Rabenhof Theater während Lockdown
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Kulturinstitutionen

Kritik und Verständnis für Lockdown

Vom Theater bis zum Museum, von den Kinos bis zu Konzerten: Mit dem österreichweiten Lockdown ab Montag steht auch das kulturelle Leben abseits des virtuellen Raums wieder still. Bis maximal 13. Dezember soll der Lockdown dauern, wobei einige Vertreter der Kulturszene nicht an eine Wiederöffnung in drei Wochen glauben und ihrem Frust über „Missmanagement“ Luft machen. Andere Stimmen sprechen ihr Lob aus.

Den erneuten bundesweiten Lockdown im Kulturbereich ab Montag bezeichnete Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) als einen „erneuten Rückschlag, der sich nicht beschönigen lässt“. Das Publikum habe die bisherigen Anti-CoV-Maßnahmen sehr gut mitgetragen, allerdings hätten die vergangenen Wochen aufgrund der erhöhten Fallzahlen auch Besucherrückgänge sowie wegen vermehrter Covid-19-Fälle in den Ensembles auch Probleme gebracht, den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Als Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen wurde der NPO-Fonds bis zum ersten Quartal 2022 verlängert und mit zusätzlichen 125 Mio. Euro dotiert. Verlängert werden auch der Covid-19-Fonds des KSVF (Künstlersozialversicherungs-Fonds), der Veranstalterschutzschirm sowie der „Comeback-Zuschuss Film“.

Verständnis und Unmut

Vertreter der Kulturszene zeigten zwar Verständnis für die Notwendigkeit des Lockdowns, finden aber deutliche Worte des Unmuts. „Es ist äußerst ärgerlich, dass wir mit Ansage in eine Situation gerannt sind, die jetzt einen erneuten Lockdown notwendig macht“, so Burgtheater-Direktor Martin Kusej gegenüber der APA. Insgesamt von der Notwendigkeit eines Lockdown überzeugt zeigen sich die Bundestheater. „Wir wollen spielen, aber wir müssen uns auch der Realität stellen“, so Holding-Geschäftsführer Christian Kircher. Schließen sei besser, „als jeden Abend zu zittern, ob die Vorstellung stattfinden kann“ – mehr dazu in wien.ORF.at.

Auch der Intendant des gerade laufenden Musikfestivals Wien Modern, Bernhard Günther, fand deutliche Worte. „Die Kultur kassiert hier die Rechnung für andere.“ Im Theater in der Josefstadt stellt man ab kommenden Montag nicht nur den Vorstellungs-, sondern auch den Probenbetrieb ein. Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger will das weitere Geschehen abwarten und nicht mit dem heute bekanntgegebenen Lockdown-Ende nach 20 Tagen planen. „Ich gehe nicht davon aus, dass das nur 20 Tage sein wird, und glaube auch nicht, dass die Theater unter den Ersten sein werden, die aufsperren dürfen“ – mehr dazu in wien.ORF.at.

Hermann Schneider, Intendant der Linzer Landestheater rechnet aufgrund der Prognosen „persönlich nicht damit, dass vor Mitte Jänner Aufführungen vor Publikum stattfinden“ können. Für die darstellenden Künstler, in deren Gruppe die Durchimpfungsrate in seinem Haus bei über 90 Prozent liege, sei es „enttäuschend und frustrierend, dass sie wieder die Leidtragenden sind“, so Schneider. Dass alle Förderinstrumente des Bundes „gleich bis Ende des ersten Quartals 2022 verlängert wurden“, wertete wiederum KUPF-Geschäftsführer Thomas Diesenreiter als „kluge Entscheidung“. Dafür dankte er der Regierung, „nur so kann schlimmerer Schaden von der ohnedies gebeutelten Kunst- und Kulturszene Österreichs abgewendet werden“ – mehr dazu in ooe.ORF.at.

In Salzburg zeigten sich indes ebenfalls viele Organisatoren frustriert, weil sie nicht wissen, wie sie weiterplanen können. Das Landestheater etwa sagte mehr als 30 Veranstaltungen ab, auch das Salzburger Adventsingen kann nicht stattfinden – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Dörfler sieht „Missmanagement“

Christian Dörfler, Kinovertreter in der Wirtschaftskammer, zeigte sich ebenfalls zerknirscht und bezeichnete den neuerlichen Lockdown gegenüber der APA als „bedauerlich“. Dieser wäre im Gegensatz zu den vorangegangenen dank Impfung nicht notwendig gewesen: „Dieses Mal war es Missmanagement.“ Man hätte z. B. 2-G viel früher einführen können. Die Kinos hätten in den vergangenen Monaten viel Geld, Zeit und Arbeit investiert, um die Menschen wieder zurück vor die Leinwand zu bringen – und das mit Erfolg. „Wir hatten bisher einen sehr guten Herbst.“ So habe sein Haus, das Wiener Haydn-Kino, den drittbesten Oktober aller Zeiten verzeichnet.

Aber auch das unmittelbare Comeback der Kinos nach dem Ende der Maßnahmen könnte sich einmal mehr als schwierig gestalten – nämlich dann, wenn nach dem Lockdown keine Filme zur Verfügung stehen, weil sich die Starts wegen etwaiger stattfindender Kulturschließungen in Deutschland oder anderen großen Märkten verzögern. Trotzdem ist Dörfler überzeugt: „Die Kinos werden auch dieses Mal wieder zurückkommen.“ Es sei halt bedauerlich, jetzt wieder von vorn anfangen zu müssen.

Vorarlberger Veranstalter schließen teils früher

Bis zum Montag mit dem Lockdown warten wollen indes einige Veranstalter in Vorarlberg. Das Bregenzer Theater Kosmos etwa verschob alle Vorstellungen, weil man Theaterabende aufgrund der derzeitigen Infektionslage für nicht vertretbar halte – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Pragmatik und Forderungen bei Bundesmuseen

Pragmatisch im Hinblick auf die Notwendigkeit eines Lockdowns zum jetzigen Zeitpunkt zeigte sich auch Katrin Vohland, als Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums derzeit auch Vorsitzende der Bundesmuseenkonferenz: „Das ist ein Schritt, den wir nachvollziehen können.“ Selbstredend hätte die Politik früher reagieren können und müssen, aber derzeit bleibe wohl keine andere Maßnahme.

Deutlich auf finanzielle Kompensation drängte in einer Videobotschaft auch Klaus Albrecht Schröder als Direktor der Albertina: „Dieser Lockdown versetzt uns natürlich in eine außerordentlich schwierige Situation. Er war in keiner Weise vorherzusehen – und er ist auch nicht angekündigt worden. Im Gegenteil: Er ist ausgeschlossen worden.“ Nun entgehe dem Haus unter anderem der vorhergesehene Deckungsbeitrag durch die Modigliani-Blockbusterschau.

„Jetzt machen wir aufgrund des Lockdowns bis zum Jahresende einen weiteren Verlust in der Höhe von einer Million Euro. Nun haben wir heuer bereits einen Verlust in Höhe von sechs Millionen Euro erwirtschaftet, der uns nur dank der Unterstützung des Bundes reduziert wurde, der uns 5,1 Millionen Euro zugesagt und gewährt hat. Aber das reicht nicht“, so Schröder.