Gewessler „zuversichtlich“ in Kampf gegen slowenisches AKW

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat sich im Kampf gegen das neue slowenische AKW Krsko „zuversichtlich“ gezeigt. „Die politische Diskussion in Europa geht ganz eindeutig in Richtung erneuerbare Energie“, sagte Gewessler in einer Onlinediskussion der „Kleinen Zeitung“ mit dem slowenischen Botschafter in Wien, Aleksander Gerzina. Atomkraft sei nämlich nicht nur unsicher, sondern vor allem „so teuer, dass sie eigentlich nicht mehr konkurrenzfähig ist“.

Gerzina wiederholte in der Diskussion die bekannten slowenischen Argumente für den Neubau – Sicherung der Energieversorgung und Ersatz für den veralteten aktuellen Meiler –, wollte aber einen Meinungsumschwung in seinem Land nicht ausschließen. Gerzina bestätigte, dass das Kraftwerk das aktuelle AKW ersetzen solle. Deshalb soll er zwischen den Jahren 2035 und 2040 fertiggestellt sein, wenn auch die Lebenszeit des derzeitigen AKW ende.

„Sicher an der Atomkraft ist nur das Risiko“

Gewessler verwies auf das Sicherheitsrisiko bei einem Meiler, „der Jahrzehnte auf dem Buckel hat“, steige. Auch sei Österreich in Sorge, weil nun im selben erdbebengefährdeten Gebiet ein neues AKW errichtet werde. Sicher sei an der Atomkraft nur das Risiko, sagte sie. Gerzina entgegnete, dass in den vergangenen fünf Jahrzehnten schon mehrere Erdbeben in der Region stattgefunden hätten und es nie Beschädigungen in Krsko gegeben habe.

Gerzina betonte, dass derzeit 25 Prozent der gesamten europäischen Energieversorgung auf die Atomkraft entfallen. „Auch Österreich ist nicht voll energieunabhängig“, sagte er mit Blick auf die Wintermonate, in denen Österreich traditionell Energieimporteur ist. Gewessler räumte das ein, bekräftigte aber das Ziel, bis 2030 den Strom vollständig aus erneuerbarer Energie beziehen zu wollen.

Atomstaaten gegen Wiens „Green Deal“-Initiative

Im Ringen um die Anerkennung von AKW-Ausgaben als klimarelevant formieren sich unterdessen nun die Atomstaaten. Eine von Frankreich angeführte Gruppe von zehn Staaten hat die EU-Kommission aufgefordert, die Atomkraft als grüne Energie anzuerkennen. Wie Euronews berichtet, stehen weiters Bulgarien, Finnland, Kroatien, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn hinter der Initiative.

Hintergrund ist die Taxonomie-Verordnung, die im Zuge des EU-Klimaschutzpakets „Green Deal“ Richtlinien für grüne Finanzinvestments geben soll. Österreich hat in dieser Frage ein Rechtsgutachten ausarbeiten lassen, das belegen soll, dass die Erzeugung von Atomstrom in keine der Kategorien falle, für die ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz angenommen werden könne. Klimaschutzministerin Gewessler hat angekündigt, die EU-Kommission notfalls klagen zu wollen, wenn sie die Atomkraft als grün und nachhaltig einstufen sollte.

Die zehn Atomstaaten betonen dagegen in einem Schreiben an die EU-Kommission, dass die Atomkraft eine „finanzierbare, stabile und unabhängige Energiequelle“ sei. Sie würde die Verbraucher vor Preisschwankungen schützen.