Almhütte
ORF.at/Christian Öser
Coronavirus-Regeln im Herbst

Touristiker fordern Klarheit von Politik

Die Tourismusbranche fordert rasch Klarheit über die für Herbst geplanten CoV-Regeln. „Spätestens in den nächsten zwei Wochen“ brauche es hier „Grundsatzaussagen“ der Politik, sagte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer (WKO), zu ORF.at. Auch die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) will eine „Ansage der Bundesregierung“.

In Sachen Pandemie steht Österreich vor einem schwierigen Herbst. Das bekommt auch die Tourismusbranche zu spüren. Bis Ende September seien die Vorausbuchungen in der Ferienhotellerie größtenteils sehr gut, im Oktober dagegen sei die Lage in vielen Betrieben „durchwachsen“, so Kraus-Winkler. Es herrsche Verunsicherung, „wie sich der Herbst wirklich darstellen wird“ nach den Schulöffnungen und angesichts weiter steigender Inzidenzen.

„Es ist uns bewusst, dass die Schulen erst in einer Woche aufsperren. Und dass wahrscheinlich erst zwei Wochen danach absehbar ist, was das bedeutet“, sagte Kraus-Winkler. Dennoch brauche es relativ schnell „Grundsatzaussagen aus der Politik, wie sie mit dem Thema umgeht“. Mit Hilfe der „3-G-Regel“ und eventuell der Wiedereinführung einer Maskenpflicht in den öffentlichen Bereichen der Hotels ließe sich ein sicherer Urlaub organisieren, betonte die Spartenobfrau.

Veranstaltungen nach Risiko bewerten

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigten an, dass der Zutritt zu gewissen Aktivitäten im Herbst nur noch Geimpften vorbehalten sein soll, wenn die Zahlen weiter steigen. „Wenn wirklich geplant ist, ‚1-G‘ als Vorgabe zu geben, dann müssen wir es bald wissen“, sagte Kraus-Winkler.

Klarheit fordert sie auch, was Veranstaltungen betrifft. Konzerte, Kongresse oder Festivals sind besonders für die städtischen Tourismusbetriebe wichtig, die von der CoV-Krise besonders hart getroffen wurden. Von der Regierung erwarte man, dass sie das „Risikoprofil“ der unterschiedlichen Veranstaltungen miteinbeziehe und den Behörden entsprechende Vorgaben mache. Ein Kongress mit eintausend geimpften Ärztinnen und Ärzten, die zusätzlich vielleicht noch getestet sind und in einer Halle still einem Vortrag lauschen, ist aus Sicht Kraus-Winklers anders zu bewerten als etwa ein Zeltfest.

Verunsicherung in der Branche

Das wichtigste für die Branche sei „ein klarer Planungshorizont“, so auch ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer gegenüber ORF.at. Die öffentlichen Diskussionen über mögliche Verschärfungen verunsicherten Betriebe und Gäste gleichermaßen. Die zentrale Frage laute, unter welchen Rahmenbedingungen Urlaub und Veranstaltungen im Herbst und Winter stattfinden können. Hier brauche es eine „Ansage der Bundesregierung und des Gesundheitsministeriums“, so Gratzer weiter.

Touristen vor einem Stadtplan
ORF.at/Georg Hummer
Für den Städtetourismus sind Veranstaltungen besonders wichtig

Seitens der Hoteliersvereinigung betont man die hohe Durchimpfungsquote im Tourismus. Eine ÖHV-Umfrage habe ergeben, dass 72 Prozent der Beschäftigten und knapp zwei Drittel der Gäste in den Beherbergungsbetrieben bereits geimpft seien, so Gratzer. ÖHV-Präsidentin Reitterer hatte in diesem Zusammenhang vor Verschärfungen der CoV-Regeln gewarnt. Diese zu diskutieren sei „unverhältnismäßig“. Zudem habe die Umfrage ergeben, dass die „3-G-Regel“ von den Gästen gut angenommen werde.

Auch die Gewerkschaft vida kritisiert die Planlosigkeit der Bundesregierung. Diese sei dabei, „im Tourismus dasselbe Chaos wie in den vergangenen 18 Monaten zu produzieren“, sagte Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus bei vida. Er fordert rasche Planungssicherheit.

Mückstein: „Sehr konkreter Plan für den Herbst“

Wann die Regierung einen möglichen Fahrplan für den Herbst kommunizieren wird, steht noch nicht fest. Vermutlich kommende Woche ist ein Comeback der Bund-Länder-Treffen unter Einbindung von Expertinnen und Experten vorgesehen, berichtete die APA. Ob bei dem Termin bereits weitere Maßnahmen beschlossen werden, ist offen.

