Abgesperrter Campus der Technischen Universität Darmstadt
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TU Darmstadt

Vergiftungen womöglich versuchter Mord

Nach dem Auftreten von Vergiftungserscheinungen bei sieben Menschen an der Technischen Universität (TU) Darmstadt in Deutschland sind Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts des versuchten Mordes gegen unbekannt eingeleitet worden. Eine 40-köpfige Mordkommission mit dem Namen „Licht“ wurde eingerichtet, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in der südhessischen Stadt am Dienstag mitteilten.

„Die Ermittlungen laufen derzeit auf Hochtouren, und die Polizei tut alles, um zeitnah den oder die Verursacher zu ermitteln“, so die Polizei. Die Mordkommission könnte auch noch aufgestockt werden. Am Montag erlitten mehrere Personen auf dem Campus Lichtwiese Vergiftungserscheinungen wie Unwohlsein und Verfärbungen. Zwei Menschen wurden in ein Krankenhaus nach Frankfurt am Main gebracht.

Am Dienstag sagte TU-Kanzler Manfred Efinger, dass es allen Opfern bereits besser gehe. „Nach unseren Informationen werden beide heute bereits entlassen.“ „Große Erleichterung!“, schrieb die Hochschule am Dienstagnachmittag dazu auf Twitter. Ein 30-jähriger Student schwebte zeitweise in Lebensgefahr, was Staatsanwalt Robert Hartmann bestätigte.

Die Uni sprach zuvor von einem mutmaßlichen Giftanschlag. „Wir sind erschüttert angesichts der offensichtlichen Straftat, die sich an unserer Universität ereignet hat“, teilte die Präsidentin der Hochschule, Tanja Brühl, am Dienstag mit. Auch nach ersten Ermittlungen der Polizei seien die Betroffenen vermutlich Opfer eines Giftanschlags geworden.

Uni sichert Betroffenen Hilfe zu

„Ich werde so schnell wie möglich mit ihnen persönlichen Kontakt aufnehmen, sofern es ihr Zustand erlaubt“, so Brühl in Richtung der Betroffenen. Auf der Website der Uni sagten Brühl sowie die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) allen Betroffenen Hilfe zu.

„Die Nachricht vom Vorfall hat mich getroffen“, so Dorn. „Ich wünsche den Betroffenen alles Gute, eine schnelle Genesung und versichere meine vollumfängliche Unterstützung.“ Nun gelte es, gemeinsam mit der Hochschule und den Ermittlungsbehörden schnellstmöglich den Vorfall aufzuklären. Man stehe in engem Kontakt mit dem Innenministerium des Bundeslandes Hessen.

Vergiftete Lebensmittel

Ersten Ermittlungen zufolge wurden zwischen Freitag und Montag unter anderem mehrere Milchpackungen und Wasserbehälter im Gebäude L201 auf dem Campus mit einem gesundheitsschädlichen Stoff versetzt. Auffällig war laut Polizei „der beißende Geruch der betroffenen Flüssigkeiten“. Auch weitere Lebensmittel und Getränke, die auf dem Campus Lichtwiese waren, wurden untersucht. Einsatzkräfte durchsuchten dafür alle Räume des Gebäudes, in dem der Fachbereich Material- und Geowissenschaft untergebracht ist, nach Ess- bzw. Trinkbarem. Zahlreiche Proben wurden entnommen.

Möglicher Giftanschlag in Darmstadt

Nach dem Auftreten von Vergiftungserscheinungen bei sieben Menschen an der Technischen Universität (TU) Darmstadt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen versuchten Mordes. Jemand soll Lebensmittel an der Uni vergiftet haben.

Das hessische Landeskriminalamt stellte in den sichergestellten Lebensmitteln Stoffe fest, die zu den Vergiftungserscheinungen geführt haben könnten. Um welche Stoffe es sich handelt, geben die Ermittlerinnen und Ermittler nicht preis. „Mittlerweile haben wir da auch einen Befund, allerdings können wir diesen aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht benennen, weil es sich um Täterwissen handelt“, sagte Staatsanwalt Hartmann am Dienstag.

Über die Motivation eines Täters ist noch nichts bekannt. Auch wird noch ermittelt, wer möglicherweise am Wochenende Zugang zu dem Gebäude hatte. Das Gebäude, in dem es zu dem Vorfall gekommen sei, habe noch eine alte Schließanlage, erklärte TU-Kanzler Manfred Efinger. Daher sei nicht nachvollziehbar, wer am Wochenende oder am Montag das Gebäude betreten habe.

„Manche Dinge können wir nicht veröffentlichen“

Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben von einer vorsätzlichen Tat aus. „Manche Dinge können und wollen wir nicht veröffentlichen“, hieß es über mögliches Täterwissen. Bei der weiteren Suche in Gebäuden auf dem Campus Lichtwiese, auf dem Studierende unter anderem in Maschinenbau, Bauingenieurwesen und Naturwissenschaften ausgebildet werden, seien jedenfalls keine weiteren verdächtigen Gegenstände gefunden worden. Bis Dienstagfrüh hätten sich auch keine weiteren Menschen mit Vergiftungserscheinungen gemeldet.

Die Polizei und das Präsidium der TU raten, keine Lebensmittel und Getränke zu essen oder zu trinken, die im mutmaßlichen Tatzeitraum in Räumen des Campus Lichtwiese gelagert waren. Wer am Montag im Gebäude L201 etwas getrunken oder gegessen habe und sich unwohl fühle oder wessen Extremitäten nun bläulich verfärbt seien, solle umgehend ärztliche Hilfe suchen. Im Fall von Verfärbungen solle man sich möglichst nicht bewegen und sofort die Rettung anrufen.

TU-Präsidentin Brühl und TU-Kanzler Efinger richteten auf der Website der Uni ebenfalls die dringende Empfehlung an alle TU-Angehörigen, vorsorglich in den nächsten Tagen keine in Teeküchen oder anderen Räumen der Universität aufbewahrten Getränke und Lebensmittel zu sich zu nehmen und zuzubereiten. Laut Efinger soll auch psychologische Hilfe angeboten werden.