Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP)
APA/Bundesheer/Daniel Trippolt
Nationalfeiertag

Ansprachen, Appelle und Angelobung

Auf dem Heldenplatz in Wien sind am Nationalfeiertag 100 Bundesheerrekruten angelobt worden. Wegen der Coronavirus-Pandemie fand der Festakt heuer wieder in deutlich abgespeckter Form statt. In den Ansprachen der Regierungsspitzen fanden sich zahlreiche Appelle – sowohl an die Bevölkerung als auch an die Politik selbst.

Bundespräsident und Oberbefehlshaber des Bundesheers Alexander Van der Bellen hob vor den 100 jungen Rekruten, die aus fast allen Bundesländern kommen, die Worte „dem Land dienen“ hervor. „Ich mag diesen Begriff, weil er von einer gewissen Demut getragen ist“, so der Bundespräsident.

Es gehe darum, anzuerkennen, dass es außerhalb der persönlichen Bedürfnisse noch einen höheren Zweck gebe. Die Rekruten seien insofern ein Vorbild, „und gerade die Politik soll sich an Ihnen ein Beispiel nehmen“, sagte das Staatsoberhaupt nach den jüngsten turbulenten politischen Wochen. „Denn auch der Zweck der Politik ist es, dem Land zu dienen.“

Kranzniederlegung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg
APA/Bundesheer/Peter Lechner
Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der traditionellen Kranzniederlegung

Schallenberg sieht „Gelegenheit zum Innehalten“

Der neue Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) erklärte in seiner Rede, der Nationalfeiertag sei nicht nur ein Tag zum Feiern, sondern auch eine Gelegenheit zum „Innehalten, zur Reflexion und zur Selbstreflexion“ – das erscheine gerade in der jetzigen Phase sinnvoll.

100 Rekruten angelobt

Die große Leistungsschau des Bundesheeres fand am Nationalfeiertag auch heuer wieder coronavirusbedingt in andere Form als gewohnt statt. Im Mittelpunkt stand am Dienstag die Angelobung von 100 Rekruten.

Diskussionen, auch hitzige und kontroversielle, seien das „Schmiermittel“ jeder offenen, pluralistischen Gesellschaft. „Bei aller auch berechtigten Emotionalität“ solcher Debatten sollte man aber nie vergessen, was für ein Glück es sei, in einem Land wie Österreich leben zu dürfen, so Schallenberg.

Dem eigenen Land dienen zu dürfen sei eine wunderschöne Aufgabe, aber auch eine große Verantwortung. „Eine Verantwortung, die wir uns auf allen Ebenen der Politik immer wieder in Erinnerung rufen müssen“, sagte der Kanzler.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) anlässlich der Kranzniederlegung der Regierung am Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg
APA/Florian Wieser
„Nur gemeinsam können wir diesem Spuk ein Ende bereiten“, appellierte Schallenberg, sich impfen zu lassen

Impfappell an Bevölkerung

Keiner auf politischer Ebene dürfe glauben, dass er sich hier einseitig ausnehmen könne, dass es quasi „ein Opt-out oder ein Aussteigerprogramm von der gesellschaftspolitischen Verantwortung“ gebe. Das müsse sich bei der Pandemiebekämpfung, aber auch anderen Krisen wie dem Klimawandel zeigen, forderte Schallenberg.

Letztes Jahr an diesem Tag sei die Verfügbarkeit der Coronavirus-Schutzimpfung noch eine Hoffnung gewesen, heute gebe es die Impfung, und sie wirke. Einmal mehr appellierte Schallenberg an alle, die zögerten oder unsicher seien: „Bitte lassen Sie sich impfen!“ Man schütze damit auch Freunde, Familie und Arbeitskollegen. „Nur gemeinsam können wir diesem Spuk ein Ende bereiten.“

Impfen im Marmorsaal

Ein besonderes Angebot für Impfwillige gibt es heuer in der Hofburg. Diese wird zwischen 12.00 und 18.00 Uhr zur „Impfburg“. Im feierlichen Marmorsaal kann man sich den ersten Stich, aber auch die zweite und dritte Impfung geben lassen. Danach kann auch die Präsidentschaftskanzlei besichtigt werden.

Zwar wurde im Vorfeld dazu aufgefordert, online oder telefonisch einen Termin zu vereinbaren. Es gibt aber auch ein Kontingent für Kurzentschlossene. Bisher nahmen rund 300 Menschen das Angebot an – für viele war es laut Organisatoren der erste Stich – mehr dazu in wien.ORF.at. Abseits davon gibt es heuer in Parlament und Bundeskanzleramt keine offenen Türen – vieles findet jedoch online statt.

Rekruten des Österreichischen Bundesheeres
APA/Florian Wieser
Die hundert Rekruten gelobten, das „Vaterland, die Republik Österreich, und sein Volk zu schützen und mit der Waffe zu verteidigen“

Tanner mit viel Lob für Heer

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) erinnerte an die Leistungen der Soldatinnen und Soldaten während der Coronavirus-Pandemie. „Sie waren immer da“ – von der Übernahme eines Pflegeheims in der Steiermark über die Arbeit in den Impfstraßen bis zur Desinfektion von Gebäuden. Derzeit helfe das Heer bei den Waldbränden in Reichenau, und es werde wohl leider ein historischer Einsatz mit vier Hubschraubern werden, befürchtete Tanner – mehr dazu in noe.ORF.at.

Man werde weiter in die Ausrüstung und Kasernen investieren, verwies Tanner auf die Budgetsteigerungen. Die Kernaufgabe des Heeres sei die militärische Landesverteidigung, die man nur gemeinsam schaffen werde – das gelte für jedes Land in der EU. „Die Europäische Union muss aufhören, nur über gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu reden und beginnen, diese Sicherheit der Bevölkerung auch zu liefern“, forderte sie. Österreich sei bereit, seinen Beitrag zu leisten.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP)
APA/Florian Wieser
„Sie waren immer da“, erinnerte Tanner an die Leistungen des Heeres

Ludwig: Neutralität Möglichkeit, Frieden zu schaffen

Am 26. Oktober 1955 hat der Nationalrat die immerwährende Neutralität beschlossen. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) meinte, manche würden heute von einer „Scheinexistenz“ der Neutralität sprechen. „Ein Untoter, der durch die österreichische Politik geht.“ Er sei nicht dieser Meinung, betonte Ludwig, denn die Neutralität sei als Teil der österreichischen Außenpolitik eine Möglichkeit, „Frieden zu schaffen in der Welt“.

Eurofighter über Wien

Mit dem Sprechen der Gelöbnisformel unter den Augen des Oberbefehlshabers Van der Bellen wurden die 100 jungen Männer angelobt. Nach der Bundeshymne und der Europahymne gab es noch einen „Gruß der Luftstreitkräfte“.

Zwei Eurofighter und eine Hercules-Transportmaschine überflogen bei sonnigem Herbstwetter in einer Formation den Heldenplatz. Danach landeten vier Fallschirmspringer des Jagdkommandos direkt vor den Festgästen.

Publikum war auch in diesem Jahr kaum zugelassen, das Areal um den Festakt auf dem Heldenplatz war abgesperrt. Ein paar Schaulustige fanden sich trotzdem ein. Zudem zogen am Dienstag auch Gegner und Gegnerinnen der Coronavirus-Maßnahmen durch die Straßen Wiens. Laut Polizei waren es rund 1.700 Teilnehmer.