Jean-Paul Belmondo im Jahr 1974
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1933–2021

Jean-Paul Belmondo ist tot

Die französische Schauspiellegende Jean-Paul Belmondo ist im Alter von 88 Jahren am Montag in Paris gestorben. Das gab sein Anwalt Michel Godest bekannt. Bis über das 80. Lebensjahr hinaus war Belmondo vor der Kamera und als Autor aktiv geblieben.

„Jean-Paul ist heute gestorben. Er ist gegangen, um seine alten Komplizen vom Konservatorium wiederzutreffen. Sein ehrliches Lächeln wird immer da sein“, hieß es in einer von Belmondos Familie veröffentlichten Erklärung. Belmondo kann auf rund 80 Kinofilme und über 40 Theaterrollen zurückblicken. Zuletzt war Belmondo 2008 in „Ein Mann und sein Hund“ auf der Leinwand zu sehen.

Neben Alain Delon hatte sich Belmondo zu einem der wandlungsfähigsten Darstellern in allen Genres profiliert. Der Franzose war ein wichtiger Vertreter der französischen Nouvelle Vague und galt als Symbol für Rebellion und Anarchismus. Er war Teil einer neuen Generation von Filmstars, die keine schönen Helden mehr waren.

Ab den 70er Jahren spielte er aber auch in zahlreichen Komödien und Actionfilmen mit. In den meisten dieser Filme kam er auch bei Stunts ohne Double aus, kletterte an Strickleitern zu Helikoptern rauf und sprang über fahrende Züge. In dem Film „Der Boss“ verletzte er sich bei einem Stunt am Kopf und beendete im Alter von 52 seine riskanten Aktionen. Mit dem Kämpfen hatte er Erfahrung.

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Jean-Paul Belmondo im Film „Les Miserables“
Reuters
Für seine Rolle in „Les Miserables“ wurde Belmondo für einen Golden Globe nominiert
Schauspieler Jean-Paul Belmondo boxend in jungen Jahren
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Belmondo kämpfte sich vom Profiboxer bis zum gefeierten Schauspielstar
Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg im Film „Außer Atem“
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Mit Jean Seberg (re.) in dem Film „Außer Atem“ (1960)
Jean-Paul Belmondo im Jahr 1974 in Cannes
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Der Schauspieler bei den 27. Filmfestspielen in Cannes 1974
Die Schauspieler Claudia Cardinale und Jean-Paul Belmondo
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Gemeinsame Cocktailparty mit Schauspielkollegin Claudia Cardinale
Die Schauspieler Jean Paul Belmondo und Monica Bellucci
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Belmondo mit Monica Bellucci bei den französischen Filmpreisen 2018
Jean-Paul Belmondo
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Belmondo kämpfte sich nach seinem Schlaganfall 2001 wieder vor die Leinwand

Durchbruch mit „Außer Atem“

Als Jugendlicher galt der am 9. April 1933 in dem Pariser Vorort Neuilly-Sur-Seine geborene Belmondo als undiszipliniert. Mehrmals wechselte er die Schule und entdeckte in dieser Zeit das Boxen. Der Sohn eines Pariser Bildhauers und einer Tänzerin hatte sich als Berufsboxer über das Wandertheater bis in die große Kinoriege gekämpft.

Eine seiner bekanntesten Rollen, die zugleich seinen Durchbruch als Leinwandstar bedeutete, war die des Kleinkriminellen Michel in Jean-Luc Godards Nouvelle-Vague-Klassiker „Außer Atem“ aus dem Jahr 1960. Unvergessen sind seine Gesten und Blicke wie das überlegene Grinsen und das Drehen der Zigarette zwischen den Fingern.

