US-Notenbank fährt Konjunkturprogramm zurück

Die US-Notenbank Fed leitet angesichts hoher Inflation und soliden Wirtschaftswachstums wie erwartet den Ausstieg aus ihren enormen Hilfsprogrammen zur Bewältigung der CoV-Krise ein. Zugleich machte Fed-Chef Jerome Powell klar, dass die Fed keine Zinserhöhungen in naher Zukunft plant.

Die Federal Reserve (Fed) kündigte gestern eine Reduzierung ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im derzeitigen Volumen von 120 Milliarden Dollar (129,3 Mrd. Euro) pro Monat um 15 Milliarden Dollar (12,93 Mrd. Euro) für November an.

Mit dem Programm pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln.

Leitzins bleibt unverändert

Am Leitzins, der in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent liegt, ändert sich aber vorerst nichts. Die geldpolitischen Entscheidungen waren an den Finanzmärkten so erwartet worden, die Fed hatte Anleger entsprechend vorbereitet.

Gefragt nach den derzeitigen Markterwartungen von Leitzinserhöhungen bereits im kommenden Jahr, sagte Fed-Chef Jerome Powell in Washington: „Wir glauben nicht, dass es an der Zeit ist, die Zinsen anzuheben.“ Trotz einer erheblich besseren Lage auf dem Arbeitsmarkt gebe es immer noch Raum für Verbesserungen.

EZB schließt baldigen Zinsschritt aus

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte wenige Stunden zuvor den auf den Finanzmärkten kursierenden Erwartungen einer Zinserhöhung im kommenden Jahr einen kräftigen Dämpfer verpasst. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte heute, derzeit sei aller Voraussicht nach nicht mit einem solchen Schritt zu rechnen.

Die EZB habe in ihrem geldpolitischen Ausblick drei Bedingungen genannt, die erfüllt sein müssten, bevor die Zinsen steigen könnten, sagte Lagarde heute in Lissabon. „Trotz des gegenwärtigen Inflationsanstiegs bleibt der Inflationsausblick mittelfristig verhalten, und daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass diese drei Bedingungen nächstes Jahr erfüllt sind.“

Spekulationen gehen weiter

Auf den Märkten wirkte die Botschaft zwar als Korrektiv, doch wurde noch immer eine Anhebung 2022 erwartet – aber erst für Dezember und nicht mehr für Oktober, wie bisher angenommen.

Lagarde hatte vorige Woche weitgehend erfolglos versucht, den Märkten die Erwartung einer geldpolitischen Straffung im kommenden Jahr auszureden. „Der große Unterschied zu letzter Woche ist, dass sie diesmal einen Zeitrahmen gegeben hat, und das dürfte die Marktzinsen nach unten bringen“, erklärte Ökonom Piet P. H. Christiansen von der Danske Bank.