Der Vulkan in der Cumbre Vieja im Süden der Insel bietet beeindruckende Bilder heftiger Eruptionen, bei denen Magma und Gestein Hunderte Meter in die Höhe geschleudert wurden. Orangeglühende Lava wälzt sich weiterhin bergab Richtung Meer. Das lockt zahlreiche Schaulustige an. Allein über das lange Wochenende mit Allerheiligen am Montag als Feiertag reisten rund 10.000 vornehmlich spanische Besucherinnen und Besucher auf La Palma, wie die Zeitung „El Pais“ berichtete.
Die Behörden richteten einen kostenlosen Pendelverkehr mit Bussen zu dem Aussichtspunkt Tajuya ein, von dem aus der Vulkan gut zu beobachten ist. Der Chef des Notfallkomitees Pevolca, Miguel Angel „El Pais“ bestätigte, dass die „Insel sicher ist“, erinnerte aber daran, dass der Verkehr mit privaten Autos Richtung Vulkan eingeschränkt sei. Die Shuttles seien aus „Sicherheitsgründen“ organisiert worden.
Land unter grauschwarzer Ascheschicht
Wegen ungünstiger Winde wurde eine große Menge Vulkanasche in den Norden der Insel getragen, wo sie die Landschaft mit einer grauschwarzen Schicht überzogen. Im Internet waren auch Fotos des dort gelegenen Observatoriums Roque de los Muchachos zu sehen, deren weiße Kuppeln eine schwarze Aschehaube tragen. Von manchen Häusern näher am Vulkan ragen nur noch die Spitzen der Schornsteine aus der Asche, die wie schwarzer Schnee auf der Landschaft liegt.
Seit der Vulkan am 19. September erstmals nach 50 Jahren wieder ausbrach, hat die zum Teil knapp 1.300 Grad heiße Lava mehr als 2.500 Gebäude völlig zerstört, wie das europäische Erdbeobachtungssystem Copernicus am Samstag mitteilte. Mehr als 7.000 Bewohner mussten seit Ausbruch des Vulkans in Sicherheit gebracht werden. Insgesamt sind 963 Hektar mit Lava bedeckt, was mehr als 1.200 Fußballfeldern entspricht.
Die Insel wird weiter täglich von Dutzenden schwachen bis mittleren Erdbeben erschüttert, das stärkste seit dem Ausbruch wurde mit 5,0 am Samstag registriert. Es war auf La Palma sowie zum Teil auch auf drei weiteren Kanareninseln, Teneriffa, La Gomera und El Hierro, zu spüren. Nennenswerte Schäden wurden nicht gemeldet.
Ende nicht abzusehen
Da die meisten Erdstöße weiterhin in Tiefen von deutlich mehr als 30 Kilometern stattfinden, stellen sie nach Angaben von Experten keine bedeutende Gefahr dar. Sie würden aber darauf hindeuten, dass der Vulkan auf der Atlantikinsel vor der Westküste Afrikas noch einige Zeit aktiv bleiben werde.
Vor allem auch der Ausstoß großer Mengen von Schwefeldioxid sei ein Hinweis dafür, berichtete der öffentlich-rechtliche TV-Sender RTVE. Zudem sei das Terrain um den Vulkan um zehn Zentimeter in die Höhe gedrückt worden, sagte der Vulkanologe Ramon Ortiz der Zeitung „La Vanguardia“. „Das Magma drängt nach oben. Es drückt so lange, bis die Erdkruste bricht und Lava ausströmt.“
Neuer Schlot unwahrscheinlich
Allerdings richtet sie kaum noch neue Schäden an, da sie über die bereits zuvor ausgetretene und inzwischen etwas erkaltete Lava fließt. Auch kommen die verschiedenen Ströme kaum noch Richtung Meer voran, sondern neue Lava schiebt sich auf alte. Teilweise ist die Schicht bis zu 30 Meter hoch. Im besten Falle gehe der Ausbruch so weiter, bis der Druck unter dem Vulkan ausreichend gesunken sei, sagte der Vulkanologe Vicente Soler vom spanischen Forschungsinstitut CSIC.
Schlimmer wäre es, wenn sich ein neuer Vulkanschlot in größerer Entfernung vom bisherigen Vulkan öffnen würde, neue Lavaströme auf der anderen Inselseite Richtung Meer fließen und die Verkehrsverbindungen zwischen dem Norden und dem Süden der Insel vollständig unterbrechen würden. „Das ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“, warnte Soler.