Zur Kultfigur im französischen Kino machten ihn Filme wie „Und dennoch leben sie“ mit Sophia Loren, „Eine Frau ist eine Frau“, „Die Millionen eines Gehetzten“ und „Angst über der Stadt“. Er spielte Draufgänger und Gangster. Große Regisseure wie Godard, Claude Sautet („Der Panther wird gehetzt“), Francois Truffaut („Das Geheimnis der falschen Braut“) und Philippe de Broca („Abenteuer in Rio“) rissen sich darum, mit Belmondo zu arbeiten. Doch in den 80er Jahren wandte sich das Kino zeitweise von ihm ab, und Belmondo kehrte wieder zum Theater zurück. 1991 kaufte er sein eigenes Schauspielhaus in Paris und erfüllte sich damit einen Jugendtraum.

Jean-Paul Belmondo ist tot

Die französische Schauspiellegende Jean-Paul Belmondo ist im Alter von 88 Jahren am Montag in Paris gestorben. Das gab sein Anwalt Michel Godest bekannt. Bis über das 80. Lebensjahr hinaus war Belmondo vor der Kamera und als Autor aktiv geblieben.

Inspiration für Steven Spielberg

Für viele seiner jüngeren Kollegen war Belmondo bis zu seinem Tod ein absolutes Vorbild. Der Schauspieler Jean Dujardin bezeichnete ihn als „einen der letzten Helden“ des französischen Kinos. Seine Rolle in „Abenteuer in Rio“ inspirierte sogar US-Regisseur Steven Spielberg zu „Indiana Jones“.

Schon vor über 20 Jahren begannen bei Belmondo gesundheitliche Probleme. 1999 erlitt er auf der Bühne einen Herzanfall, 2001 einen Schlaganfall. Danach brauchte er zwei Jahre, um wieder reden zu können. Seine Wiedergeburt habe er seinem Kampfgeist zu verdanken, meinte Belmondo Jahre danach. Der Wille macht viele Dinge möglich, zeigte er sich überzeugt. Zuletzt sei er aber „sehr müde“ gewesen, so sein Anwalt: „Er ist ruhig gestorben.“

„Glühende Verführungskünste“

Immer wieder sorgte Belmondo auch mit seinem Privatleben für Schlagzeilen. Aus seiner Bewunderung für schöne Frauen machte er nie einen Hehl. Er drehte mit Kolleginnen wie Claudia Cardinale, Gina Lollobrigida, Brigitte Bardot und Jeanne Moreau. Man habe ihn verdächtigt, der Geliebte aller Schauspielerinnen zu sein, so Belmondo in einem Interview mit der Frauenzeitschrift „Madame Figaro“. Das habe aber nie gestimmt. Einzige Ausnahme sei bei Ursula Andress gewesen. Belmondo lernte Andress bei Dreharbeiten 1965 kennen. Die Beziehung zu dem ersten Bondgirl dauerte sieben Jahre.

Wenig Anklang fand Belmondo bei Brigitte Bardot. Er habe ihr bei den Dreharbeiten zu „Die Wahrheit“ im Jahr 1960 mehrmals an den Busen gegrapscht, gab er Anfang 2017 in einer TV-Sendung zu. Aber es habe nicht geklappt. In seinen Memoiren aus dem Jahr 2016 schrieb er über Bardot. Sie habe seinen „überzeugenden und glühenden Verführungskünsten“ widerstanden.

Seine vier Kinder stammen aus den Beziehungen mit der Tänzerin Elodie Constantin und Nathalie Tardivel. Seine Liaison mit der rund 40 Jahre jüngeren Barbara Gandolfi endete 2012 nach vier Jahren mit einer Trennung.

Macron: „Für immer der Teufelskerl“

Als Helden und nationalen Schatz würdigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Schauspieler: „Belmondo bleibt für immer der Teufelskerl.“ Dabei bezog er sich auf den gleichnamigen Film aus dem 1973, in dem Belmondo einen Autor und Möchtegern-Geheimagenten spielte. Mit seiner Stimme und seinem geschmeidigen Körper sei Belmondo „eine vertraute Figur, ein unermüdlicher Draufgänger und ein Magier der Worte“ gewesen, erklärte Macron. „In ihm haben wir uns alle wiedergefunden.“