Architekt Hermann Czech wird 85

Der Wiener Architekt Hermann Czech feiert heute seinen 85. Geburtstag. Zur Ruhe gesetzt hat sich der einstige Assistent von Hans Hollein und Johannes Spalt, der sich auch als Theoretiker, Lehrender und Ausstellungsgestalter hervorgetan hat, jedoch noch nicht.

Geboren wurde Czech 1936 in Wien, wo er auch zunächst Philosophie sowie an der Schule für Filmgestaltung der Akademie für Musik und darstellende Kunst studierte. Sein Architekturstudium absolvierte er dann an der Technischen Hochschule Wien und später an der Akademie der bildenden Künste bei Ernst A. Plischke (dessen Arbeitsamt Wien-Liesing er 1997 restaurierte). Auch Konrad Wachsmann (Sommerakademie Salzburg) war ein wichtiger Lehrer.

„Architektur ist Hintergrund“

Mit „Architektur wird überschätzt“ hatte Czech 1971 seinen in den „protokollen“ veröffentlichten polemischen Text „Nur keine Panik“ begonnen, in dem er sich gegen eine auf Effekt und Aufmerksamkeit zielende Architekturhaltung wandte, die eigentlich „Öffentlichkeitsarbeit“ sei: „Architektur ist Hintergrund.“

Architekt Hermann Czech
APA/Helmut Fohringer

Doch Czech hat nicht nur kritische Zwischenrufe angebracht, sondern durchaus auch einige Bauwerke selbst gestaltet. Zu seinen verwirklichten Bauten zählen die Blockbebauung an der Wendeanlage der U3 in Wien-Ottakring (1997), eine Fußgängerbrücke im Wiener Stadtpark, die Rosa-Jochmann-Schule in Wien-Simmering (1994), das Hotel Messe Wien (2005) sowie ein Wohnbau in der Mustersiedlung internationaler Architekten in Wien-Hadersdorf (2007).

Gastroarchitektur vom Salzamt bis zum Theatercafe

Hinzu kommen Umbauten wie die Winterverglasung der Loggia der Wiener Staatsoper (1994). Bekannt wurde Czech auch durch eine Vielzahl von Gastroarchitekturen wie das Kleine Cafe (1970 und 1974), die Wunder-Bar (1976), das Salzamt (1983), das mittlerweile umgestaltete MAK-Cafe (1993) und das Theatercafe (1998 und 2010).

Arbeiten von Czech waren unter anderem auf den Architekturbiennalen 1980, 1991 und 2000 in Venedig vertreten sowie bei Einzelausstellungen in London, Basel und Innsbruck. Er hatte Gastprofessuren an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, der Harvard Universität in den USA, an der ETH Zürich und an der Akademie der bildenden Künste Wien inne.

Czech wurde u. a. 1985 mit dem Preis der Stadt Wien für Architektur, 1998 mit dem Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Architektur, 2001 mit dem Kunstpreis Berlin und 2007 mit der Goldenen Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien ausgezeichnet. 2017 kam der damals erstmals vergebene Hans-Hollein-Kunstpreis hinzu.