Frauen in Kabul demonstrieren verschleiert für Taliban

In der afghanischen Hauptstadt Kabul haben Dutzende Frauen bei einer Demonstration ihre Unterstützung für die Taliban-Regierung ausgedrückt. Sie zogen heute über das Gelände einer Universität und versammelten sich dann in einem Hörsaal, wie in Videos zu sehen ist.

Auf Bannern, die sie mit sich trugen, stand: „Wir sind mit der islamischen Einstellung und dem Verhalten der Mujaheddin zufrieden.“ Die Frauen waren praktisch von Kopf bis Fuß schwarz verschleiert.

Frauen demonstrieren in Kabul verhüllt und mit Taliban-Flaggen
APA/AFP/Aamir Qureshi

Proteste grundsätzlich verboten

Der Marsch wurde von Sicherheitskräften der Taliban begleitet. Medienleute waren offiziell eingeladen, über die Demonstration zu berichten. Nach mehreren Protesten diese Woche in Kabul und anderen Städten – gegen Pakistan und indirekt auch gegen die Herrschaft der Taliban – hatte das Innenministerium Demonstrationen verboten und erklärt, Proteste müssten künftig im Voraus angemeldet werden. Journalisten und Journalistinnen, die von den Protesten berichteten, wurden teils für mehrere Stunden festgenommen und dabei schwer misshandelt.

Viele der Frauen der Demonstration in der Universität waren auf eine Weise verschleiert, wie das in Afghanistan in den vergangenen Jahren nie zu sehen war: Sie trugen bodenlange schwarze Gewänder und auch schwarze, kapuzenähnliche Kopfbedeckungen. Auch ihre Gesichter waren komplett schwarz verhüllt.

Indessen konnten mit den ersten Passagierflügen aus Kabul seit Ende der militärischen Evakuierungsmission mehr als 250 Ausländerinnen und Ausländer Afghanistan verlassen. Das teilte der US-Sondergesandte Zalmay Khalilzad in der Nacht auf heute auf Twitter mit.

Mit Militärmaschinen waren nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Mitte August mehr als 120.000 Menschen ausgeflogen worden. Seit dem Ende der militärischen Evakuierungsmission in Kabul mit dem Abzug der letzten US-Soldaten bemühen sich westliche Länder, ihren Staatsangehörigen und früheren afghanischen Ortskräften weiterhin die Ausreise zu ermöglichen. Die US-Regierung hat gestern Evakuierungsflüge mit afghanischen Schutzbedürftigen von Orten außerhalb Afghanistans in die USA wegen mehrerer Masernfälle indes vorläufig gestoppt.