Menschen am Popfest 2021
APA/Herbert Pfarrhofer
Festival vs. Kongress: Bei Veranstaltungen müsse das „Risikopotenzial“ miteinbezogen werden, forderte Kraus-Winkler

Gesundheitsminister Mückstein kündigte einen „sehr konkreten Plan“ für den Umgang mit der CoV-Pandemie im Herbst an. Details verriet er nicht. Der Plan sei derzeit noch in Endabstimmung mit dem Koalitionspartner, so der Minister am Dienstag.

Allererstes Ziel ist für Mückstein die Vermeidung von Schließungen. Dafür habe man etwa bereits in den vergangenen Wochen Maßnahmen ergriffen, er verwies auf die Voraussetzung des zweiten Stichs für die Impfeintragung im „Grünen Pass“, die PCR-Testpflicht für Reiserückkehrerinnen und -rückkehrer aus bestimmten Staaten sowie den Zugang zur Nachtgastronomie nur mit Impfung oder PCR-Test. Darüber hinaus habe er Vorschläge wie eine Verkürzung der Gültigkeitsdauer von Antigen-Tests auf 24 Stunden sowie eine Maskenpflicht in Innenräumen auf den Tisch gelegt. Aus dem Büro von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hieß es gegenüber dem ORF, man arbeite derzeit mit der Branche und dem Gesundheitsministerium intensiv an praktikablen Regelungen für den Winter.

Tourismus befürchtet neue CoV-Vorschriften

Die Hoteliers und Seilbahnbetreiber haben zunehmend die Sorge, dass die kommende Wintersaison durch die CoV-Politik wieder katastrophal ausfallen könnte. Sie fordern jetzt Planungssicherheit von der Regierung.

Branche rechnet nicht mit neuem Lockdown

Bundeskanzler Kurz hatte am Samstag auf dem ÖVP-Parteitag weiteren Schließungen eine Absage erteilt. Mit dem „Auf- und Zusperren muss Schluss sein“, die Impfung sei die Antwort, nicht mehr der Lockdown, sagte Kurz. Auch WKO-Spartenobfrau Kraus-Winkler glaubt nicht, dass die Tourismusbetriebe im Herbst oder Winter abermals zusperren müssen. „Das wird sich nicht mehr ausgehen.“

Eine Pandemie bedingt stark eingeschränkte Wintersaison wie im Vorjahr oder gar ein Lockdown sind auch für den Großteil der österreichischen Seilbahnunternehmen im kommenden Winter wirtschaftlich offenbar nicht mehr verkraftbar. „Etwas Vergleichbares darf es nicht mehr geben“, sagte der Obmann der Seilbahner, Franz Hörl, der APA – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Kurz betont Wichtigkeit der Impfung

Österreich fühle sich mit der „3-G-Regel“ gut vorbereitet auf die Wintersaison, so Kurz am Dienstag bei einem Besuch in Berlin. Es gebe in Österreich eine große Anzahl von Testangeboten, auch für Reisende, unterstrich er. „Aber je mehr Menschen geimpft sind, desto besser.“

Skifahrer vor einem Skilift
ORF.at/Christian Öser
Bundeskanzler Kurz sieht den Wintertourismus in Österreich dank „3-G-Regel“ gut vorbereitet

Befragt zu einer möglichen Impfpflicht für Touristinnen und Touristen im Winter sagte Kurz: „Ich bin mit Garantien in Zeiten einer Pandemie vorsichtig.“ Es gebe allerdings mehrere Parameter, die derzeit günstig ausschauten: „Die Impfung wirkt; es gibt keine Mutation, die gegen die Impfung resistent ist; die Horrorszenarien sind nicht eingetreten“, sagte er. Das sei eine „unglaublich gute Nachricht“.

Allerdings müsse man bedenken, dass es weiterhin Menschen gibt, die sich nicht haben impfen lassen. „Es lässt sich schwer abschätzen, was das genau im Herbst und Winter bedeuten wird.“ In Österreich habe die „3-G-Regel“ bisher gut funktioniert: „Auch im Sommertourismus haben wir damit gute Erfahrungen gemacht.“ Freilich sei es im Fall des Falles immer noch möglich, etwa in der Nachtgastronomie „nachzuschärfen“ und den Zutritt nur für Geimpfte zu gestatten, so Kurz.