Herbstbücher
ORF.at/Zita Klimek
Jugendbücher

Schaurige Geschichten für Geisternächte

Wenn es abends früher dunkel wird und die ersten Kürbisgesichter im schaurigen Schein erleuchten, bricht die Zeit für Gruselgeschichten an. Zur Einstimmung auf die Geisterstunde hält die Jugendliteratur einiges an Lesestoff für die ultimative Gänsehaut bereit: Kobolde und Schattenbeißer, schwarze Feen, erzürnte Götter und sogar der Tod finden sich im Kerzenschein ein.

Wie wird man den Tod los? Auf lange Sicht gesehen gar nicht, möchte man meinen. Bei Samuel hingegen verhält sich die Sache etwas anders. Frida, der kleine Tod, soll ihn nämlich als Abschlussprüfung zum großen Tod ins Jenseits befördern. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn Samuel möchte nach einer langen Krankheit und einem schwächelnden Immunsystem keinen Fuß mehr vor die Tür setzen, es sei denn mit Vollkörperschutzanzug und literweise Desinfektionsspray.

Eine denkbar schlechte Angriffsfläche für den Tod. Fridas einzige Chance, ihren Auftrag zu erfüllen, ist Samuel das Leben an der frischen Luft schmackhaft zu machen, denn nur dort lauern auch genug Gefahren, die ihn das Leben kosten könnten. Was aber beide nicht ahnen, ist, dass das Leben auch ganz schön Spaß machen kann. Anne Gröger ist es auf fabelhafte Weise gelungen, ein ernstes Thema in eine witzige und skurrile Geschichte zu verpacken.

Die verrückten Abenteuer ihrer höchst charmanten Helden garantieren jede Menge Lacher, ohne dabei den Ernst der Thematik in den Hintergrund zu rücken. So manche spitzfindige Bemerkungen über Leben und Tod werden wohl den jungen Lesern entgehen, dafür machen sie das Buch auch für Erwachsene zu einer empfehlenswerten Lektüre.

Anne Gröger: Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen. Dtv, 208 Seiten, 13,95 Euro, ab zehn Jahren.

Das Buch „Hey, ich bin der kleine Tod“ von Anne Gröger
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Abenteuer in der Zauberwelt

Ein wunderbarer Mix aus Grusel und Komik ist auch Gesa Schwartz’ spannungsgeladenes Fantasy-Buch „Ophelia Nachtgesang“. Während man bei dunklen Feen eigentlich an finstere und übel gelaunte Gestalten denkt, vielleicht sogar mit Hörnern, ganz im Disney-Stil, bekommen wir es hier mit einer Feengestalt der etwas anderen Art zu tun. Ophelia ist zwar eine waschechte dunkle Fee, mit dem düsteren Gehabe ihrer Feenkolleginnen- und kollegen weiß sie allerdings nur wenig anzufangen.

Auch vermasselt sie regelmäßig ihren Job, Verstorbene in das Reich der Toten zu führen. Eine letzte Chance, ihren Ruf zu retten, entpuppt sich bald als halsbrecherisches Abenteuer, das die gesamte Zauberwelt erschüttern soll. Schwartz lässt in ihrer temporeichen Geschichte kaum Zeit zum Luftholen.

Magische Duelle auf Leben und Tod, sympathische Helden, denen weniger sympathische Wesen wie böse Clowns (in bester Stephen-King-Manier) und fiese Kobolde gegenüberstehen, sowie die geschickte Verwebung der magischen mit der realen Welt machen dieses Buch zu einem absolute Must-have für alle Fantasy-Fans.

Gesa Schwartz: Ophelia Nachtgesang. Planet!, 368 Seiten, 15,95 Euro, ab elf Jahren.

Die Bücher „Evangeline“ und „Ophelia Nachtgesang“
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Gruseln, bis die Zähne klappern

Ebenfalls magisch wird es im aktuellen Jugendbuch von Jan Eldredge. Als perfektes Setting für ihren Fantasy-Schmöker rund um eine junge Geisterjägerin dient der US-Autorin das für seine Gespenstergeschichten bekannte Louisiana mit seinen weitläufigen Sumpflandschaften, den Bayous. Schattenbeißer, Banshees und Kobolde sollen dort ihr Unwesen treiben und den Menschen nach dem Leben trachten.

