Kinder in Kroatien getötet: Wiener unter Mordverdacht

Ein 56-jähriger österreichischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Kroatien soll in der Nacht auf gestern in Zagreb seine drei Kinder getötet haben. Er soll anschließend versucht haben, sich das Leben zu nehmen, war am Nachmittag aber im stabilen Zustand. Der Wiener wird verdächtigt, seine eigenen Kinder erstickt zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen dreifachen schweren Mordes, wofür dem Vater eine Höchststrafe von 50 Jahren droht.

Mann bei Bewusstsein

Der Mann sei stabil und auch bei Bewusstsein, sagte der Leiter des Zagreber Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern, Davor Vagic, gestern Nachmittag bei einer Pressekonferenz. Zu dem Zeitpunkt, als der Verdächtige mit dem Krankenwagen in Begleitung der Polizei eingeliefert wurde, befand er sich laut Vagic in einem Zustand „eingeschränkten Bewusstseins“.

Wegen des Verdachts, dass der Mann unter Einfluss von Psychopharmaka stand, wurden laut dem Chefarzt derzeit alle dahin gehenden Untersuchungen durchgeführt, ehe man dazu definitiv eine Aussage machen könne, fügte Vagic hinzu. Im Krankenhaus wird der Mann von der Polizei bewacht.

Polizei vor Wohnhaus in Zagreb
APA/AFP/Denis Lorovic

Abschiedsbrief auf Facebook

Der Österreicher soll in der Nacht seinen vierjährigen Sohn und siebenjährige Zwillinge (ein Mädchen und einen Buben) in seiner Wohnung ermordet und anschließend versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Vermutet wurde, dass er entweder Tabletten oder ein Gift eingenommen haben könnte. Die Polizei wurde von einem Freund alarmiert, der einen Abschiedsbrief des Wieners auf Facebook gesehen hatte. Als die Beamten schließlich gegen 2.00 Uhr in der Wohnung eintrafen, fanden sie die leblosen Kinder und den Vater.

Der Mann war von der Mutter der Kinder geschieden, die Geschwister hatten bei ihm das Wochenende verbracht. Die Mutter, die zum Zeitpunkt der Tat nicht in Zagreb war, soll in der Früh im Krankenhaus in Dubrovnik die Nothilfe aufgesucht haben. Laut Polizeiangaben habe es eine zurückliegende Intervention wegen Gewalt in der Familie gegeben.

Das zuständige Kinderamt hatte mit der Familie lediglich im Jahr 2018 während der Scheidung zu tun. Damals seien die Eltern gemeinsam zu einer Beratung erschienen, wo sie eine Vereinbarung über gemeinsames Sorgerecht abgegeben hatten. Danach waren den Behörden keine Vorfälle mehr bekanntgeworden, sagte die Staatssekretärin im Familienministerium, Margareta Madjeric, laut Medienberichten.

„Auf Wiedersehen, alle zusammen“

Kroatische Medien veröffentlichten auf ihren Websites unter anderem den Abschiedsbrief des 56-Jährigen. „Auf Wiedersehen, alle zusammen. Ich werde gehen, weil ich nicht mehr kann“, schrieb der Österreicher auf Englisch und erwähnte finanzielle Probleme sowie eine kürzlich beendete Beziehung. „Alles was ich in den letzten eineinhalb Jahren versucht habe, hat mich nicht zurück zur Arbeit gebracht“, schrieb er weiter und, dass nicht einmal seine „Freimaurer-Brüder“ ihm helfen wollten.

Der Mann, der in Zagreb lebt und arbeitet, betrieb in Kroatien ein Unternehmen, das laut der Tageszeitung „Jutarnji List“ im Juli 2020 gegründet wurde. Er schien auch in weiteren, aber nicht mehr aktiven kroatischen Unternehmen auf, und war seit 2007 in dem Land beruflich tätig, betrieb aber auch eine Firma in Wien.

Eine Sprecherin des Außenministeriums bestätigte am Nachmittag „den Tod dreier minderjähriger österreichischer Staatsbürger in Zagreb“. Die Botschaft versucht, mit den Angehörigen Kontakt aufzunehmen.