Handels-KV: GPA mit Forderungen, Arbeitgeber abwartend

Bei den nächste Woche startenden KV-Verhandlungen für die rund 415.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel fordert die Gewerkschaft ein kräftiges Gehaltsplus.

„Nach dem Krisendeal im Vorjahr braucht es jetzt einen Zukunftsdeal“, sagte die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Anita Palkovich von der GPA bei einem Pressegespräch. Man müsse vor allem „die Arbeitsbedingungen für Frauen verbessern und Perspektiven für Junge schaffen“. Die GPA wollte sich vor der ersten Handels-KV-Runde aber nicht in die Karten blicken lassen und blieb vage. „Die Gehaltserhöhung kann nicht hoch genug ausfallen.“

Vergangenen Herbst einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft bereits in der ersten Verhandlungsrunde auf einen neuen Handels-KV. Die Gehälter und Lehrlingsentschädigungen stiegen per 1. Jänner 2021 um 1,5 Prozent. Das entsprach zum Zeitpunkt der Einigung der durchschnittlichen Teuerung der vergangenen zwölf Monate.

Bündel an Forderungen

Die GPA fordert bei den diesjährigen KV-Verhandlungen für die Handelsangestellten – wie schon in den Vorjahren – eine leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche. Neu sind die Forderungen nach einer besseren Abgeltung bei Mehr- und Nachtarbeit, unter anderem ein Nachtzuschlag von 50 Prozent zwischen 21.00 und 6.00 Uhr, Zuschläge ab der ersten Stunde Mehrarbeit und die Fälligkeit des Mehrarbeitszuschlags schon im Folgemonat in Zeit oder Geld. Nachtarbeit nimmt laut den Gewerkschaftsvertretern vor allem im Lebensmittelhandel immer mehr zu.

Für Lehrlinge wünscht sich die Gewerkschaft einen Digitalisierungsbonus in Höhe von 250 Euro, weil die Bundesregierung nur Schüler mit Laptops und Tablets ausstattet. Außerdem drängen die Arbeitnehmervertreter auf ein Recht auf Stundenerhöhung, wenn mehr als drei Monate lang regelmäßig Mehrstunden geleistet werden. Aufgrund der hohen Frauenquote im Handel – vor allem im Lebensmitteleinzelhandel – würden die Verbesserungen der Rahmenbedingungen besonders viele Frauen helfen, so die GPA-Wirtschaftsbereichssekretärin.

Handel sieht wenig Spielraum

WKO-Handelsobmann Rainer Trefelik verwies in einer ersten Reaktion auf die teils schwierige Lage im Handel. „Es ist einfach Corona noch nicht vorbei, das dürfen wir nicht vergessen“, sagte Trefelik im Ö1-Mittagsjournal.

Die Geschäfte im Handel würden derzeit noch höchst unterschiedlich laufen. „Wir haben die Situation, dass manche Branchen plus zehn Prozent haben im Vergleich zum Vorkrisenniveau und auch zum Vorjahr. Und der Modehandel ist da noch 20 Prozent unter 2019 im Halbjahr gewesen“, so Trefelik.

Für den Handelsverband bieten coronavirusbedingte Umsatzeinbrüche und die Beschaffungskrise „wenig finanziellen Spielraum für überbordende Gehaltserhöhungen“. Außerdem sei ein „Rechtsanspruch auf Stundenerhöhung undenkbar“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung.