Bundeskanzler Schallenberg und Gesundheitsminister Mückstein mit Landeshauptmann Platter
Reuters/Leonhard Foeger
Test allein reicht nicht mehr

2-G-Regel wird in Österreich breit ausgerollt

Der Gipfel von Bundesregierung und Landeshauptleuten am Freitag in Wien hat gebracht, was viele schon erwartet hatten: In ganz Österreich kommt flächendeckend eine 2-G-Regel, wo bisher 3-G galt. Außerdem wird die Gültigkeit des „Grünen Passes“ verkürzt und die FFP2-Maskenpflicht ausgeweitet.

Nach dem Treffen im Bundeskanzleramt traten Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sowie die Landeshauptleute Günther Platter (ÖVP) und Peter Kaiser (SPÖ) vor die Presse. Die Stufen zwei und drei würden ab kommender Woche zusammengelegt und gleichzeitig in Kraft treten, sagte Schallenberg. Das bedeute, dass ab Montag die 2-G-Regel (geimpft oder genesen) überall dort gelte, wo bisher 3-G gelte: in der Gastronomie, Hotellerie, bei körpernahen Dienstleistungen sowie Besuchen in Spitälern und Pflegeheimen.

Auch gelte 2-G bei Veranstaltungen ab 25 Personen, egal ob die Sitzplätze zugewiesen sind oder nicht. Am Arbeitsplatz sollen Tests als Alternative möglich bleiben.

Für 2-G anerkannt wird in einer Übergangsfrist von vier Wochen auch schon die erste Impfung in Verbindung mit einem PCR-Test. Danach muss man jedenfalls doppelt geimpft oder im vergangenen halben Jahr genesen sein. Dort, wo Maske getragen wird, also im Handel, Bibliotheken und Museen, soll bundesweit FFP2 der Standard sein.

Neun Monate im „Grünen Pass“

Der „Grüne Pass“ soll nur noch neun Monate ab der zweiten Impfung gelten, womit die Motivation für den dritten Stich erhöht werden soll. Die ursprünglich als Einmalimmunisierung angelegte Impfung von Johnson & Johnson gilt nur noch bis 3. Jänner für den „Grünen Pass“, sofern nicht nachgeimpft wurde.

Eine Erleichterung wurde für die Länder beschlossen. Die zuletzt umstrittenen, weil personalintensiven Ausreisekontrollen aus den Bezirken, die in Oberösterreich beinahe flächendeckend galten, fallen. „Es waren Niederösterreich und Oberösterreich, die sich hier starkgemacht haben, weil wir der Meinung sind, dass generelle Maßnahmen mehr bewirken als diese gebietsweisen Ausreisekontrollen“, so Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) – mehr dazu in noe.ORF.at.

CoV-Verschärfungen: 2-G-Regel in ganz Österreich

Der Gipfel von Bundesregierung und Landeshauptleuten hat Verschärfungen gebracht. In ganz Österreich kommt flächendeckend eine 2-G-Regel, außerdem wird die Gültigkeit des „Grünen Passes“ verkürzt.

„Die Dynamik ist außergewöhnlich, und die Belegungen bei den Intensivbetten steigen deutlich schneller als erwartet“, so Schallenberg. „Es ist schlicht und einfach unsere Verantwortung, die Menschen in unserem Land zu schützen.“ Die Zügel für Ungeimpfte müssten straffer gezogen werden – auch mit Blick auf die Weihnachtsfeiertage und die Tourismussaison, so Schallenberg, der erneut eindringlich zur Impfung aufrief. Dem schloss sich Platter an. Die Impfung sei eine „moralische Verpflichtung“.

Verordnung muss Sonntag vorliegen

Mückstein betonte, seine Aufgabe sei es, die Intensivstationen zu schützen, und dieser werde er nachkommen. Auch appellierte er an die Menschen: „Hören wir auf mit der augenzwinkernden Wurschtigkeit.“

Den Ankündigungen wird wie üblich noch eine Verordnung folgen müssen. Diese wird wohl spätestens am Sonntag vorliegen, da ansonsten die neuen Regeln nicht wie geplant am Montag in Kraft treten können. Die Neuinfektionen in Österreich steigen derzeit sprunghaft an. Die Ampelkommission setzte am Donnerstag – erstmals seit Ende April – wieder ganz Österreich auf Rot. Stark zugenommen haben zudem die Impfdurchbrüche.

