„Blue Moon“ gewann Goldene Muschel von San Sebastian

Das rumänische Sozialdrama „Blue Moon“ ist gestern Abend auf dem 69. Internationalen Filmfestival von San Sebastian mit der Goldenen Muschel ausgezeichnet worden. Der Film von Alina Grigore handelt von zwei jungen Frauen, die hilflos und machtlos versuchen, aus den familiären Traditionen und der sexuellen Unterdrückung zu fliehen, um ein menschenwürdiges Leben zu leben.

Die rumämische Regisseurin Alina Grigore
APA/AFP/Ander Gillenea

Chastain überzeugt in „The Eyes of Tammy Faye“

Hollywood-Star Jessica Chastain und die junge dänische Darstellerin Flora Ofelia Hofmann Lindahl wurden unterdessen ex aequo mit der Silbernen Muschel für die beste schauspielerische Leistung gewürdigt. Nach der Berlinale hatte auch das Festival von San Sebastian beschlossen, bei den Preisen nicht mehr geschlechterspezifisch zwischen Schauspielern und Schauspielerinnen zu unterscheiden.

Chastain stellt in Michael Showalters Film „The Eyes of Tammy Faye“ überwältigend die auf Tatsachen beruhende Geschichte der US-amerikanischen Sängerin und TV-Evangelistin Tammy Faye dar. Sie war ein gefeierter TV-Star, bis ihr Ehemann, der Fernsehprediger Jim Bakker, mit ihren gemeinsamen TV-Sendungen im Namen Gottes ein Vermögen erschwindelte. Chastain gilt auch als Oscar-Kandidatin.

Jurypreis geht nach Belgien

Die erst 16 Jahre alte dänische Darstellerin Ofelia überzeugte hingegen mit einer bewegenden Darstellung des kleinen Bauernmädchens Lise in „As in Heaven“, die durch den tragischen Einfluss von Religion und Traditionen im 19. Jahrhundert ihre Zukunft davonschwimmen sieht.

Die dänische Filmemacherin Tea Lindeburg wurde mit „As in Heaven“ zudem für die beste Regie ausgezeichnet. Der Preis für das beste Drehbuch ging an den Briten Terence Davies für seinen Film „Benediction“, der die Geschichte des homosexuellen Poeten Siegfried Sassoon erzählt. Etwas überraschend wurde der begehrte Jurypreis heuer an den belgischen Festivalbeitrag „Earwig“ von Lucile Hadzihalilovic verliehen. Der französische Drogenskandal-Film „Undercover“ bekam den Preis für die beste Fotografie.

Im „New Directors“-Wettbewerb konnte sich die junge russische Filmemacherin Lena Lanskih mit ihrem ersten Langspielfilm „Unwanted“ durchsetzen. Der Publikumspreis ging in diesem Jahr an die Französin Celine Sciamma für „Petite Maman“. Für ihren bewegenden Film über die Gewalt gegen Mädchen in Mexiko wurde Tatiana Huezo mit ihrem Film „Noche de fuego“ als bester lateinamerikanischer Festivalbeitrag geehrt.

Viele internationale Stars

San Sebastian gehört neben Cannes, Berlin und Venedig zu den weltweit wichtigsten Filmfestivals überhaupt. Das Festival begeisterte heuer mit erstklassigen Filmbeiträgen – aber auch mit vielen internationalen Stars: Jessica Chastain, Penelope Cruz, Antonio Banderas, Stanley Tucci und Javier Bardem präsentierten ihre neusten Filme.

Unterdessen wurden Johnny Depp und Marion Cotillard in San Sebastian mit den diesjährigen „Donostia“-Ehrenpreisen für ihre Schauspielkarriere ausgezeichnet. Im Vorfeld führte vor allem die Preisvergabe an Hollywood-Star Depp zu Protesten, da ein Prozess wegen häuslicher Gewalt gegen ihn bevorsteht. Depp verteidigte sich in San Sebastian erneut gegen die Vorwürfe seiner Ex-Frau, Schauspielerin Amber Heard, und kritisierte, dass Bewegungen wie „#MeToo“ mit einer guten Absicht entstanden seien, heuer aber vollkommen außer Kontrolle seien.