Autos auf einer überfluteten Straße in New York
Reuters/Jaymee Sire
Notstand wegen Unwettern

Historische Regenmengen in New York

Ausläufer des Hurrikans „Ida“ haben der Millionenmetropole New York den stärksten Regen seit Beginn der Aufzeichnungen gebracht und schwere Überschwemmungen verursacht. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio rief den Notstand aus, ebenso der Bundesstaat New York. Laut Polizei kamen mehrere Menschen ums Leben.

Straßen und Gebäude standen am späten Mittwochabend teilweise etwa einen Meter unter Wasser, der U-Bahn-Verkehr kam komplett zum Erliegen. Es wurde eine Reisesperre verhängt: „Alle Nicht-Notfallfahrzeuge müssen sich außerhalb der Straßen und Autobahnen von NYC befinden“, teilte die Stadt Donnerstagfrüh auf Twitter mit.

Innerhalb von nur einer Stunde fielen im Central Park in Manhattan rund 80 Millimeter Regen, wie der US-Wetterdienst mitteilte. Damit pulverisierte das Unwetter den bisherigen Rekord, den Tropensturm „Henri“ erst vor gut einer Woche mit 49 Millimeter in 60 Minuten aufgestellt hatte. Insgesamt ist der Sommer 2021 in New York nicht nur sehr heiß und sonnig, sondern auch der regenreichste in der Geschichte der Stadt.

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Überflutete Unterführung in Brooklyn
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Heftiger Regen ging in der Nacht auf Donnerstag über New York nieder
Motorradfahrer in der Bronx
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Die Behörden verhängten eine Reisesperre und riefen dazu auf, die Straßen für Einsatzkräfte freizuhalten
Golf-Cart fährt durch Hochwasser im Louis Armstrong Stadium
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Auch das US-Open-Tennisturnier musste pausieren, weil Wasser in das Louis Armstrong Stadium – hier im Bild – eindrang
Starker Regen in New York
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Auf den Straßen konnten die Wassermassen vielerorts nicht mehr abfließen
Starker Regen in New York
APA/AFP/Getty Images North America/David Dee Delago
Es kam zu gefährlichen Situationen, die Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen
Besucher der US Open müssen durch Wassermengen gehen
Reuters/USA Today Sports/Danielle Parhizkaran
US-Open-Publikum auf der Flucht vor dem Unwetter
Menschen in der überfluteten Penn-Station
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In viele U-Bahn-Stationen drang Regen ein, der Betrieb wurde temporär gestoppt
Starker Regen in New York
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Die Behörden sprachen von einer „außergewöhnlichen“ Lage

Laut Polizei kamen mindestens sieben Menschen ums Leben. Der Fernsehsender NBC meldete in der Nacht auf Donnerstag, in New York City seien vier Menschen in überfluteten Kellern eingeschlossen worden und gestorben. Eine weitere Person starb bei einem Hauseinsturz, es ist aber noch unklar, ob der Vorfall mit dem Unwetter zusammenhängt. Auch in New Jersey sorgten die Wassermassen für Verwüstung. In der Stadt Passaic starb ein Mann in einem Auto, weitere Passagiere wurden gerettet. Zum siebenten Todesfall gab es vorerst keine Informationen.

Tausende Haushalte ohne Strom

Etwa 5.300 Haushalte seien ohne Strom. Am Mittwochabend hatten die Behörden in New York und seinem Umland vor schweren Unwettern, lebensgefährlichen Überflutungen und sogar Tornados gewarnt. Kurze Zeit später ging so viel Regen über der Großstadt nieder, dass sich Straßen in Flüsse verwandelten. Einige im Internet kursierende Videos zeigten im Wasser treibende Autos.

In lahmgelegten U-Bahn-Zügen saßen Fahrgäste fest. In eine U-Bahn-Station drang Wasser mit der Kraft einer Springflut ein, wie Bilder zeigten. Die Authentizität eines Videos von einem Mann, der auf einer Luftmatratze auf dem Wasser treibt, konnte nicht bestätigt werden. Der Flughafen Newark stellte seinen Flugverkehr zwischenzeitlich ein, der John-F.-Kennedy-Flughafen meldete Verspätungen.

„Historisches Wetterereignis“

„Wir erleben heute Abend ein historisches Wetterereignis mit Rekordregen in der ganzen Stadt, brutalen Überschwemmungen und gefährlichen Bedingungen auf unseren Straßen“, schrieb de Blasio in der Nacht auf Donnerstag auf Twitter. Die Menschen sollten in Häusern Schutz suchen und nicht auf die Straße gehen, um den Rettungskräften die Arbeit zu ermöglichen. „Bleiben Sie weg von der U-Bahn. Halten Sie sich von den Straßen fern. Fahren Sie nicht in diese schweren Überschwemmungen“, so de Blasio weiter.

Ein Video von UNICEF-Sprecher Joe English zeigte den Queens Boulevard im gleichnamigen Stadtteil, der so überflutet war, dass Fahrgäste in einem Linienbus auf die Sitze steigen mussten: „Der Queens Boulevard in Maspeth/Corona ist im Moment ein buchstäblicher Fluss. Bus voll durchflutet, mehrere Autos im Wasser stecken geblieben. Absolut verrückt“, schrieb English auf Twitter.

US-Open-Spiel abgesagt

Das Extremwetter traf auch die gerade stattfindenden US Open und die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber, deren Spiel verschoben wurde. In das Louis-Armstrong-Stadion, in dem Kerber am Mittwochabend ihr Zweitrundenspiel gegen Anhelina Kalinina aus der Ukraine bestreiten sollte, regnete es trotz Dachs seitlich so stark hinein, dass der Spielbetrieb ausgesetzt werden musste.

Auch das Gelände in Flushing Meadows war teilweise überflutet, sodass Tausende Besucher entweder Schutz suchen oder durchs Wasser waten mussten. Später teilten die Veranstalter des Grand-Slam-Tennisturniers mit, dass Kerbers Partie auf Donnerstag verschoben wurde.

Auch in anderen Teilen im Nordosten der USA wurden Sturmschäden gemeldet. In Annapolis etwa 50 Kilometer von der US-Hauptstadt Washington entfernt entwurzelte ein Tornado Bäume und stürzte Strommasten um. In Maryland starb ein 19-Jähriger bei Überschwemmungen, ein weiterer Mensch wird vermisst. Die Zahl der Todesopfer durch „Ida“ stieg damit auf sieben.

„Ida“ verwüstete Louisiana

Hurrikan „Ida“ hatte zuletzt Teile des südlichen Bundesstaates Louisiana verwüstet. Dort sind weiterhin zahlreiche Menschen ohne Strom- und Wasserversorgung. Der Gouverneur von Louisiana, John Bel Edwards, rief deswegen dazu auf, dringend Treibstoff zu liefern, um rund eine Million Haushalte und Unternehmen ohne Strom und etwa 600.000 Menschen ohne Wasser zu versorgen. Die Zahl der Todesopfer stieg indes von vier auf sechs.

Die Stadt Grand Isle, die auf einer vorgelagerten Insel liegt, wurde etwa für unbewohnbar erklärt, nachdem sie von einem Meter Sand bedeckt worden war. Bundes- und Kommunalbeamte sagten, sie konzentrierten sich zunächst darauf, die Schwächsten, vor allem ältere Menschen, mit Wasser, Lebensmitteln und Eis zu versorgen, damit sie mit den hohen Temperaturen zurechtkommen. Am Freitag besucht US-Präsident Joe Biden Louisiana.