Tablet mit USB-C wird geladen
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Einheitliche Ladebuchsen

EU-Vorschlag bringt Ende für Steckerchaos

Rund zwölf Jahre hat es gedauert, nun erhält der Wunsch nach einheitlichen Ladekabeln Hand und Fuß. Die EU-Kommission stellte am Donnerstag ihren Gesetzesvorschlag dazu vor, der ein Ladegerät für Handys, Tablets, Kopfhörer, Lautsprecher, tragbare Konsolen und Kameras ermöglichen soll. Ein Player aber sperrt sich weiter: der US-Gigant Apple.

Rund 50.000 Tonnen Elektroschrott kommen jährlich weltweit wegen weggeworfener Ladegeräte zusammen. Das ist ein Grund für den Gesetzesvorschlag, den Industriekommissar Thierry Breton nun vorstellte. „Ladegeräte versorgen alle unsere wichtigsten elektronischen Geräte mit Strom. Mit immer mehr Geräten werden immer mehr Ladegeräte verkauft, die nicht austauschbar oder nicht notwendig sind. Dem machen wir ein Ende“, so Breton.

„Mit unserem Vorschlag können europäische Verbraucher ein einziges Ladegerät für ihre gesamte tragbare Elektronik verwenden – ein wichtiger Schritt, um den Komfort zu erhöhen und Abfall zu reduzieren“, sagte der EU-Kommissar.

Von 30 auf drei auf einen

Der Weg dahin war ein langer: Schon 2009 wurde das Ladegerät für alle Elektrogeräte angekündigt. Damals erreichte man allerdings nur Selbstverpflichtungen von 14 Herstellern – darunter Apple –, die aber nur teilweise griffen. In der Folge schrumpfte aber immerhin die Zahl von mehreren Dutzend verschiedenen Steckerarten auf aktuell drei: das inzwischen veraltete Micro-USB, das neuere USB-C und die dünneren Lightning-Anschlüsse von Apple.

Nun soll nur noch USB-C übrig bleiben – fast egal, bei welchem Gerät, und egal, von welchem Hersteller. Nicht inkludiert im neuen Vorschlag sind allerdings Earbuds, Smartwatches und Fitnesstracker – aus technischen Gründen, wie es heißt.

Darüber hinaus schlägt die Kommission vor, den Verkauf von Ladegeräten vom Verkauf elektronischer Geräte zu entbündeln – die Konsumentinnen und Konsumenten sollen auch die Möglichkeit haben zu wählen, ob sie ein neues elektronisches Gerät mit oder ohne Ladegerät kaufen wollen. Ob ein Kabel mit verkauft wird – etwa zum Datentransfer –, wird den Herstellern überlassen. Zudem soll die Schnellladetechnologie harmonisiert werden. Das soll verhindern, dass unterschiedliche Hersteller die Ladegeschwindigkeit ungerechtfertigt begrenzen.

Apple verweigert

Der US-Konzern Apple lehnte den Vorschlag der Kommission bereits strikt ab. Er will an seinen hauseigenen Lightning-Anschlüssen festhalten, die derzeit in allen iPhones und manchen Tablets verbaut werden. „Wir sind weiterhin besorgt, dass eine strenge Regulierung, die nur eine Art von Steckverbinder vorschreibt, Innovation erstickt, anstatt sie zu fördern, was wiederum den Verbrauchern in Europa und auf der ganzen Welt schaden wird“, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.

EU will einheitliche Ladekabel umsetzen

Die EU will einen Gesetzesvorschlag präsentieren, der einheitliche Ladekabel für Smartphones, Tablets und Smartphones möglich macht. Die Debatte über einen einheitlichen Standard dauert nun schon zwölf Jahre.

Bei den Netzteilen setze man ohnehin auf USB-C, mit einer erzwungenen Umstellung werde zudem die Menge an Elektroschrott sprunghaft steigen, so Apple. Ein Grund für den Widerstand von Apple dürften aber auch die Einnahmen sein, die der Tech-Gigant mit dem Programm „Made for iPhone/iPad“ (MFI) erzielt. Dritthersteller von Lightning-Kabeln müssen ihre Produkte dort zertifizieren lassen.

Zwei von drei Ladegeräten ungenutzt

Die Kommission argumentierte am Donnerstag dagegen an. Breton sagte, der Vorschlag unterstütze sowohl die Verbraucher als auch die Umwelt. Alles in allem soll künftig nicht nur der Elektroschrott um rund 1.000 Tonnen reduziert werden. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen so rund 250 Millionen Euro sparen – laut der Kommission werden nur zwei von drei gekauften Ladegeräten auch tatsächlich verwendet.

Laden ganz ohne Kabel auf dem Vormarsch

Der Kommissionsvorschlag wird sich nicht sofort in den Geschäften niederschlagen. Erst werden EU-Staaten und Europaparlament über den Vorschlag beraten, anschließend müssen beide Seiten eine gemeinsame Linie finden. Besonders das EU-Parlament drängt schon seit Jahren auf einheitliche Ladekabel. Nach einer Einigung zwischen EU-Parlament und EU-Staaten hätten die nationalen Regierungen noch ein Jahr Zeit, die neuen Regeln in nationales Recht umzusetzen.

USB-Type-C-Stecker
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Der USB-C-Anschluss soll der einzige benötigte Stecker werden

Der Kommissionsvorschlag sieht außerdem eine zweijährige Übergangsfrist vor, damit sich die Unternehmen umstellen können. Vor 2023 wird es also kaum Änderungen geben. Der Wermutstropfen: Inzwischen setzen sich viele Geräte durch, die mittels Induktion – also ohne Stecker und Kabel – aufgeladen werden. Das ist praktisch, verbraucht aber mehr Strom und dauert länger.