Ein Soldat eskortiert den kolumbianischen Drogenboss Dairo Antonio Usuga alias „Otoniel“.
APA/AFP/Colombian Army
Fünf Mio. Dollar Kopfgeld

Drogenboss „Otoniel“ in Kolumbien gefasst

Jahrelang haben kolumbianische und internationale Behörden Dairo Antonio Usuga alias „Otoniel“ gejagt. Am Samstag wurde der oberste Chef des kolumbianischen Drogenkartells „Clan del Golfo“ („Golf-Clan“) und einer der mächtigsten Drogenhändler des südamerikanischen Landes schließlich gefasst.

Usuga wurde in seinem Dschungelversteck in der Region Uraba im Nordwesten des Landes festgesetzt, in Handschellen der Öffentlichkeit vorgeführt und mit einem Hubschrauber nach Bogota gebracht. „‚Otoniel‘ war der gefürchtetste Drogenboss der Welt, ein Mörder von Polizisten, Soldaten und örtlichen Aktivisten und hat Kinder angeworben“, sagte der kolumbianische Präsident Ivan Duque. Seine Festnahme bedeute das Ende des „Clan del Golfo“.

„Es ist der entscheidendste Schlag, der dem Drogenhandel in diesem Jahrhundert versetzt wurde“, so der kolumbianische Präsident. „Er ist nur mit dem Fall von Pablo Escobar in den 1990er Jahren vergleichbar“, so Duque. Escobar, der als einer der mächtigsten und reichsten Drogenbarone aller Zeiten gilt, starb 1993 bei einem Polizeieinsatz über den Dächern von Medellin. Duque, der sich einer Politik der Härte rühmt, rief die verbliebenen Mitglieder von Usugas Organisation auf, sich entweder zu stellen oder „das volle Gewicht des Gesetzes“ zu verspüren.

Soldaten mit dem gefassten kolumbianischen Drogenboss Dairo Antonio Usuga alias „Otoniel“.
AP/Colombian Presidential Press Office
In Handschellen wurde Usuga der Öffentlichkeit vorgeführt

Operation mit internationaler Beteiligung

Fast zehn Jahren lang wurde Usuga unter anderem von einer Spezialeinheit der Sicherheitskräfte gejagt. An der Operation „Osiris“, die letztlich zu seiner Festnahme führte, waren mehr als 500 Angehörige von Militär, Polizei und Staatsanwaltschaft Kolumbiens sowie die USA und Großbritannien mit Informationen beteiligt.

Drogenboss „Otoniel“ festgenommen

Jahrelang haben kolumbianische und internationale Behörden Dairo Antonio Usuga alias „Otoniel“ gejagt. Am Samstag wurde der oberste Chef des kolumbianischen Drogenkartells „Clan del Golfo“ („Golf-Clan“) und einer der mächtigsten Drogenhändler des südamerikanischen Landes schließlich gefasst. Die US-Regierung hatte für Hinweise, die zu seiner Festnahme führen bis zu fünf Millionen US-Dollar geboten. Dem 50-Jährigen werden neben Drogenhandel auch Mord, Erpressung, Entführung, Verschwörung und die Rekrutierung Minderjähriger vorgeworfen.

Für Hinweise, die zu seinem Aufenthaltsort und seiner Ergreifung führen, waren in Kolumbien bis zu drei Milliarden Pesos, umgerechnet 700.000 Euro, ausgesetzt gewesen. Die US-Regierung hatte dafür bis zu fünf Millionen Dollar geboten. Dem 50-Jährigen werden neben Drogenhandel auch Mord, Erpressung, Entführung, Verschwörung und die Rekrutierung Minderjähriger vorgeworfen. Gegen ihn liegen laut Duque Auslieferungsanträge vor.

Drogenkartell aus rechten Paramilitärs

Usugas „Clan del Golfo“, hervorgegangen aus rechtsgerichteten Paramilitärs, gilt als eine der stärksten Drogenorganisationen Kolumbiens, auf deren Konto der Schmuggel vor allem Tonnen von Kokain nach Mittel- und Nordamerika geht. Zudem ist er in illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt und für zahlreiche Morde und Vertreibungen verantwortlich.

In den vergangenen Jahren war das Leben des Drogenbosses von Luxus ebenso geprägt wie plötzlichen Ortswechseln in Folge des Katz-und-Maus-Spiels mit den Sicherheitskräften. Nachdem er jahrelang untergetaucht war, zeigte er sich 2017 anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in Kolumbien erstmals wieder der Öffentlichkeit. In einem Video bat er darum, dass seine Gruppe im Rahmen des Friedensprozesses des Landes die Waffen niederlegen und sich demobilisieren dürfe, doch der Plan wurde nie umgesetzt.

Spirale der Gewalt im Land

Kolumbien litt mehr als 50 Jahre unter einem Bürgerkrieg zwischen Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Mehr als 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden innerhalb Kolumbiens vertrieben. Die größte Rebellen-Organisation FARC schloss 2016 einen Friedensvertrag mit der Regierung. Die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Land hat sich seitdem verbessert. Aber der Frieden ist fünf Jahre nach dem Abkommen brüchig.

Die kleinere Guerillagruppe ELN ist noch immer aktiv; auch Tausende ehemalige FARC-Kämpfer und Verbrechersyndikate wie der „Clan del Golfo“, die in das entstandene Vakuum vorgestoßen sind, liefern sich bewaffnete Kämpfe sowohl untereinander als auch mit Polizei und Streitkräften. Ende September berichtete das UNO-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in Bogota, es gebe in dem Land so viele Binnenflüchtlinge wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Zwischen Jänner und August seien rund 57.000 Menschen von Vertreibungen betroffen gewesen.

Zugleich wurde das Land heuer von sozialen Unruhen erschüttert. Die Proteste hatten sich im Frühjahr an einer geplanten Steuerreform entzündet, die später zurückgezogen wurde. In der Folge richtete sich die Wut der Menschen aber zunehmend gegen die Regierungspolitik im Allgemeinen. Zehntausende Menschen gingen für bessere Arbeitsbedingungen, eine Reform des Pensionssystems, einen besseren Schutz von Menschenrechtsaktivisten und die vollständige Umsetzung des Friedensabkommens mit der FARC auf die Straße. Die Sicherheitskräfte gingen teils gewaltsam gegen die Demonstranten vor. Dutzende Menschen kamen ums Leben.