Die Lava des Vulkans auf La Palma erreicht das Meer.
AP/Saul Santos
Lava ergießt sich ins Meer

Warnung vor giftigen Gasen auf La Palma

Eine gute Woche nach dem Vulkanausbruch auf der spanischen Kanareninsel La Palma ergießen sich die um die 1.000 Grad heißen Lavaströme ins Meer und bringen das Meer zum Kochen. „Die Lava hat das Meer erreicht“, twitterte das Spanische Institut für Meereskunde Mittwochfrüh und veröffentlichte von einem seiner Schiffe aus aufgenommene Fotos. Befürchtet wurde, dass sich bei dem Kontakt der Lava mit dem salzigen Meerwasser giftige, mit Salzsäure versetzte Gase bilden könnten.

Deswegen war bereits zuvor eine Ausgangssperre für vier Ortsteile mit insgesamt etwa 300 Bewohnern aufrechterhalten worden. Auch Explosionen glühender Lavabrocken und kochend heiße Flutwellen sind möglich. Auf den vom Institut für Meereskunde veröffentlichten Bildern ist zu sehen, wie sich die orange glühende Masse wasserfallartig über Klippen in den schwarzen Atlantik ergießt und dabei Rauch und Dampfschwaden aufsteigen.

Das Vulkanologische Institut mahnte die Bewohner der 85.000-Einwohner-Insel zur Vorsicht. Die Menschen sollten Türen und Fenster geschlossen halten. Die kanarische Sicherheitsbehörde twitterte wegen der Gase: „Wenn Sie draußen sind, suchen Sie sich einen sicheren Ort, um Zuflucht zu suchen. Das Einatmen oder der Kontakt mit ätzenden Gasen oder Flüssigkeiten kann Haut, Augen und Atemwege reizen und Atembeschwerden verursachen, insbesondere bei Menschen mit bereits vorhandenen Erkrankungen der Atemwege.“

Fotostrecke mit 7 Bildern

Die Lava des Vulkans auf La Palma erreicht das Meer.
AP/Saul Santos
Die Lava des Vulkans erreicht das Meer
Die Lava des Vulkans auf La Palma erreicht das Meer.
AP/Saul Santos
Die strömende Lava vernichtet alles, was ihr im Weg ist
Die Lava des Vulkans auf La Palma erreicht das Meer.
Reuters/Borja Suarez
Bei Kontakt mit dem Meerwasser steigen gigantische – auch giftige – Wolken auf
Zwei Personen messen die Gaswerte in der Umgebung.
AP/Luismi Ortiz
Wissenschaftler messen die Gaswerte
Blick durch ein Küchenfenster in einer Wohnung auf La Palma.
Reuters/Jon Nazca
Ein Blick auf die Lavaströme aus einem Küchenfenster
Eine Frau beobachtet wie die Lava des Vulkans auf das Meer trifft.
Reuters/Jon Nazca
Der Ausbruch des Vulkans und die strömende Lava sind weithin sichtbar
Die Lava des Vulkans auf La Palma erreicht das Meer.
Reuters/Borja Suarez
Tagsüber sind die Gaswolken weithin sichtbar

Mehr Lava als zuvor und aus größerer Tiefe

Im Freien solle man sich mindestens ein nasses Tuch vor Mund und Nase binden. Der kräftige Wind blies zunächst die Schwaden aufs Meer hinaus. Salzsäure entsteht, wenn die 1.000 Grad heiße Lava in das nur 20 Grad warme Meer stürzt, das Chlorid enthält, einen der Bausteine der Salzsäure. Salzsäure kann eben zu Verätzungen der Haut, starken Atembeschwerden und Reizungen der Augen führen. Zudem können sich winzig kleine Vulkansplitter bilden, die zu Verletzungen in der Lunge führen könnten, warnte die Vulkanologin Claudia Rodriguez.

Lava fließt ins Meer

Die etwa 1.000 Grad Celsius heiße Lava aus dem vor rund einer Woche auf der spanischen Kanareninsel La Palma ausgebrochenen Vulkan hat sich über Nacht ins Meer ergossen. Befürchtet wurde, dass sich bei dem Kontakt der Lava mit dem salzigen Meerwasser giftige, mit Salzsäure versetzte Gase bilden könnten.

Der Vulkan speit inzwischen mehr Lava als am Anfang aus, die aus größerer Tiefe aufsteigt und deshalb heißer, dünnflüssiger ist und damit schneller fließt. In den spanischen Medien wird deshalb von einem „Ausbruch wie auf Hawaii“ gesprochen.

La Palma: Lava fließt ins Meer

Auf der spanischen Insel La Palma ist die Lava des ausgebrochenen Vulkans nun in das Meer geflossen. Experten warnen nun vor einer Gefahr durch aufsteigende Gase.

