Britische Diplomaten trafen Taliban-Vertreter in Afghanistan

Führende britische Diplomaten haben sich in Afghanistan mit Vertretern der militant-islamistischen Taliban getroffen. Der Afghanistan-Beauftragte Simon Gass und der Geschäftsträger der britischen Botschaft in Afghanistan, Martin Longden, seien in das Krisenland gereist, sagte ein Regierungssprecher heute in London.

Dabei hätten sie diskutiert, wie das Vereinigte Königreich Afghanistan während der humanitären Krise unterstützen könne. Angesprochen wurden auch Themen wie eine sichere Passage für alle Ausreisewilligen, die Rechte von Minderheiten sowie von Frauen und Mädchen.

„Die Regierung tut weiterhin alles, um den Ausreisewilligen eine sichere Überfahrt zu gewährleisten, und setzt sich für die Unterstützung der afghanischen Bevölkerung ein“, sagte der Sprecher. Zur Sprache gekommen sei auch die Notwendigkeit, dass Afghanistan nicht erneut zu einem „Brutkasten für den Terrorismus“ wird.

Großbritannien hatte ebenso wie die USA und alle Verbündeten, darunter Deutschland, vor einigen Wochen sein Militär nach knapp 20 Jahren Einsatz aus Afghanistan abgezogen.

Amnesty: Taliban exekutierten Mitglieder von Minderheit

Die Taliban hatten im Zuge des internationalen Truppenabzugs ihre Machtbereiche im Land schnell ausgeweitet und am 15. August kampflos die Macht in Kabul übernommen. Sie kündigten eine Generalamnestie für alle Regierungsangestellten an. Doch seither gab es zahlreiche Berichte über außergerichtliche Tötungen in verschiedenen Teilen des Landes.

So exekutierten die Taliban nach Angaben von Amnesty International Ende August 13 Angehörige der Volksgruppe der Hazara. Die Hazara gehören zur Minderheit der Schiiten in dem von sunnitischen Muslimen dominierten Land.

Unter den Getöteten seien elf Mitglieder der ehemaligen afghanischen Streitkräfte sowie zwei Zivilpersonen gewesen, so Amnesty. Die Exekutionen hätten sich in der zentralafghanischen Provinz Daikundi zugetragen.