Bolsonaro wird Ehrenbürger von italienischer Gemeinde

Der ultrarechte brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro soll Ehrenbürger der italienischen Gemeinde Anguillara Veneta werden. Statt vom G-20-Gipfel in Rom zum Start der Weltklimakonferenz (COP26) nach Glasgow zu reisen, wird Bolsonaro am Montag deshalb in der 4.000-Einwohner-Gemeinde im Nordosten Italiens erwartet, wie heute aus italienischen Regierungskreisen verlautete. Aus dem Ort stammen die Vorfahren Bolsonaros.

An der Entscheidung von Anguillara Veneta, den umstrittenen brasilianischen Präsidenten zum Ehrenbürger zu machen, gibt es heftige Kritik. Arturo Lorenzoni, Oppositionssprecher im Regionalrat von Venetien, verwies auf die Coronavirus-Politik des Staatschefs. Diese habe auf einer Politik der „Leugnung“ und der Ablehnung der Impfstoffe beruht. Indem Bolsonaro die Ehrenbürgerschaft erhalte, würden die „Werte der Verfassung“ missachtet.

„Nicht an ihn als Person“

Die Bürgermeisterin von Anguillara Veneta verteidigte die Entscheidung, Bolsonaro die Ehrenbürgerurkunde zu verleihen. Diese richte sich an die Menschen, die er vertrete und „nicht an ihn als Person“, sagte Alessandra Buoso von der rechtsradikalen Lega des früheren italienischen Innenministers Matteo Salvini der Nachrichtenagentur AFP. Mit der Ehrenbürgerschaft wolle die Gemeinde Brasilien dafür danken, wie es aus Anguillara Veneta stammende Migranten aufgenommen hatte.

Aus Anguillara Veneta waren Ende des 19. Jahrhunderts Hunderte Menschen nach Brasilien emigriert, darunter die Vorfahren Bolsonaros. Der brasilianische Staatschef trifft morgen in Rom ein, am Wochenende treffen sich in der italienischen Hauptstadt dann die Staats- und Regierungschefs der G-20.

Umweltminister bei COP26

Während Bolsonaro am Montag in die norditalienische Gemeinde reist, treffen sich im schottischen Glasgow zahlreiche andere Staats- und Regierungschefs zur COP26. Die brasilianische Delegation bei der COP26 wird von Umweltminister Joaquim Leite geleitet. Bolsonaro werden eine verheerende Klima- und Umweltpolitik vorgeworfen. Auch wegen seiner Coronavirus-Politik steht Bolsonaro schwer in der Kritik.