Lava stürzte 100 Meter über Klippe

Laut der Seenotrettung fließt die Lava seit Mitternacht (MESZ) ins Meer. Es wehe ein Südwind. Das Institut für Meereskunde twitterte weiter, man könne das Vordringen der Lava bis zum Fuß der Klippe sehen. Das zeigt auch ein im Internet veröffentlichtes Video, etwa auch des Vulkanologischen Instituts. Wo die Lava auf das Wasser trifft, scheint es zu Explosionen zu kommen. Die Zeitung „La Vanguardia“ berichtete, es habe sich, nachdem Lava und Gestein ins Meer gestürzt seien, eine 50 Meter hohe Pyramide aufgetürmt.

Zuvor sei der Lavastrom in der Nähe der Gemeinde Tazacorte eine etwa 100 Meter hohe Klippe herabgestürzt. Die Lava hatte auf ihrem unaufhaltsamen Weg Richtung Meer zuvor bereits Bananenplantagen und große Gewächshäuser nahe der Küste zerstört. Deren Plastikplanen und dort gelagerter Kunstdünger fingen Feuer. Da auch dabei giftige Dämpfe freigesetzt wurden, mussten einige Menschen nahe gelegene Häuser verlassen, berichtete die Zeitung „La Vanguardia“.

Lebensgrundlage wird zerstört

Die Vernichtung der Plantagen ist neben dem Verlust der Häuser ebenfalls schlimm. Etwa die Hälfte der Inselbevölkerung lebt direkt oder indirekt vom Bananenanbau, der sich schon vor dem Vulkanausbruch in der Krise befand. Nun sind Medienberichten zufolge schon etwa 15 Prozent der normalen Ernte in dieser Jahreszeit durch den Vulkanausbruch verloren gegangen.

Auf den unter der Lava begrabenen Feldern wird auf Jahrzehnte keine Landwirtschaft mehr möglich sein. Die Stimmung in der Bevölkerung ist angespannt: „Wir sind alle sehr nervös, weil wir gar nicht wissen, was kommt. Man kann gar nicht mehr schlafen“, sagte ein Mann aus dem Ort Tazacorte im spanischen Fernsehen.

Ein einzelnes von der Lava des Vulkans verschont gebliebenes Haus.
Reuters/Alfonso Escalero/Ilovetheworld
Das „Wunderhaus“ vor der Zerstörung durch die Lava

„Wunderhaus“ doch von Lava zerstört

Das „Wunderhaus“ wurde nun doch ein Raub der Lava. Das kleine Häuschen war berühmt geworden, weil es inmitten einer glühend heißen Lavawüste zunächst unbeschadet geblieben war, während Hunderte andere Bauten rundherum zerstört worden waren. Wie auf Bildern und Videos zu sehen war, floss der Lavastrom tagelang um das kleine Gebäude in der Ortschaft El Paraiso herum. Dann aber war es plötzlich verschwunden, verbrannt und unter Lava begraben wie etwa 600 weitere Gebäude auf der spanischen Kanareninsel.

Das im kanarischen Stil erbaute Einfamilienhaus gehörte Rainer Cocq und seiner Frau Inge Bergedorf, einem Pensionistenpaar aus Dänemark, wie die spanische Zeitung „El Mundo“ berichtete. Die beiden hätten die Insel seit Ausbruch der CoV-Pandemie nicht mehr besucht. „Alles ist zerstört. Wir haben alles auf unserer geliebten Insel verloren. Es ist sehr traurig. Inge und ich sind sehr erschüttert“, zitierte die Zeitung Cocq am Dienstag.

Schäden auf mehrere hundert Millionen geschätzt

Die Vulkaninsel wurde am Dienstag zum Katastrophengebiet erklärt. Bisher wurden fast 600 Gebäude von der glühend heißen Masse zerstört. Die Zahl der Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, sank leicht auf 5.600, nachdem einige Bewohner zurückkehren durften. Die Schäden belaufen sich Schätzungen der Regionalregierung zufolge auf mehrere hundert Millionen Euro.

Der Regionalpräsident der Kanaren, Angel Victor Torres, bezifferte die Schadenssumme durch die Zerstörung von Land und Gebäuden in der vergangenen Woche auf mehr als 400 Millionen Euro. Am Dienstag gab die spanische Regierung Hilfsgelder in der Höhe von 10,5 Millionen Euro für die von dem Vulkanausbruch Betroffenen frei.

Der Vulkan in dem Höhenzug Cumbre Vieja im Süden der Insel vor der Westküste Afrikas war am 19. September erstmals seit 50 Jahren wieder ausgebrochen. Wie lange er aktiv bleiben wird, können auch Vulkanologen nicht sagen. Es könne Wochen oder auch Monate dauern.