Litauen: Kind in Aufnahmeeinrichtung gestorben

In Litauen ist ein Kind gestorben, das nach dem illegalen Übertreten der Grenze aus dem östlichen Nachbarland Belarus in einer Aufnahmeeinrichtung untergebracht war.

Die vorläufige Todesursache sei eine akute Störung der Herz- und Lungenfunktion, teilte das Ministerium für soziale Sicherheit und Arbeit in Vilnius der Agentur BNS zufolge mit. Das elf Jahre alte Kind war gestern ins Krankenhaus gebracht worden.

„Wir sind schockiert über diesen Verlust“, sagte Beatrice Bernotiene, die Leiterin des Lagers in Rukla, einem Rundfunkbericht von heute zufolge. Nach ihren Angaben litt das Kind an Vorerkrankungen und war gelähmt. Mit seinem Vater befand es sich seit Anfang August in der Einrichtung, nachdem beide an der Grenze aufgegriffen worden waren.

Vorwürfe gegen Lukaschenko

Die Regierung in Vilnius beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Flüchtlinge und Migranten an die EU-Außengrenze zu bringen. Lukaschenko hatte Ende Mai angekündigt, dass Minsk Menschen nicht mehr an der Weiterreise in die EU hindern werde – als Reaktion auf verschärfte westliche Sanktionen.

Litauen hat seitdem mit einem Andrang durch Menschen aus dem Nahen Osten über seine fast 680 Kilometer lange Grenze zu Belarus zu kämpfen. Das baltische EU-Land hat deshalb den Ausnahmezustand ausgerufen und mit dem Bau eines Zauns begonnen. Seit Anfang August weist der litauische Grenzschutz Menschen ab, die über Belarus illegal ins Land kommen wollen.

Lukaschenko wies eine Verantwortung zurück. Die Lage werde durch das Vorgehen der Grenzschutzbeamten der Nachbarstaaten verschärft, sagte der 67-Jährige in Minsk. Er sprach von einer „sehr ungünstigen Situation“ an der Grenze. Die Nachbarstaaten hätten einen Konfrontationskurs gegenüber Belarus eingeschlagen, so Lukaschenko bei einem Treffen mit dem Grenzschutz.

Polen verlängert Ausnahmezustand

Polen will indes aufgrund der Lage an der Grenze zu Belarus den Ausnahmezustand um 60 Tage verlängern. Er werde dem Kabinett vorschlagen, den Präsidenten um diese Verlängerung zu bitten, sagte Innenminister Mariusz Kaminski in Warschau. Die Situation sei ernst. „Es kommt zu einer Reihe von provokativen Vorfällen unter Beteiligung uniformierter belarussischer Kräfte und zu Versuchen, die Integrität unserer Grenze zu verletzen.“