Logo der Universal Music Group vor der Zentrale in Santa Monica
APA/AFP/Valerie Macon
Streamingboom

Universal glänzt bei Debüt an der Börse

Der Börsengang des weltgrößten Musiklabels Universal Music (UMG) entpuppt sich als europäischer Hit. Beim Debüt an der Amsterdamer Börse starteten die UMG-Aktien am Dienstag mit einem Plus von rund 36 Prozent. Die Durststrecke der Musikindustrie in Zeiten der Musikpiraterie scheint vorbei: Die Plattenfirma, die Stars wie Lady Gaga, Taylor Swift und The Weeknd unter Vertrag hat, sieht im Streamingboom erst den Anfang eines großen Geschäftsmodells.

Man sei „noch nicht am Höhepunkt des Aufschwungs der Musikindustrie“, zeigte sich Universal-Chef Lucian Grainge im „Guardian“-Interview anlässlich des Börsengangs sicher. Die Notierung, die sich am Dienstag als bisher größter europäischer Börsengang dieses Jahres herausstellte, sei, so Grainge, nur ein weiterer Schritt, um Universal zum „Musikunternehmen der nächsten Generation“ zu machen. Der Wert der Gruppe stieg beim Börsendebüt auf mehr rund 45 Milliarden Euro.

„Für die Universal Music Group und die Branche gibt es noch so viel mehr zu tun, so viele Möglichkeiten.“ Die Verbreitungsrate digitaler Dienste habe in „einigen der größten Länder“ noch nicht das volle Potenzial erreicht, meinte der CEO, der seit 35 Jahren an der Spitze von Universal Music steht und aus dem einstigen kränkelnden Riesen ein milliardenschweres Unternehmen geschaffen hat.

„Und wenn man dann noch das wachsende Hörverhalten der Fans über sprachgesteuerte Lautsprecher, vernetzte Autos, soziale Netzwerke, Spiele, Fitness und so weiter hinzurechnet, wird klar, warum wir glauben, dass wir erst am Anfang einer neuen Welle des Musikkonsums stehen.“ Diese Welle finde, so Grainge weiter, auf einer Vielzahl von Plattformen statt, von denen einige „vor ein paar Jahren noch nicht einmal auf dem Radar waren“.

Ariana Grande
Reuters/Mario Anzuoni
Universal Music ist die Heimat zahlreicher Stars, darunter Ariana Grande

60 Prozent der UMG-Aktien an der Börse

Die Universal Music Group ist das größte der drei Major-Labels und hält mit knapp 32 Prozent (2019) den weltweit größten Anteil am Musikmarkt – vor seinen Konkurrenten Sony Music und Warner Music. Seit 2000 ist das Unternehmen eine Tochtergesellschaft des französischen Medienkonzerns Vivendi. Dieser hatte bereits im Februar angekündigt, 60 Prozent der Aktien an die Börse zu bringen.

Vivendi selbst wird letztlich rund zehn Prozent halten. Die Vivendi-Aktien gaben am Dienstag in Paris deutlich nach, nachdem das wichtigste Asset nun auf eigenen Beinen stehen soll. Großaktionäre von UMG sind zudem der chinesische Technologieriese Tencent, der erst im Dezember letzten Jahres seinen Anteil an Universal um 20 Prozent steigerte, und der US-Investor Bill Ackman. Ackman hatte zunächst geplant, über seinen Börsenmantel (SPAC) Pershing Square Tontine bei Universal Music einzusteigen, damit jedoch die US-Börsenaufsicht auf den Plan gerufen.

Lucian Grainge, Chef der Universal Music Group
Reuters/Eduardo Munoz
Der Mann hinter dem Erfolg von Universal: Lucian Grainge, 61, wurde 2016 von der Queen in den Ritterstand gehoben

Boom bei Streaming und Lizenzeinnahmen

Ähnlich wie seine Konkurrenten rechnet Universal Music damit, dass die Profite der Musikindustrie noch länger stark wachsen werden. Der Streamingboom sei nur die „Initialzündung“ für die Branche gewesen, erklärte etwa auch Mark Mulligan vom Medienanalysehaus Midia Research gegenüber dem „Guardian“. Nicht zuletzt durch die steigenden Lizenzeinnahmen, die sich durch das Hören auf Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok und in Spielen wie „Fortnite“ ergeben, erwarte man sich weitere Gewinne.

Fast zehn Prozent der weltweiten Streamingeinnahmen – fast 22 Milliarden Dollar im Jahr 2020 – würden mittlerweile Lizenzen ausmachen. Aber das sei nicht mehr alles, was zähle, so Mulligan: „Investoren kaufen Musikkataloge, Schwellenländer verzeichnen ein starkes Wachstum. Das alles macht die Musikindustrie für Investoren interessant“, so der Analyst, der die Branche aktuell am Höhepunkt angekommen sieht.

Musikpiraterie als Problem der Vergangenheit

Universal Music hatte lange Zeit mit sinkenden Albumverkäufen und Musikpiraterie zu kämpfen. Noch vor einem Jahrzehnt, als das Streaming keine nennenswerten Einnahmen brachte, erwirtschaftete das Unternehmen lediglich 4,2 Milliarden Euro Umsatz und machte einen Gewinn von 507 Millionen Euro.

„Als ich vor 35 Jahren zu UMG kam, war die Vorstellung, dass wir eines Tages zu einem führenden Musikunternehmen werden könnten, das sein Schicksal selbst bestimmen kann, unvorstellbar gewesen“, kommentierte Grainge seinen Erfolg nun im „Guardian“: „Aber da sind wir jetzt.“

Nicht zuletzt durch die Coronavirus-Krise, in der keine Livekonzerte stattfanden, konnten die Plattenfirmen durch die wachsende Streamingnachfrage stark profitieren. Analysten halten die Branche immer noch für teils unterbewertet. Nach Angaben des Magazins „Music Business Weekly“ hält etwa die Investmentbank JPMorgan Cazenove eine Bewertung von UMG von rund 55 Milliarden Euro für möglich.

Lady Gaga und Bob Dylan

Zu den Künstlerinnen und Künstlern, an deren Liedern Universal Music die Rechte hält, gehören Stars wie Lady Gaga, Kanye West und Metallica. Im vergangenen Dezember kaufte Universal Music in einem spektakulären Deal, der als einer der größten der Musikgeschichte gilt, zudem alle Rechte an den Songs von Bob Dylan für geschätzt rund 300 Millionen Dollar.