Hunderte Wiener Schulklassen in Quarantäne

Die Zahl der Schulklassen, die wegen CoV-Quarantänemaßnahmen gesperrt werden müssen, steigt weiter. Allein in Wien sind heute 522 von insgesamt 720 Schulen von Teilsperren einzelner Klassen betroffen. Insgesamt sind bereits 603 Klassen in Quarantäne.

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Logistische Probleme bei den CoV-Tests, schlecht erreichbare Gesundheitsbehörden und verbesserungswürdige Kommunikation mit den Eltern haben für einen holprigen Start in das neue Schuljahr gesorgt.

Schüler- und Lehrervertreter begrüßen zwar, dass die nun eingesetzten aussagekräftigeren PCR-Tests für mehr Sicherheit sorgen sollen – „aber dafür müssen sie auch funktionieren“, betonte der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG).

Am 6. September starteten die Kinder und Jugendlichen in Ostösterreich mit einer dreiwöchigen Sicherheitsphase mit drei CoV-Tests pro Woche ins neue Schuljahr, seit Montag läuft der Schulbetrieb wieder in ganz Österreich.

Neu bei der aktuellen Teststrategie ist der Einsatz der aussagekräftigeren PCR-Tests (in Wien mindestens zweimal, in den anderen Bundesländern mindestens einmal pro Woche). Und hier hat es in den ersten Tagen in vielen Regionen Österreichs Probleme gegeben.

„Hat alles nicht besonders gut funktioniert“

„Es gibt logistische Probleme in der Zulieferung, der Abholung, in den Laboren, bei den Rückmeldungen – das hat alles nicht besonders gut funktioniert“, beklagte der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG), Vorsitzender der ARGE Lehrer in der GÖD. An manchen Standorten habe das durchaus für Chaos gesorgt.

Das bestätigte auch der Wiener Lehrervertreter Krebs: Sowohl beim vom Bund organisierten PCR-Test-Programm „Alles spült“, das in den Wiener Volksschulen und in den übrigen Bundesländern bei allen Schülern zum Einsatz kommt, als auch beim Wiener Programm „Alles gurgelt“, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler daheim testen können und ihren Test entweder in der Schule oder anderen Abgabestellen in eine Box einwerfen, gebe es auch in Schulwoche zwei noch Probleme. „Es ist katastrophal.“ In einem Fall im Rahmen der „Alles spült“-Aktion seien 70 Tests nicht abgeholt, im Schulergebnis aber als negativ ausgewiesen worden.

Ergebnisse kommen teils zu spät

Teilweise kämen die Ergebnisse erst nach zwei Tagen und seien damit unbrauchbar, berichtete auch Pflichtschulelternvertreter Paul Haschka. Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der ÖVP-nahen Schülerunion ortete dabei Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während es etwa in Wien nicht so gut klappe, bekomme sie aus Niederösterreich gute Rückmeldungen.

Gegenüber ORF.at heißt es von Lifebrain, jenem Labor, das die „Alles gurgelt“-Tests auswertet, dass es diese Woche „überhaupt keine Probleme“ gegeben habe. Es würden „99,8 Prozent aller Tests pünktlich ausgewertet“, was ermögliche, dass Kinder bei einem positiven Testergebnis rechtzeitig zu Hause bleiben können, so der Sprecher.

Am System der zusätzlichen PCR-Tests will die Bundesschulsprecherin freilich ebenso wie die Lehrervertreter festhalten. Diese würden für zusätzliche Sicherheit sorgen, so Bosek, sie machten das System aber eben auch komplizierter. Laut Bildungsministerium funktioniert das PCR-Test-System an den Schulen übrigens überwiegend gut, 95 Prozent der Tests seien ausgewertet worden.

Berichte über schwierige Zusammenarbeit mit Behörden

Erstaunlich schlecht funktioniert laut Lehrkörper und Schülerinnen und Schülern wieder die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie. Die Behörden seien schlecht erreichbar, die Entscheidungen dauerten lange und würden bei vergleichbaren Fällen unterschiedlich ausfallen, berichtete Kimberger. Die Gewerkschaft habe deshalb auch schon in mehreren Fällen im Bildungsministerium interveniert.

„Schulen hängen in vielen Bundesländern in der Luft“

Bei Infektionsfällen gebe es teilweise am späten Nachmittag noch immer keine Rückmeldung, berichtete Krebs aus Wien. Und so würden Direktionen die Schüler fallweise anweisen, zur Sicherheit am nächsten Tag daheimzubleiben – auch wenn es gar nicht ihre Kompetenz sei, gesundheitsbehördliche Entscheidungen zu treffen.

Die im vergangenen Schuljahr nach vielen Beschwerden eingerichtete „Fastlane“ der Schulen zu den Gesundheitsbehörden funktioniere jedenfalls nicht wirklich. „Die Schulen hängen in vielen Bundesländern in der Luft“, sagte Bundesschulsprecherin Bosek.

Von Eltern kommen wiederum Klagen, dass Schulen im Fall von Infektionen teilweise nur sehr mangelhaft informiert würden. Für Elternvertreter Haschka hat das allerdings weniger mit CoV zu tun als mit einer generellen Geringschätzung der Eltern durch das Schulsystem.

Ihm bereitet ohnehin mehr Sorgen, dass durch den Fokus auf das Testen oder Neuerungen wie die günstigen Laptops für Schüler die Pädagogik auf der Strecke bleiben könnte. „Wir wollen, dass die Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen, nicht Corona und nicht die Computer“, so sein Appell.