Bolsonaro rechnet entweder mit Haft, Tod oder Wahlsieg

Brasiliens umstrittener Präsident Jair Bolsonaro sieht in seiner Wiederwahl kommendes Jahr offenbar eine existenzielle Notwendigkeit, um sich vor juristischer Verfolgung zu schützen. „Ich habe für meine Zukunft drei Alternativen“, sagte Bolsonaro gestern bei einem Treffen mit evangelikalen Christen im zentralbrasilianischen Goiania. „Ins Gefängnis zu kommen, tot zu sein oder siegreich.“

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro
Reuters/Adriano Machado

„Sie können sich sicher sein, dass die erste Alternative nicht existiert“, fügte der Präsident hinzu. „Ich tue, was nötig ist, und ich schulde niemandem etwas.“ Örtlichen Medien zufolge will Bolsonaro bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr erneut kandidieren.

Brasiliens Oberster Gerichtshof hat mehrere Ermittlungen gegen Bolsonaro eingeleitet. Anfang August ordnete sein Richter Alexandre de Moraes Ermittlungen gegen den Staatschef wegen „Anstiftung zu einem Verbrechen“ und „Verleumdung“ an.

Bolsonaro übte unterdessen erneut Kritik am Obersten Gerichtshof sowie am Obersten Wahlgericht. „Niemand auf Erden wird mich einschüchtern“, versicherte er. Am Mittwoch war Bolsonaro mit der Forderung gescheitert, de Moraes, der sowohl dem Obersten Gerichtshof als auch dem Obersten Wahlgericht angehört, abzusetzen. Hintergrund sind Vorwürfe des Präsidenten, das seit 1996 genutzte elektronische Wahlsystem in Brasilien sei nicht rechtens.

Vor seiner Reise nach Goiania, der Hauptstadt des Bundesstaates Goias, hatte Bolsonaro die Brasilianer am Freitag aufgerufen, sich zu bewaffnen. „Alle müssen ein Gewehr kaufen. Ein bewaffnetes Volk wird niemals unterworfen“, sagte er. Zu Einwänden, wegen der Inflation im Land könnten sich viele keine Waffe leisten, sagte Bolsonaro: „Ein Idiot könnte sagen ‚man muss Bohnen kaufen‘. Mein Lieber, wenn Du kein Gewehr kaufen willst, stör nicht diejenigen, die eins kaufen wollen.“