Kiew bietet Europäern mehr Gaslieferungen an

Vor dem Hintergrund des drastischen Anstiegs der Energiepreise hat Kiew den Europäern eine deutliche Erhöhung der Gaslieferungen angeboten. Der Vorsitzende des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danylow, sagte gestern, Kiew habe derzeit einen Vertrag mit Russland, der ein Gastransitvolumen von 40 Milliarden Kubikmeter vorsehe. „Aber heute können wir unseren europäischen Freunden zusätzlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas anbieten.“

Konkretere Angaben zu dem Angebot machte Danylow nicht. 55 Milliarden Kubikmeter entsprechen der jährlichen Kapazität der vor Kurzem fertig gestellten Ostsee-Pipeline „Nord Stream 2“. Die Ukraine gehört zu den vehementen Gegnern der deutsch-russischen Pipeline, die Moskau aus ihrer Sicht eine „gefährliche geopolitische Waffe“ an die Hand gibt.

Zertifizierung für „Nord Stream 2“ läuft noch

„Nord Stream 2“ durchläuft derzeit noch das Zertifizierungsverfahren bei der Bundesnetzagentur, erst dann kann sie kommerziell ihren Betrieb aufnehmen. Die Ukraine, aber auch Vertreter westlicher Staaten werfen Russland vor, seine Gaslieferungen absichtlich zu drosseln, um politischen Druck auszuüben und eine beschleunigte Inbetriebnahme von „Nord Stream 2“ zu erreichen.

Selenski wirft Moskau „Gasaggression“ vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski warf Russland unterdessen eine „Gasaggression“ gegenüber Europa vor. „Wir sind Zeugen einer künstlichen Krise, die ein eindeutiges Ziel hat: Europa dazu zwingen, seine Werte aufzugeben“, sagte Selenski gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Eine Rückkehr zu moderateren Energiepreisen werde es nur geben, wenn europäische Regierungen „koordiniert“ auf die „Erpressungsmanöver“ aus Moskau reagierten, sagte Selenski. Dabei könne auch sein Land eine wichtige Rolle spielen. „Die Ukraine hat den europäischen Partnern etwas anzubieten“, sagte er.