Novemberpogrom: Gedenken mit Mahnung zur Wachsamkeit

Heute jährt sich zum 83. Mal das Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung in Österreich und Deutschland in der Nacht auf den 10. November 1938. Damals wurden jüdische Mitbürger ermordet, ihre Geschäfte geplündert, Wohnungen verwüstet und Synagogen angezündet. Politiker und Kirchenvertreter gedachten heute der Opfer und mahnten angesichts der aktuell zunehmenden antisemtischen Tendenzen zur Wachsamkeit.

In der NS-Pogromnacht vor 83 Jahren verdichtete sich der antisemitische Hass zu brutaler Gewalt. Eine erste Welle der Vernichtung brach über die Juden herein. „Uns Nachgeborene mahnt die Geschichte, achtsam zu sein und uns jeglichem Antisemitismus und Rechtsextremismus entschlossen entgegenzustellen“, sagte Justizministerin Alma Zadic (Grüne).

Sie übernahm mit Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) in Österreich die Schirmherrschaft für eine vom World Jewish Congress initiierte Videoaktion. In Wien und Linz werden in der Pogromnacht zerstörte oder nicht mehr existierende Synagogen durch Videoprojektionen digital rekonstruiert.

Zunahme antisemitischer Aktionen festgestellt

Einblick in das damalige jüdische Leben bietet auch das österreichisch-deutsch-schweizerische Projekt „Lebensgeschichten – Zeitzeugnisse von Genoziden“ der Bildungsplattform IWitness, das ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann präsentierte. Auf der Website sind rund 900 deutschsprachige Interviews mit Zeitzeugen zu finden, didaktisch aufbereitet für Schüler und Studierende.

Politiker und auch die Kirchen verwiesen in ihren Stellungnahmen zur Pogromnacht darauf, dass aktuell eine Zunahme antisemitischer und rechtsextremer Aktionen und Übergriffe festzustellen ist.

„Wir müssen aus der Geschichte lernen“

Seitens der SPÖ mahnten Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch deshalb zu „Wachsamkeit im Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus“. „Wir müssen aus der Geschichte lernen und die richtigen Konsequenzen ziehen“, sagte Rendi-Wagner und plädierte für eine „lebendige Gedenkkultur“.

„Gerade in der aktuellen Zeit muss jeder Form der Spaltung unserer Gesellschaft mit offenem Dialog entgegnet werden“, sagte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger. „Tagtäglich“ gelte es, sich gemeinsam um die Demokratie zu kümmern. „Für Antisemitismus darf es in Österreich keinen Platz geben. Jedweder Form von Antisemitismus muss daher rasch und entschieden entgegengetreten werden“, sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl in einer Aussendung.

Der Antisemitismus sei „in verschiedenen Formen wieder stark im Zunehmen“, stellte der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) in einer Erklärung zum Pogromgedenken fest – und warnte vor jedem Wegschauen oder Verharmlosen.

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Wie Juden ihre verlorene Heimat Österreich entdecken

Vor vierzig Jahren hat das Jewish Welcome Service begonnen, von den Nazis vertriebene Jüdinnen und Juden einzuladen, um sie mit dem neuen Wien bekanntzumachen. Mittlerweile sind es vor allem Angehörige der zweiten und dritten Generation, die die verlorene Heimat ihrer Vorfahren besuchen – eine oftmals emotionale, aber heilsame Erfahrung.

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