Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne), den NIG-Mitgliedern Ursula Wiedermann-Schmidt (MedUni Wien) und Monika Redlberger-Fritz
APA
NIG-Empfehlung

Booster-Impfung für alle nach sechs Monaten

Das Nationale Impfgremium (NIG) hat am Dienstag die dritte CoV-Impfung schon sechs Monate nach dem Zweitstich für alle Menschen über 18 empfohlen. Weil aktuelle Studien belegen würden, dass der Impfschutz nach sechs Monaten nachlasse, sei die Booster-Impfung in Zeiten rapide steigender Zahlen besonders wichtig, so Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Infektiologin Ursula Wiedermann-Schmidt und Virologin Monika Redlberger-Fritz.

Nachdem Risikogruppen und Ältere bereits im September den Aufruf zur Auffrischung nach sechs Monaten erhalten hätten, werde nun auch Jüngeren empfohlen, ebenfalls sechs bis zwölf Monate nach der letzten Impfung eine Boosterimpfung mit einem mRNA-Impfstoff in Anspruch zu nehmen. In Wien und Vorarlberg wurde bereits am Dienstag mit der Terminvergabe für Auffrischungsimpfungen begonnen.

Das NIG empfiehlt auch allen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson Geimpften, sich so schnell wie möglich die zweite Impfung zu holen. Der Impfstoff war ursprünglich so konzipiert, dass nur ein Stich notwendig sein sollte. Der Impfschutz habe aber den Experten zufolge zu schnell stark nachgelassen. Außerdem appellierte Mückstein, sich so schnell und breitflächig wie möglich gegen Grippe impfen zu lassen. Nachdem die Influenzawelle im Vorjahr wegen der CoV-Maßnahmen de facto ausgeblieben war, erwarten die Expertinnen und Experten heuer eine starke Welle.

Statement von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne)

Knapp über 64 Prozent grundimmunisiert

Erst etwas mehr als 64 Prozent der Gesamtbevölkerung in Österreich sind vollständig gegen Covid-19 geimpft. Damit liegt man im europäischen Vergleich nach wie vor deutlich hinter Ländern wie Malta, Portugal und Spanien mit Impfquoten von über 80 Prozent. Den Daten des Gesundheitsministeriums zufolge gibt es in Österreich aktuell noch immer 25 Bezirke, in denen die Impfquote unter 60 Prozent liegt (Stand: 1. November).

Dieser Grenzwert ist insofern von Bedeutung, als bei Nichterreichen dieser Schwelle ein Erlass des Gesundheitsministeriums – die Umsetzung obliegt den Ländern – in den betroffenen Bezirken Ausreisekontrollen vorsieht, wenn die gemittelte 7-Tage-Inzidenz bei über 500 Fällen je 100.000 Einwohner liegt und zusätzlich die Intensivbetten in den Spitälern knapp werden.

Oberösterreich Schlusslicht bei Impfbereitschaft

Am geringsten ist die Impfbereitschaft weiterhin im Bezirk Braunau in Oberösterreich, wo aktuell 52,58 Prozent geimpft sind. Unwesentlich besser sieht es derzeit im Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten, der Stadt Wels in Oberösterreich und im Salzburger Tennengau mit Durchimpfungsraten zwischen 55,15 und 55,81 Prozent aus. Impfschwach zeigen sich auch Vöcklabruck im Hausruckviertel und Osttirol, wo die Impfrate unter 58 Prozent liegt.

Neben Vöcklabruck und Braunau sind bereits in fünf weiteren Bezirken in Oberösterreich – Freistadt, Gmunden, Grieskirchen, Perg und Steyr-Land – Ausreisekontrollen in Kraft. Einen negativen PCR-Test (nicht älter als 72 Stunden) oder einen negativen Antigen-Test (nicht älter als 24 Stunden) brauchen Nichtgeimpfte und Nichtgenesene unabhängig von ihrem Wohnsitz und der Aufenthaltsdauer mittlerweile auch in fünf Bezirken in Niederösterreich, nämlich in Melk, Scheibbs, Lilienfeld, Amstetten und Waidhofen an der Ybbs.

Im Tennengau gibt es hingegen gegenwärtig keine den ganzen Bezirk Hallein umfassenden Ausreisekontrollen, obwohl man bei einer 7-Tage-Inzidenz von 785,3 hält (Stand: 2. November). Stattdessen sind in Hallein Ausfahrtsbeschränkungen für die besonders stark betroffenen Gemeinden St. Koloman, Annaberg-Lungötz und Adnet in Kraft, die entsprechenden Verordnungen sind vorerst bis Mittwoch gültig. In der Stadt Wels, in Spittal an der Drau und in Osttirol liegt die 7-Tage-Inzidenz im Moment unter der Grenze von 500, sodass man in diesen drei Bezirken noch um Ausfahrtkontrollen herumkommt.

Ärztekammer rät zu rascher Drittimpfung

Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), empfahl am Dienstag ebenfalls, die Drittimpfung gegen das Coronavirus so früh wie möglich wahrzunehmen. „Es ist leider alles eingetroffen, wovor wir schon im Sommer gewarnt haben – die Covid-Infektionszahlen steigen, wobei das Reservoir an ungeimpften Menschen als Motor für die Pandemie wirkt. Auch die Intensivstationen füllen sich wieder, und Operationen müssen verschoben werden“, bilanzierte Szekeres.

Booster-Impfung für alle nach sechs Monaten

Das Nationale Impfgremium (NIG) hat die dritte CoV-Impfung schon sechs Monate nach dem Zweitstich für alle Menschen über 18 empfohlen. Weiters empfiehlt das NIG auch allen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson Geimpften, sich so schnell wie möglich die zweite Impfung zu holen. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein appellierte außerdem, sich so schnell und breitflächig wie möglich gegen Grippe impfen zu lassen. Eine gleichzeitige Impfung gegen Covid-19 und die Grippe sei möglich und werde auch in den Impfstraßen durchgeführt, so Virologin Monika Redlberger-Fritz.

Die Zahlen aus Israel würden zeigen, dass der Impfschutz nach zwei Dosen nach sechs Monaten abnehme und eine dritte Impfung notwendig werde. „Ebenso zeigen die Zahlen dort aber auch, dass die dritte Impfung wieder einen zuverlässigen Impfschutz herstellt.“ Außerdem würden Experten von einem langfristigen Effekt nach der dritten Impfung ausgehen.

Ungeimpfte Menschen seien nun gefordert, ihren Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten: „Wir brauchen jetzt Solidarität in unserer Gesellschaft. Solidarität mit den Menschen, die neben den Erkrankten selbst am meisten unter der Pandemie leiden: Spitalspersonal, Ärztinnen und Ärzte sowie alle Vertreter der Gesundheitsberufe, die seit Monaten Übermenschliches leisten, um unser Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten.“ Dazu kämen noch Patientinnen und Patienten, die auf Operationen warten, die wegen mangelnder Kapazitäten verschoben werden müssen.