Deutscher Buchpreis geht an Antje Ravik Strubel

Die Autorin Antje Ravik Strubel hat den Deutschen Buchpreis 2021 für ihren Roman „Blaue Frau“ (S. Fischer Verlag) erhalten. Das gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestern Abend in Frankfurt bekannt. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Die Autorin Antje Ravik Strubel
APA/AFP/Sebastian Gollnow

Am Anfang von „Blaue Frau“ befindet sich die junge Protagonistin in einem desolaten Zustand: Sie betäubt sich mit Schnaps in einer fremden Wohnung in einem fremden Land, die Tür abgeschlossen, und malt sich aus, wie sie im Gericht von Helsinki ihre Aussage machen wird. Die Hände der Männer in Handschellen werden zittern, erhofft sie sich. Die junge Frau mit den drei Namen – Nina, Sala, Adina – ist traumatisiert.

Roman über Vergewaltigung und Machtstrukturen

Auf mehr als 420 Seiten entfaltet die 47-jährige Autorin danach nicht nur die „#MeToo“-Geschichte einer Frau, die nach einem Weg sucht, wie sie nach einer Vergewaltigung weiterleben kann. „Blaue Frau“ handelt darüber hinaus von Machtstrukturen in Beziehungen, Institutionen und Staaten. Es geht um das Macht- und Mentalitätsgefälle zwischen Ost und West, um den Zusammenhang von Geld und Autorität, um Ausbeutung von Menschen im angeblich vereinten Europa des Jahres 2004.

Auftakt zur Frankfurter Buchmesse

Im Rennen um den Preis waren mit Monika Helfer und Norbert Gstrein auch zwei Autoren aus Österreich sowie Christian Kracht, Thomas Kunst und Mithu Sanyal. Sie bekommen nun je 2.500 Euro. In diesem Jahr hatten 125 Verlage insgesamt 197 Romane eingereicht, ein neuer Rekord. Dazu konnte die Jury weitere Bücher selbst vorschlagen, sodass schließlich 230 Titel gesichtet wurden.

Zweimal ging bisher der Deutsche Buchpreis nach Österreich: 2005 an Arno Geiger („Es geht uns gut“) und 2017 an Robert Menasse („Die Hauptstadt“). Die Vergabe des Deutschen Buchpreises markiert gleichzeitig den Auftakt zur Frankfurter Buchmesse, die morgen offiziell eröffnet wird und bis 24. Oktober dauert.