NGO: Sicherheitskräfte schikanieren Migranten in Calais

Französische Sicherheitskräfte schikanieren laut einem Bericht von Human Rights Watch (HRW) nahezu täglich Migranten und Migrantinnen in der Hafenstadt Calais.

„Menschen täglich Schikanen und Demütigungen auszusetzen ist unter keinen Umständen zu rechtfertigen“, schrieb die Frankreich-Chefin der Menschenrechtsorganisation, Benedicte Jeannerod, in einem heute veröffentlichten Bericht. Fünf Jahre nach Auflösung eines großen Flüchtlingscamps halten sich etwa 1.000 Geflüchtete um Calais auf.

Nach dem Bericht von HRW räumt die Polizei etwa alle zwei Tage die kleineren Zeltlager, in denen die Menschen hausen. Dabei zerstöre sie regelmäßig Zelte und Schlafsäcke, die die Menschen in der Eile nicht mitnehmen können.

„Wenn die Polizei kommt, haben wir fünf Minuten, bevor sie alles zerstören“, zitiert der Bericht eine Kurdin. „In fünf Minuten kann sich eine fünfköpfige Familie mit kleinen Kindern in einem Zelt nicht einmal anziehen“, fügte sie hinzu.

HRW: Erschwerter Zugang zu Lebensmitteln durch Polizei

Im vergangenen Jahr habe die Polizei insgesamt 950 Zeltlager geräumt und dabei etwa 5.000 Zelte konfisziert, berichtete die Organisation Human Rights Observers, die regelmäßig bei den Räumungen anwesend ist. Die Polizei erschwere es den Menschen außerdem, Lebensmittel und Wasser zu bekommen, kritisierte Human Rights Watch. So sei die Verteilung von Hilfsgütern in Calais verboten. Es gebe auch keine eigenen Toiletten für Frauen.

Die Organisation appellierte an die französischen Behörden, die systematischen Räumungen einzustellen und sich besser um unbegleitete Minderjährige zu kümmern. „Wenn das Ziel darin besteht, Migranten davon abzuhalten, nach Nordfrankreich zu kommen, dann ist die Politik nicht nur gescheitert, sondern hat auch erheblichen Schaden verursacht“, sagte Jeannerod.