Slowenien: Öffentlich-rechtliche Fernsehchefin abgesetzt

In Slowenien ist gestern die Direktorin des öffentlich-rechtlichen TV-Senders abgesetzt worden, was in der Medienlandschaft des Nachbarlandes als politisch motiviert gedeutet wird. Der neue Generaldirektor der Rundfunkanstalt RTV Slovenija, Andrej Grah Whatmough, löste die TV-Chefin Natalija Gorscak vorzeitig ab und übernahm vorläufig die Führung des größten TV-Senders im Land, berichteten slowenische Medien.

Grah Whatmough, der seit April im Chefsessel vom RTV Slovenija sitzt, hat die von ihm gewünschte Ablösung der TV-Direktorin mit niedrigen Einschaltquoten und Verletzungen des RTV-Statuts begründet. Nachdem der für Personalbestellungen zuständige Programmrat vergangene Woche beschlussunfähig war, konnte er selbst und ohne die Zustimmung des Rates darüber entscheiden.

Kritiker werfen ihm vor, den Ablösungsverfahren absichtlich während der Urlaubszeit eingeleitet zu haben, um den Programmrat umgehen zu können. Am Montag nahmen nur 13 von insgesamt 29 Programmräten an der außerordentlichen Sitzung teil, womit das Gremium beschlussunfähig war. Berichten zufolge erschienen vor allem jene Räte nicht zur Sitzung, die als Unterstützer von Premier Janez Jansas Regierung gelten.

Befürchtet wird, dass der Absetzung der TV-Chefin weitere Personalwechsel folgen werden. Der Journalistenverband DNS zeigte sich besorgt, dass das der erste Schritt zur Schwächung der Redaktionsautonomie vom TV Slovenija sei.

Abgesetzte Direktorin kündigt rechtliche Schritte an

Die abgesetzte TV-Direktorin kritisierte, dass die gegen sie erhobenen Vorwürfe fabriziert worden seien, um sie abzusetzen. Sie kündigte rechtliche Schritte an. Den wahren Grund für ihre Ablösung sieht Gorscak darin, dass sie den Forderungen des Generaldirektors nach Personal- und Programmwechsel, wozu er selbst keine Befugnisse hat, nicht nachgekommen war. Grah Whatmough habe etwa die Chefredakteurin des Informationsprogramms, Manica Janezic Ambrozic, auswechseln wollen.

Die Ablösung der TV-Direktorin wird als ein weiterer Versuch von Jansa gedeutet, die öffentlich-rechtlichen Medien unter seine Kontrolle zu bringen. Der Regierungschef, der immer wieder die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als verlogen kritisierte, hatte den neuen Generaldirektor bei seiner Bestellung als „neuen Besen“ bezeichnet. Er spielte damit offenbar auf die Redewendung „Neue Besen kehren gut“ an.