Empörung über Proteste in KZ-Häftlingskleidung in Italien

Politik und jüdische Verbände in Italien haben empört auf eine Demonstration von Gegnern der Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie in KZ-Häftlingskleidung reagiert.

Bei Protesten hatten Personen in der Stadt Novara im Nordwesten des Landes am Samstag längs gestreifte Uniformen, wie sie Deportierte in den Konzentrationslagern der Nazis tragen mussten, getragen. Auf einigen davon standen Nummern, mutmaßlich in Anspielung auf die tätowierte Kennzeichnung von Gefangenen im „Dritten Reich“.

„Das sind Bilder, von denen ich nie geglaubt hätte, sie jemals zu sehen“, sagte die Präsidentin der Vereinigung jüdischer Gemeinschaften in Italien (UCEI), Noemi Di Segni. Ein solches Verhalten sei ebenso dumm und ignorant wie gefährlich, schrieb sie in einem Gastbeitrag in der Montag-Ausgabe der Zeitung „La Stampa“.

„Schockiert über diese Leute“

Di Segni bezeichnete die Demonstration als „unerträglichen Skandal“ und wies jeden Versuch zurück, die Aktion als Äußerung der Meinungsfreiheit zu relativieren. Auch Gesundheitsminister Roberto Speranza zeigte sich „schockiert über diese Leute, die sich auf die Konzentrationslager beziehen“.

Der Bürgermeister von Novara und Politiker der rechten Lega, Alessandro Canelli, verurteilte die Proteste ebenfalls. „Eine ideologische Position zu einem Impfstoff oder einem Gesundheitspass mit dem tragischsten Kapitel unserer Geschichte und mit Menschen, die deportiert, gedemütigt, gefoltert und getötet wurden, zu vergleichen ist einfach nur beschämend“, sagte er.