Herbststimmung mit Nebelschwaden im Weingarten
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Sonne gegen Nebel

Großes Duell im goldenen Herbst

Wenn die Tage kürzer werden, die Nächte kälter und die bunten Blätter von den Bäumen fallen, dann ist die typische Zeit für Nebel gekommen. Was Stimmung in die Landschaft bringt, kann beim Autofahren mitunter anstrengend sein. Doch im heurigen Herbst gibt es in Österreich bis jetzt ungewöhnlich wenig Nebel – dafür jede Menge Sonnenschein.

Nebel ist im Grunde das Gleiche wie eine Wolke, nämlich sehr feuchte Luft – mit dem Unterschied, dass der Nebel bis zum Boden reicht. Er besteht aus feinsten, schwebenden Wassertröpfchen, also aus flüssigem Wasser. Je mehr Wassertröpfchen sich in der Luft befinden, desto dichter ist der Nebel – und desto schlechter ist die Sicht.

Nebel kann dabei unterschiedliche Formen annehmen, er kann nur wenige Meter dünn oder gar mehr als einen Kilometer dick sein, er kann als Bodennebel am Boden aufliegen oder auch als Hochnebel bis ins Mittelgebirge hinaufreichen. Und Nebel kann ganz unterschiedlich entstehen – etwa durch Abkühlung der Luft in der Nacht oder wenn sich unterschiedliche Luft mischt.

Typische Orte

Typische Nebelgebiete in Österreich sind etwa das Rheintal, Unterkärnten und auch das oberösterreichische Alpenvorland. Hier spielen die Seen eine zentrale Rolle, etwa der Bodensee, der Wörthersee und der Attersee. Die Seen haben im Herbst noch die Sommerwärme gespeichert und geben diese durch Verdunstung langsam ab, dabei wird die Umgebungsluft immer feuchter. Aber auch die Regionen an der Donau und an der Mur werden häufig von Nebel belagert sowie das Burgenland, dort zieht der Nebel vorzugsweise von der Ungarischen Tiefebene herein.

Herbstlandschaft am Mondsee
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Herbststimmung am Mondsee in Oberösterreich

Nebel bildet sich normalerweise bei ruhigem Hochdruckwetter in klaren, windschwachen Nächten im Herbst. Wenn es lange dunkel ist, kühlen Boden und Luft stark ab. Der unsichtbare Wasserdampf in der Luft wird dann durch Kondensation plötzlich flüssig und sichtbar, es bilden sich feinste Wassertröpfchen, die in der Luft schweben.

Auch Vegetation ein Faktor

Neben den Seen und anderen Gewässern ist auch die Vegetation bei der Entstehung von Nebel ein Faktor. Gras, Felder, Blätter der Bäume und Hecken geben im Herbst allesamt Feuchtigkeit ab – und schließlich auch der Boden selbst. Hat es am Vortag geregnet und ziehen die Wolken über Nacht ab, ist die Wahrscheinlichkeit für Nebel am nächsten Morgen erhöht. Auch Industrie, Hausbrand und Verkehr spielen eine Rolle, denn an Staub, Schmutz und Abgasen kann Wasserdampf schneller kondensieren.

Herbststimmung in der Wachau
ORF.at/Günther Rosenberger
Goldener Herbst in der Wachau

Sonnige Alpen, trübes Flachland

Im November wird die Nebelsuppe in Österreich noch mehr und noch zäher als im Oktober, dann dauern die Nächte noch länger, die Sonne hat noch weniger Kraft, ihn aufzulösen, und die Temperaturen sind noch tiefer. Je kälter die Luft ist, desto weniger Wasserdampf vermag sie aufzunehmen, sie kondensiert also früher.

Im Spätherbst kommt es öfters vor, dass im Flachland um die Alpen herum ein geschlossenes „Nebelmeer“ liegt. Und das über Tage oder gar Wochen. Letztes Jahr im November war etwa in Klagenfurt zwölf Tage hintereinander nicht die Sonne zu sehen. Bei solchen Nebelwetterlagen ist Innsbruck oft die einzige sonnige Landeshauptstadt.

Alpen-Täler mit „Selbstschutz“

Die meisten Alpen-Täler sind selten von Dauernebel betroffen, denn die Alpen-Täler haben einen „Selbstschutz“: In klaren Nächten bildet sich meistens ein talauswärts gerichteter Wind, der der Nebelbildung entgegenwirkt. Die kalte Luft von den Bergen und Seitentälern fließt dann wie ein Fluss der Schwerkraft folgend hinaus, die Luft bleibt dadurch ständig in Bewegung. Kein gutes Umfeld für Nebel. Für die meisten Tirolerinnen und Tiroler ist zäher Nebel im Herbst ein Fremdwort.

Herbststimmung am Leopoldskroner Weiher in Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
Der Leopoldskroner Weiher südlich des Salzburger Mönchsberges in herbstlicher Stimmung

Nebeltage nehmen ab

In den letzten Jahrzehnten ist der Nebel in vielen Gegenden der Welt weniger geworden. Über die Ursachen wird noch debattiert, doch zwei Gründe dürften maßgeblich sein: der Klimawandel und die Luftqualität. Und die Luft ist – auch in Österreich – sauberer geworden als noch vor ein paar Jahrzehnten, etwa durch Filter in Industrieanlagen und geändertes Heizverhalten, besonders in den Ballungszentren.

Kohle und Koks hatten 1976 beim Heizen in Österreich noch einen Anteil von 33 Prozent und sind heute fast verschwunden. Der zweite Grund: Durch den Klimawandel ist es schon signifikant wärmer geworden. Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte; erreicht also auch schwerer Sättigung am Boden. Dieser Trend hin zu weniger Nebel kann in Zukunft anhalten.

Heuer bisher wenig Nebel

In diesem Herbst gibt es bisher relativ wenig Nebel in Österreich. Das liegt auch daran, dass es im September und Oktober nur halb so viel geregnet hat wie bisher. Manche Regionen, etwa das Waldviertel haben überhaupt erst ein Drittel der normalen Regenmenge abbekommen.

Die Böden sind ziemlich ausgetrocknet, kommen daher nicht als Feuchtelieferant für Nebel infrage. Der Waldbrand, der seit Tagen im Rax-Schneeberg-Gebiet lodert, ist auch eine Folge der großen Trockenheit. Dagegen ist die Sonnenbilanz bis jetzt außergewöhnlich hoch. Wien und Salzburg halten bereits bei rund 380 Sonnenstunden im September und Oktober, so viel Sonnenschein gibt es hier normalerweise im ganzen Herbst.

Sonnenschein bleibt

Die nächsten Tage bringen mit dem Hoch „Rosamunde“ weiterhin ruhiges Herbstwetter mit viel Sonnenschein und ein paar Nebelfeldern, die sich meistens bis Mittag auflösen. Der Föhn kommt auf und bringt sehr warme Luft zu uns, es sind noch einmal stellenweise an die 20 Grad möglich. Ein deutlicher Wetterumschwung zeichnet sich ab Allerheiligen ab, die nächste Woche bringt Regen – und damit sollte die Trockenheit gelindert werden. Außerdem kühlt es auch ab. Die Nebelsaison beginnt also erst.