Burgenland trägt Maßnahmen mit

Die Maßnahmen wurden laut Mückstein fast einstimmig beschlossen. Das Burgenland hatte schon im Vorfeld klargemacht, dass man angesichts der hohen Impfquote im Land Verschärfungen ablehne. Offiziell bestätigt wurde nicht, ob Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) sich dem Beschluss angeschlossen hat oder nicht. Man werde die Maßnahmen umsetzen, da der Bund diese Regeln vorgebe, hieß es nach dem Treffen aus Doskozils Büro. Seine Position habe der Landeshauptmann bereits geäußert, daran ändere sich nichts.

Grafik zu CoV-Zugangsregeln
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Kärntens Landeshauptmann Kaiser sah an der aktuellen Situation Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mitschuldig, der die Pandemie zu oft für beendet erklärt habe. Das habe möglicherweise zu einer gewissen Lässigkeit im Umgang mit dieser geführt. Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) erklärte per Aussendung, nur mit solch einem starken Paket „können wir hoffen, einen vierten Lockdown zu verhindern“.

Oberösterreich mit 2,5-G an manchen Arbeitsplätzen

Die Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) erhofft sich nun einen „Impfboom“. Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) meinte, dass mit den neuen Regeln die notwendige Klarheit für die Menschen geschaffen werde.

Einen Schritt weiter als vom Bund vorgegeben geht Oberösterreich. Wie Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) ankündigte, wird für bestimmte Berufsgruppen ab Montag nicht die 3-G-Regel, sondern – mit einer Übergangsfrist – die 2,5-G-Regel (geimpft, genesen, PCR-getestet) gelten.

Experten zu den neuen CoV-Regeln

Die neuen Maßnahmen vor dem Hintergrund der politischen Rahmenbedingungen analysieren der Politikwissenschafter Peter Filzmaier und der Epidemiologe Gerald Gartlehner.

Österreich für Tschechien „dunkelrot“

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ließ via Aussendung wissen, dass Regierung und Bundesländer an einem Strang zögen. Die Branche sei für die Umsetzung gut vorbereitet. „‚Strenge Regeln, sicherer Urlaub‘, das ist unsere Devise, um eine sichere Wintersaison zu ermöglichen. Klar ist: Wer geimpft ist, wird auch weiterhin kaum Einschränkungen spüren. Das gilt selbstverständlich auch für den Tourismus und unsere Wintergäste aus dem Ausland“, so Köstinger.

Die Tourismusbranche sorgt sich stark um die Wintersaison und etwaige Reisewarnungen. Deutschland setzte Österreich vorerst nicht erneut auf die Liste seiner Hochrisikogebiete. Tschechien hingegen stufte am Freitag neben Belgien auch Österreich in der dunkelroten Kategorie ein.

Das bedeutet, dass die beiden Länder aufgrund der Coronavirus-Lage „ein sehr hohes Risiko“ aufweisen, so das tschechische Gesundheitsministerium. Für Geimpfte und Genesene gibt es keine Auflagen. Alle anderen Einreisenden ab zwölf Jahren müssen in Tschechien einen PCR-Test machen, und zwar frühestens am fünften und spätestens am 14. Tag nach der Einreise.

Wirtschaftsvertreter fordern Hilfen

Heimische Wirtschaftsvertreter forderten am Freitag weitere Hilfen. „Wir brauchen einen Turnaround im Pandemiegeschehen und dieser darf nicht auf dem Rücken der Betriebe passieren“, so Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. „Da, wo es Einschränkungen des Betriebes gibt, wie durch Betretungsverbote für Nichtgeimpfte, ist klar, dass es Unterstützung für besonders betroffene Branchen geben muss“, sagte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Neben der Wirtschaftskammer fordern auch der Handelsverband, die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) und der ÖVP-Wirtschaftsbund weitere Hilfen für betroffene Betriebe.

FPÖ empört

FPÖ-Chef Herbert Kickl protestierte Freitagabend gegen die Ankündigungen der Bundesregierung. Es gebe keine logische Erklärung dafür, gesunden und getesteten Menschen den Zutritt zu Hotellerie und Gastronomie zu verweigern, kritisierte er in einer Aussendung das „Aussperren“. NEOS sah die Notbremse gezogen, vermisste aber ein Ziel der Regierung. „Das wäre alles nicht notwendig gewesen“, meinte NEOS-Vizeklubobmann Gerald Loacker zu dem aus seiner Sicht viel zu späten Reagieren.