennung von Autorenfilmen mit starker künstlerischer Handschrift – wie ‚Große Freiheit‘ von Sebastian Meise“, so Staatssekretärin Mayer in einer Aussendung.

Wenders für Lebenswerk ausgezeichnet

Der Hauptpreis Herz von Sarajevo (Srce Sarajeva) wird in mehreren Kategorien verliehen. Am vergangenen Freitag hatte der deutsche Filmregisseur Wim Wenders („Der Himmel über Berlin“, „Paris, Texas“) für sein Lebenswerk den Ehrenpreis erhalten. Dem 76-Jährigen war im Rahmen des Festivals eine Retrospektive gewidmet.

Das Sarajevo-Filmfestival (SFF) entstand 1995 während der serbischen Belagerung der Stadt im Bosnien-Krieg. Es brachte den Protest der Filmschaffenden und Zivilbevölkerung gegen Nationalismus und Krieg zum Ausdruck. Inzwischen hat es sich zum wichtigsten Filmfestival Südosteuropas entwickelt.