Blumen an der Bonanza Creek Film Ranch in Santa Fe
AP/Andres Leighton
Tod am Filmset

Anklage nicht ausgeschlossen

Viele Fragen sind nach dem Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins bei einem Filmdreh mit Hollywood-Star Alec Baldwin offen. Am Mittwoch wollen die Behörden in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexiko erstmals öffentlich zu den laufenden Ermittlungen Stellung nehmen. Die zuständige Bezirksstaatsanwältin sagte vorab, eine Strafverfolgung sei möglich. Indes wurde Kritik laut, an Filmsets gebe es zu wenige Sicherheitsvorkehrungen.

„Wir haben noch nichts ausgeschlossen“, wurde Bezirksstaatsanwältin Mary Carmack-Altwies am Dienstag von der „New York Times“ („NYT“) zitiert. „Zu diesem Zeitpunkt ist alles, einschließlich strafrechtliche Anklage, auf dem Tisch.“ Im Mittelpunkt stünden derzeit ballistische Untersuchungen, um zu klären, welche Art von Munition verwendet wurde und wie sie in die Waffe hineinkam.

Bei dem Vorfall während der Dreharbeiten zu dem Western „Rust“ auf einer Filmranch in New Mexico war am vorigen Donnerstag die 42 Jahre alte Hutchins tödlich verletzt worden. Hauptdarsteller Baldwin (63) hatte die Waffe bei der Probe für eine Szene abgefeuert. Laut einem Polizeibericht hatte Regieassistent Dave Halls dem Schauspieler bei der Übergabe der Pistole gesagt, dass es sich um eine „kalte Waffe“ ohne Munition handle. Der Assistent habe nach eigener Aussage nicht gewusst, dass eine Patrone in der Waffe steckte.

Frau platziert eine Kerze bei einer Trauerfeier für Halyna Hutchins
AP/Chris Pizzello
Die Trauer um Kamerafrau Hutchins ist groß

Regisseur Joel Souza (48) war bei dem Zwischenfall an der Schulter verletzt worden, konnte das Krankenhaus aber wenig später wieder verlassen. Souza stand zum Zeitpunkt des tödlichen Vorfalls hinter der Kamerafrau. Die Dreharbeiten für den Western wurden ausgesetzt. Vor dem Vorfall hatten die Kameraleute die Dreharbeiten verlassen, um gegen die Arbeitsbedingungen zu protestieren.

„Große Mengen“ Munition am Set

Carmack-Altwies zufolge könnten sich die Ermittlungen über Wochen oder Monate hinziehen, ehe es zu einer möglichen Anklage kommen könnte. Es habe „große Mengen“ von Munition am Set gegeben, sage die Staatsanwältin der „NYT“. Nach Angaben der Polizei seien bei der Durchsuchung des Drehorts drei Revolver, gebrauchte Patronen und Munition unter anderem in Schachteln, lose und in einer Gürteltasche gefunden worden.

Der Regieassistent, der Baldwin die Waffe übergab, sei 2019 wegen eines ähnlichen Vorfalls bei einem Film entlassen worden, berichteten zahlreiche Medien. Bei dem Dreh zu „Freedom’s Path“ sei damals ein Tontechnikmitarbeiter leicht verletzt worden, nachdem unerwartet eine Requisitenwaffe losgegangen sei, hieß es unter Berufung auf die Produktionsfirma des Films. Halls äußerte sich dazu laut BBC nicht, es gebe allerdings auch keinen Anlass, ihn beim aktuellen Unfall zu verdächtigen.

Scharfe Waffen zum Spaß benutzt?

Kritik wurde nach Medienberichten auch an der 24 Jahre alten Waffenmeisterin Hannah Gutierrez laut, die für die ordnungsgemäße Handhabung aller Waffen am Set zuständig war. „Rust“ war erst der zweite Film, an dem sie in dieser Funktion beteiligt war. Auch Gutierrez äußerte sich bisher nicht zu dem Vorfall.

Vermutungen über laxe Sicherheitsvorkehrungen wurden auch von einem Bericht der Nachrichtenseite The Wrap gestützt, wonach einige Crewmitglieder in ihrer Freizeit angeblich scharfe Munition benutzten, um auf Bierdosen zu schießen. Die Quellen wurden nicht namentlich genannt. Demnach hätte ein derartiges Zielschießen am Morgen, wenige Stunden vor dem tödlichen Vorfall am Set, stattgefunden, sagte „The Wrap“-Journalistin Sharon Waxman dem Sender CNN. Eine dieser Waffen sei später am Set an Baldwin weitergereicht worden.

Hilaria Baldwin bestürzt

In ihrer ersten öffentlichen Stellungnahme zu dem Vorfall sagte Baldwins Ehefrau Hilaria am Montag, dass „es unmöglich ist, den Schock und den Herzschmerz eines solch tragischen Unfalls auszudrücken“. „Mein Herz ist bei Halyna. Ihrem Ehemann. Ihrem Sohn. Ihrer Familie und allen, die sie lieben. Und meinem Alec“, postete sie auf Instagram.

Für Aufregung sorgte unterdessen ein T-Shirt mit der Aufschrift „Guns Don’t Kill People, Alec Baldwin Kills People“ (Waffen töten keine Menschen, Alec Baldwin tötet Menschen), das für 27,99 Dollar (24,12 Euro) auf einer Merchandise-Website verkauft wird, die mit Donald Trump Jr. verbunden ist, dem Sohn des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Baldwin parodierte den Ex-Präsidenten häufig in der US-Comedyshow „Saturday Night Live“. Trotz Kritik twitterte Trump Jr.: „Ersparen Sie mir Ihre falsche Heiligkeit.“

Inzwischen gab Regisseur Anthony Baxter bekannt, dass auch die Umweltdokumentation „Flint: Who Can You Trust?“, in der Baldwin als Sprecher fungiert, verschoben wird.