Lehrlinge sollen häufiger Auslandspraktika machen

Lehrlinge sollen im Zuge ihrer Ausbildung in Zukunft vermehrt ins Ausland gehen. Das ist das Ziel einer gemeinsamen Initiative der zuständigen Ministerien, der Wirtschaftskammer (WKO) und des Österreichischen Austauschdienstes (OeAD), die heute vorgestellt wurde.

Um die Lehrlingsmobilität zu erhöhen, sollen Betriebe, Ausbildende, Berufsschulen, Lehrlinge und Eltern zukünftig besser über die Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten informiert und untereinander vernetzt werden.

Während rund 20 Prozent der Studierenden in Österreich im Laufe ihrer Ausbildung ins Ausland gingen und 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler in den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, seien es unter Lehrlingen nur drei Prozent. „Da sieht man, dass die Gruppe der Lehrlinge hier wirklich aufholen sollte“, sagte ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann heute auf einer Pressekonferenz.

Budget nahezu verdoppelt

Bis 2027 soll die jährliche Zahl der Lehrlinge, die ins Ausland gehen, auf 2.000 verdoppelt werden. Dafür wurde auch das Budget des Austauschprogramms Erasmus+ nahezu verdoppelt.

Bis 2027 sollen 120 Mio. Euro fließen, sagte Jakob Calice vom OeAD. Bei einem Auslandsaufenthalt bekommen die Betriebe das Bruttogehalt ihres Lehrlings ersetzt, außerdem gibt es einen Zuschuss für Reise- und Aufenthaltskosten, Gratissprachkurse und ein Taschengeld von 15 Euro pro Tag für Lehrlinge.

Eine Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft hat die Gründe für die niedrige Lehrlingsmobilität untersucht und herausgefunden, dass es in Lehrbetrieben, Berufsschulen und unter Ausbildenden und Lehrlingen an Informationen zur Möglichkeit eines Auslandspraktikums während der Lehre fehle. Darüber hinaus sei für viele der Nutzen eines Auslandsaufenthalts nicht klar.

Schramböck kritisiert Unternehmen

Die Studie habe auch ergeben, dass jene Betriebe, die bereits Erfahrung mit Auslandspraktika für Lehrlinge haben, ein größeres Interesse an weiterer Auslandsmobilität haben als Betriebe ohne Erfahrung.

Erfahrene Lehrbetriebe schätzen außerdem den Nutzen, den die Lehrlinge und die Betriebe aus einem Auslandsaufenthalt ziehen können, positiver ein als Betriebe ohne Erfahrung.

Das Argument von Betrieben gegen Auslandspraktika, dass die ausgefallene Arbeitskraft im Produktionsprozess fehlen würde, will Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) nicht gelten lassen und verweist dabei auf ihre praktische Erfahrung in Unternehmen: „Aus meiner Sicht kann der Produktivitätsentfall nicht die Begründung sein, dass man Lehrlingen nicht den Zugang zum internationalen Praktikum ermöglicht.“

Es sei eine Ungerechtigkeit, Lehrlingen hier nicht die gleichen Chancen wie Schülerinnen und Schülern zu bieten.

Kritik von NEOS

Kritik kam von NEOS-Lehrlingssprecher Yannick Shetty. Schramböck und Faßmann hätten zwar die Probleme angesprochen, aber keinerlei echte Lösungen geliefert. Jeder Lehrling ab 16 Jahren solle unabhängig von den finanziellen Verhältnissen der Eltern die Möglichkeit für ein Auslandssemester haben, so die Forderung von NEOS.