Medien: Unternehmer Wolf bat Kurz um Hilfe bei US-Sanktionen

Laut Medienberichten soll der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf den damaligen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ersucht haben, bei hochrangigen US-amerikanischen Amtsträgern in Bezug auf US-Sanktionen gegen den russischen Automobilkonzern GAZ zu intervenieren.

Konkret hätte sich Kurz 2020 beim Weltwirtschaftsforum Davos für den Konzern einsetzen sollen, der vom russischen Oligarchen Oleg Deripaska kontrolliert wird. Das berichten heute „Standard“ und „Zeit“.

Die Artikel legen allerdings nahe, dass Kurz der Bitte Wolfs in Davos im Jänner 2020 nicht wirklich nachkam. Wolf habe gehofft, dass Kurz in Davos mit dem damaligen US-Finanzminister Steve Mnuchin und Trump-Schwiegersohn Jared Kushner zusammentreffen würde. Das sei allerdings nicht geschehen, schrieb der „Standard“.

Kurz-Sprecher: Kein Treffen mit Mnuchin oder Kushner

„Nach interner Recherche kann ich Ihnen mitteilen, dass kein Treffen oder Termin mit Mnuchin beziehungsweise Kushner stattfand“, erklärte ein Sprecher von ÖVP-Chef Kurz heute der APA. „Grundsätzlich unterstützen und servicieren Österreich beziehungsweise Österreichs Vertretungsbehörden im Ausland im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten alle Unternehmen“, sagte der Zeitung ein Sprecher des ehemaligen Bundeskanzlers.

Wolf sieht sich „angepatzt“

„Da kann ich mich eigentlich nur mehr wundern“, reagierte Siegfried Wolf in einem Telefonat mit der APA heute Vormittag. Er sprach von einer „anpatzerischen Weise“, in der über ihn geschrieben worden sei.

„Es stimmt, dass ich österreichischer Staatsbürger bin, Aktionär (von GAZ, Anm.) und dass man als unbescholtener Staatsbürger ein Grundrecht hat, um Hilfe zu fragen, wenn man sie braucht“, sagte der APA der in Russland und Österreich bestens vernetzte Unternehmer. Wolf ist auch im Aufsichtsrat von GAZ vertreten.

Bei Deripaska selbst hat man die Publikationen registriert. „Wir wissen nichts über eine Beziehung zwischen Herrn Wolf und Herrn Kurz und können deshalb auch keine Vorwürfe in Bezug auf sie kommentieren“, erklärte eine Sprecherin des russischen Oligarchen heute.

Kurz sprach von freundschaftlicher Verbundheit mit Wolf

Bei einer Beschuldigtenvernehmung hatte Kurz im September erklärt, dass er mit Wolf freundschaftlich verbunden sei und von diesem immer wieder in wirtschaftspolitischen Fragen beraten werde. Ende 2018 war im Umfeld des damaligen Bundeskanzlers über eine mögliche Berufung von Wolf zum Aufsichtsratschef der staatlichen Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) diskutiert worden, zu der es schließlich jedoch nicht kam.