Kopf will an „Pensionsschrauben“ drehen

AMS-Geschäftsführer Johannes Kopf geht davon aus, dass man auch „an den Pensionsschrauben“ drehen wird müssen, um das Arbeitskräftepotenzial zu erhalten. Zwar verweist Kopf in der „Kleinen Zeitung“ darauf, dass der Wirtschaftsstandort auch künftig von der Zuwanderung zum Arbeitsmarkt profitieren werde. Allerdings gebe es weitere Potenziale, vor allem bei Frauen in Teilzeit oder durch einen späteren Pensionsantritt.

„Wir werden auch weiterhin Zuwanderung haben – und brauchen“, so Kopf. Er verweist darauf, dass das Arbeitskräftepotenzial aus Beschäftigten und Arbeitslosen seit 2009 von 3,654 auf 4,178 Mio. Menschen angestiegen ist. Gestiegen sei sowohl die Zahl der Inländer als auch der Zuwanderer. Die Wirtschaftsleistung sei parallel dazu um 70 Mrd. Euro gewachsen. „Der Wirtschaftsstandort ist also durch diese Zuwanderung massiv gestärkt worden.“

Demografischer Wandel für Kopf zu bewältigen

Der demografische Wandel könne damit auch in Zukunft bewältigt werden, so Kopf, denn es gebe neben der Zuwanderung auch Potenziale etwa bei Frauen, Pensionen, Menschen mit Behinderung sowie durch überregionale Vermittlung und höhere Schulabschlüsse.

Ein Umdenken braucht es aus Sicht des AMS-Chefs auch bei den Betrieben, die ihr Raster für die Mitarbeitersuche ändern müssten: „Wenn ich aber nur nach dem jungen, gesunden inländischen Mann suche, der nicht langzeitarbeitslos ist, dann sind das nur mehr sieben Prozent unserer Kunden.“

Zustimmung von NEOS

NEOS begrüßt den Vorstoß. „Wichtig wäre es, die steigende Lebenserwartung im Pensionssystem abzubilden: Weil wir immer länger leben, müssen wir einen Teil der gestiegenen Lebenserwartung im Erwerbsleben verbringen“, fordert Sozialsprecher Gerald Loacker in einer Aussendung. Die Voraussetzungen dazu seien gut, denn die anstehende Pensionierung der Babyboomer-Jahrgänge werde die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöhen.

Kopf hat kürzlich mit dem Vorschlag für Diskussionen gesorgt, die Zuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose einzuschränken. Arbeitnehmervertreter lehnten das ab und kritisierten, dass angesichts des niedrigen Arbeitslosengeldes der Zuverdienst für viele Arbeitslose die einzige Möglichkeit sei, finanziell über die Runden zu kommen.

Katzian will Gesamtkonzept

ÖGB-Chef Wolfgang Katzian fordert angesichts der Debatte ein Gesamtkonzept. Derzeit würden im Abstand von wenigen Wochen ständig neue Vorschläge aus dem Hut gezaubert, kritisierte Katzian in der ZIB2. Die von AMS-Chef Kopf ins Spiel gebrachte Abschaffung der Zuverdienstmöglichkeit für Arbeitslose lehnt er daher ab. Hier würden ausgerechnet jene gejagt, die ohnehin wenig hätten. Das sei entwürdigend.

ÖGB-Präsident Katzian zur Zuverdienstgrenze

Der Vorschlag des AMS, die Zuverdienstmöglichkeiten von Arbeitslosen zu verbieten, ist umstritten. Zur Position der Gewerkschaft und zur Frage, was von den Lohnrunden im Herbst zu erwarten ist, ist ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im ZIB2-Studio.

„Man unterstellt ja allen arbeitslosen Menschen, dass sie faul sind, dass sie nicht arbeiten wollen“, kritisierte Katzian. Er verweist darauf, dass die schon jetzt geltenden Regeln ohnehin streng kontrolliert und sanktioniert würden. Anstatt ständig neuer Vorschläge – vom „degressiven Arbeitslosengeld“ bis zum Ende der Nebenjobs – brauche es ein Gesamtkonzept. Eine Senkung unter die aktuelle Höhe des Arbeitslosengeldes werde es mit der Gewerkschaft jedenfalls nicht geben, aber: „Wenn ein degressives Modell hoch oben ansetzt, kann man darüber diskutieren.“