Flughafen Kabul: USA und andere Staaten forcieren Evakuierung

Die USA verstärken ihre Bemühungen zur Evakuierung von US-Amerikanern, Afghanen und Menschen anderer Nationalitäten aus Kabul.

Auch andere Länder setzen ihre Evakuierungsflüge fort: In der Nacht auf heute brachten Maschinen der deutschen Bundeswehr erneut Hunderte Menschen aus der afghanischen Hauptstadt heraus. Nach Angaben des US-Außenministeriums warten auf dem Flughafen Kabul rund 6.000 Menschen, die alle Voraussetzungen für die Ausreise erfüllen.

Aus Washington hieß es, das US-Außenministerium schicke zusätzliche Konsularbeamte nach Katar und Kuwait, um dort die Weiterreise der Menschen zu organisieren. Außerdem seien weitere Beamte in Kabul gelandet, wo rund um den Flughafen noch immer Chaos herrscht. Das Ziel sei es, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich aus dem Land zu bringen.

USA: Kein kompletter Überblick über Lage außerhalb

Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums seien in engem Kontakt mit den militant-islamistischen Taliban außerhalb des Flughafens, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. „Wir wollen nicht, dass jemand belästigt oder verletzt wird.“

Kirby sagte, dass man keinen kompletten Überblick darüber habe, was außerhalb des Flughafens passiere und ob auch Menschen mit US-Pässen oder Visa von den Taliban schikaniert würden. Man habe auf dem Flughafen zusätzliche Gates geöffnet, um die Evakuierung zu beschleunigen.

„Grausame Szenen“

Die Journalistin Ayesha Tanzeem vom US-Auslandssender Voice of America berichtete via CNN von „grausamen Szenen“ rund um den Flughafen. Die Situation sei genauso schlimm, wie es auf zahlreichen Videos zu sehen sei – und werde immer schlimmer. Sie selbst sei erst beim dritten Anlauf in den Flughafen gekommen und sei stundenlang im Gedränge gestanden.

„Ich kann bestätigen, dass sich derzeit 6.000 Personen auf dem Flughafen befinden, die von unserem Konsularteam vollständig abgefertigt wurden und bald an Bord der Flugzeuge gehen werden“, sagte der Sprecher des Ministeriums, Ned Price, gestern. Es handle sich um US-Amerikaner, Afghanen und Menschen aus anderen Staaten.

Großbritannien will Abzug beschleunigen

Auch Großbritannien will den Zeitplan für den Abzug beschleunigen. Der letzte britische Evakuierungsflug soll nach Plänen der britischen Regierung Kabul schon in fünf Tagen verlassen, wie die Zeitung „The Times“ berichtete.

Laut der Zeitung soll den Ministern Anfang der Woche mitgeteilt worden sein, dass der letzte Evakuierungsflug am Dienstag vor dem geplanten Abzug der amerikanischen Streitkräfte am 31. August starten müsse.

Erste Österreicher außer Landes gebracht

Auf den deutschen Evakuierungsflügen sollen nach Angaben des Außenministeriums auch die Österreicher, die sich noch in Afghanistan befinden, untergebracht werden. Gestern gelang es, zwei Personen außer Landes zu bringen.

50 weitere Österreicher mit afghanischen Wurzeln halten sich laut Außenministerium derzeit noch in und um Kabul auf. Sie wurden aufgefordert, sich zum Flughafen in Kabul zu begeben.

Ein aus Mitarbeitern des Außenministeriums und Bundesheerangehörigen bestehendes Krisenteam, das die noch in Afghanistan befindlichen Österreicher bei der Ausreise unterstützen soll, ist auf dem Weg nach Kabul.