Als etwas tollpatschige, dafür aber besonders liebenswerte Geisterjägerin in Ausbildung versucht Evangeline gemeinsam mit ihrer Großmutter nach Kräften, diese Kreaturen in Schach zu halten. Der Fall einer scheinbar besessenen Frau bringt die beiden Geisterjägerinnen nach New Orleans. Bald jedoch stellt sich heraus, dass auf der geheimnisvollen Frau weitaus mehr lastet als ein bloßer Fluch.

Evangeline muss schnell handeln, denn der nahende Vollmond könnte den zu Beginn einfach scheinenden Auftrag zur Katastrophe werden lassen. Die Vorliebe Eldredges für alte Friedhöfe, Magie und Monster spiegelt sich in den vielen detailreichen Ausführungen über Zauberkräuter und -formeln wider, die der Geschichte eine ganz spezielle Würze verleihen. Vor allzu viel Grusel muss man sich aber nicht fürchten, auch wenn es manchmal ziemlich schaurig wird, ist die Geschichte mit einer ordentlichen Prise Humor versehen.

Jan Eldredge: Evangeline und die Geister des Bayou. Aus dem Englischen von Inge Wehrmann. Thienemann, 320 Seiten, 15,95, ab zehn Jahren.

Aufruhr in der Hexenstadt

Hexen, Werwölfe, Vampire und eine Stadt, in der es immerfort Herbst ist: In Trisha Kellys druckfrischem Jugendbuch findet man alle Zutaten für den perfekten Halloween-Grusel. Rasant wie der Ritt auf einem Hexenbesen erzählt die US-Autorin vom spannenden Abenteuer der jungen Hexenschülerin Prue, die versehentlich mit einem mächtig schiefgegangenen Wunschzauber den magischen Schutz der Hexenstadt Hallowstone zerstört und somit Werwölfen und bösen Schattenwesen Tür und Tor öffnet.

Um ihre Heimat zu retten, nehmen Prue und ihre Freunde den Kampf gegen so manche böse Kreatur auf und stoßen dabei auf ein dunkles Geheimnis, das mit Prue mehr zu tun hat, als ihr lieb ist. Das magische Abenteuer liest man am besten im Schein einer Kürbislaterne, dort wo die Grenzen der Welten verschwimmen und die Fantasie regiert.

Trisha Kelly: Hallowstone. Der Zauber der Mitternachtsstadt. Aus dem Englischen von Ulrich Thiele. Arena, 336 Seiten, 15,95 Euro, ab zehn Jahren.

Die Bücher „Hollowstone“ und „Tier aus Stein, Tier aus gold“
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Schauriges aus der Welt der Antike

Geschichten der griechischen Antike könnte man getrost als die ersten Gruselstorys bezeichnen, denn an schaurigen Inhalten hat es damals schon nicht gemangelt. Man denke nur an die Sage von Prometheus und an die neunköpfige Hydra.

In diese Welt der epischen Helden und bösen Dämonen tritt auch die deutsche Autorin Lili Thal mit ihrer fantastischen Geschichte „Tier aus Stein, Tier aus Gold“. Wie auch in den klassischen Werken steht zu Beginn eine erzürnte Göttin, die drei Buben für ein Vergehen auf heiligem Boden verflucht. Ein Hilfsgott soll den dreien jedoch zur Seite stehen, um den göttlichen Bann etwas zu mildern.

Trotz allem müssen sich Kedros, Smirkos und Ion, verfolgt von drei rachsüchtigen Fluchgöttern, ihrem Schicksal ergeben und sich dem schonungslosen Fluch beugen. Happy End nicht garantiert. Menschen, Götter, Tiere und Dämonen, der Kampf Gut gegen Böse – alle Ingredienzen sind vorhanden, um aus Thals Jugendbuch einen absolut empfehlenswerten Fantasy-Roman zu machen, oder kurz gesagt: Wer die Sagen und Märchen der griechischen Mythologie mag, wird dieses Buch lieben!

Lilli Thal: Tier aus Stein, Tier aus Gold. Gerstenberg, 368 Seiten, 18,95 Euro, ab elf Jahren.